Im Schattenreich des Dr. Mubase
dich mit Schweinebraten, Nudeln, Pommes, Schoko-Pudding
und Torte. Wahrscheinlich nimmst du zu, und Dr. Mubase zahlt die Gebühren zurück.“
„Au Backe!“ Klößchen winkte der
Serviererin. „Ich weiß nicht, ob ich das schaffe. Als spionierender Ermittler
in dieser Hunger-Burg und umlauert... Ja, Fräulein, bitte noch ein Stück Torte.
Sie ist nicht gut, aber ich muß auf Vorrat essen, weil mich Fürchterliches
erwartet.“
Achselzuckend zog die Serviererin ab,
und Klößchen fuhr fort: „Wie stellst du dir das vor, Tim? Soll ich vormittags
in der Schule hocken und nachmittags in der Hunger-Burg…“
„Neiiin! In einer Woche haben wir
Herbstferien. Das ist die Gelegenheit. Ich würde den Fall auch lieber vorher...“
„Was? Ich soll meine Herbstferien
opfern?“ Klößchen hielt sich an der Tischkante fest.
„Na und? Von nichts kommt nichts. Ich
täte es auch. Pfote und Karl täten es. Aber wir haben nicht deine Figur.“
„Gott sei Dank nicht“, meinte Gaby
spitz. „Sonst wüßte ich über Fasten-Kuren besser Bescheid als dieser Dr.
Mubase.“
„Wenn du mich stichelst“, schnaubte
Klößchen, „bin ich zu gar nichts bereit.“
„Oh, verzeih, lieber Willi“, flötete
sie. „Ich wollte nur ausdrücken, daß ich mit deiner Taille nicht in meine Röcke
reinpaßte.“
„Also?“ Tim bezwang seine Ungeduld. „Machst
du’s — ja oder nein?“
Klößchen seufzte. „Muß ja wohl.
Hoffentlich würdigt ihr mein Heldentum. Ich bringe da ein gigantisches Opfer.“
„Es kostet dich fünf bis sechs Kilo
Speck“, meinte Gaby herzlos. „Wenn du schon von einem Opfer sprichst — gewisse
heidnische Naturvölker opfern ihren Göttern lebende Tiere. Und in grauer
Vorzeit — bis noch vor 200 Jahren — waren sogar Menschenopfer üblich bei den
Barbaren (grausamen Menschen). Also red nicht von großem Opfer — nur
weil du ein bißchen abnehmen darfst.“
„Ph!“ Klößchen riß der Serviererin den
Tortenteller aus der Hand. „Jedes Pfund an mir ist kostbar. Ich geb’ auch
nichts her.“
„Wir rufen bei der Klinik an“, sagte
Tim. „Wahrscheinlich muß man persönlich vorsprechen. Um so besser. Wir tanzen
zu viert an, halten die Augen offen, gewinnen einen ersten Eindruck.“
„Ich sehe ein Problem“, sagte Karl. „Willis
Fastenkur kostet bestimmt eine Menge Kohle — gerade weil sie ihm dort nichts zu
futtern geben. So ein Klinikchef hat meistens den Knete-Geier in seiner Seele,
sonst wäre er ja Land- oder Notarzt, wo Hilfe groß geschrieben wird. Ohne die
Einwilligung und Unterschrift von Willis Eltern läßt sich Dr. Mubase auf nichts
ein.“
„Daran habe ich schon gedacht“, nickte
Tim. „Wir begründen das so: Klößchen will seine Eltern mit einer tollen
Abmagerung überraschen. Soll ein Geburtstagsgeschenk für seinen Vater sein, der
demnächst ein Jahr älter wird. Deshalb...“
„Mein Vater“, sagte Klößchen, „hat erst
nach Weihnachten Geburtstag.“
„Zum Teufel, das braucht doch Mubase
nicht zu wissen. Du behauptest es einfach. Deshalb die Heimlichkeit. Und die
Kosten der Kur zahlst du mit links. Schließlich hast du ein Sparbuch, das aus
allen Nähten platzt. Während des Kuraufenthalts — sagen wir — bist du angeblich
bei mir. Zu Besuch.“
Klößchen hatte die Torte vertilgt. „Also
gut.“
Er reckte den Kopf und wollte der
Serviererin winken.
„Du ißt nichts mehr!“ gebot Gaby. „Du
mußt dich innerlich einstimmen auf die Fastenkur.“
„Jetzt schon?“
„Ab gestern wäre noch besser“, lachte
Gaby. „Aber das ist schon verpaßt.“
Tim blickte auf die Straße, wo eben
zwei junge Damen — etwa 18jährig - vorbeigingen.
Beide waren blond, aber eine war
blonder. Und die erinnerte ihn...
„Verdamm mich!“ murmelte er. „Wißt ihr,
was wir vergessen haben? Lothars Freundin. Es könnte durchaus sein, daß er sich
bei diesem Herzchen versteckt.“
„Bei Clarissa Hoppe?“ fragte Klößchen.
„Meines Wissens hat er nur die eine
Freundin.“
„Sie wohnt hinterm Güterbahnhof“, sagte
Gaby. „Kaum daß sie 18 war, ist sie bei ihren Eltern ausgezogen. Mit denen
versteht sie sich nicht. Sind aber nette Leute. Herr Hoppe arbeitet beim
Bauamt.“
Tim zückte sein Portemonnaie und machte
der Serviererin ein Zeichen. „Erst zu Clarissa Hoppe. Das drängt. Dann melden
wir uns telefonisch bei der Mubase-Klinik an. Für heute kriegen wir dort
sowieso keinen Termin mehr.“
9. Stiftekopf mit rotem Krad
Hinter dem Güterbahnhof beginnt
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