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Im Schattenwald

Im Schattenwald

Titel: Im Schattenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Haig
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Huldren stammen!
    Wer auch immer diese Kreatur getötet hat, kann noch hier sein, um mich zu töten.
    Der Wind schlug die Haustür knarrend zu.

    In diesem Moment verwandelte sich sein Unbehagen in blanke Angst.
    Die Panik bereitete ihm Übelkeit.
    Sein Herz spielte verrückt und begann zu rasen.
    Ibsen bellte.
    Diesmal ließ sich Samuel nicht dreimal bitten und flüchtete nach draußen.
    »Komm!«, sagte er zu Ibsen, »lass uns abhauen!«
    So schnell ihre Füße sie trugen, rannten sie aus dem Dorf. Doch auch im Laufen wurde Samuel das Bild des Schädels und seiner Geheimnisse nicht los, die irgendwo in der hohlen Düsternis der auseinanderstehenden Augen verborgen schienen.

Eine unhöfliche Unterbrechung des Autors
    V ielleicht fragst du dich jetzt, was Tante Eda zu dieser Zeit machte.
    Aber wahrscheinlich interessiert dich das gar nicht. Vermutlich fragst du dich eher, was die Huldren einst zwang, unter die Erde zu gehen. Oder du denkst an Martha in ihrer Gefängniszelle oder einfach daran, was du morgen zum Frühstück essen willst. Ich weiß es nicht. Ich bin schließlich nur der Autor und kein Gedankenleser. Doch wenn du dich wirklich fragst, was Tante Eda jetzt macht, dann solltest du unbedingt das nächste Kapitel lesen. Wenn nicht, dann kannst du es ruhig überspringen und gleich zum übernächsten weiterblättern, das »Tränen, die zu Eis gefrieren« heißt. Falls du das tust, könnte es allerdings sein, dass dich das Ende ein wenig verwirrt. Nicht dass ich dir vorschreiben will, wie du dieses Buch lesen sollst. Du kannst es auch von hinten nach vorne lesen, wenn du das unbedingt willst. Schließlich ist es dein Buch. Ich wollte dich nur wissen lassen, dass das nächste Kapitel von Tante Eda handelt, falls sie die Figur ist, die dich am wenigsten interessiert. Sie ist eine meiner Lieblingsfiguren, aber wir sind eben alle verschieden. Und noch eines: Wenn du gerade zu Abend gegessen hast, solltest du vielleicht ein wenig warten, ehe du »Das weiße Armband« liest, denn darin kommt ein wirklich unappetitlicher Kuss eines Schnurrbartträgers vor, der nach Käse schmeckt.
    Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.

Das weiße Armband
    T ante Eda war in ihrem Leben noch nie besonders schnell gefahren. Die Straßen und die vierrädrigen Metallkisten, die für sie gemacht waren, hatten ihr immer Angst eingeflößt. Und seit sie gehört hatte, was ihrer Schwester Liv zugestoßen war, hatte sich ihre Angst in reine Panik verwandelt.
    Doch jetzt jagte sie mit solcher Geschwindigkeit in Richtung Flåm, dass ihr verbeultes altes Auto kaum wusste, wie ihm geschah. Der Geschwindigkeitsmesser war im Nu auf über neunzig hochgeschnellt und lag jetzt weit darüber, seit sie die Hauptstraße erreicht hatte.
    »Komm schon, alte Karre!«, brummte sie, »das kann doch nicht alles sein!«
    Das Auto ächzte, als wolle es widersprechen, ratterte jedoch mit unverminderter Geschwindigkeit dem Dorf entgegen.
    Die Wiesen flogen undeutlich an den Scheiben vorbei, nur die weit entfernten Berge und Fjorde schienen so ruhig und erhaben dazuliegen wie auf einem Gemälde des Alten Tor.
    Auf quietschenden Reifen fuhr sie in den Ort, ließ Wohnhäuser und Kirche hinter sich, bog an der Kreuzung links ab und raste die Hauptstraße hinunter. Vor Oskars Geschäft machte Tante Eda eine Vollbremsung und eilte hinein.
    Ein paar Dorfbewohner standen im Laden. Eda schaute sich um, konnte Oskar aber nirgends erkennen. Nur sein
Sohn Fredrick saß auf einem Hocker und spielte mit seinem Taschenrechner.
    »Fredrick, wo ist dein Vater?«, fragte sie ihn.
    Der Junge sah verwirrt aus, als wäre Tante Eda eine Rechenaufgabe, die er nicht lösen konnte.
    »Äh … der ist oben.«
    »Ich muss ihn sofort sprechen. Es ist ein Notfall.«
    Tante Eda drückte sich an den gaffenden Dorfbewohnern vorbei und lief durch die Tür, die sich am Ende des Ladens befand.
    »Warte!«, rief Fredrick. »Mein Vater bringt mich um, wenn ich seine Vorschriften missachte.«
    Doch Tante Eda wusste, dass jetzt keine Zeit für Vorschriften war. Sie ging eine dunkle, schmale Treppe hinunter und folgte dem Geräusch von Oskars Stimme, das sie in einen großen weißen Raum mit Holzdielen führte, an dessen Wand der Kopf eines Rentiers hing.
    Oskar telefonierte mit seinem Käselieferanten und hatte Tante Eda den Rücken zugewandt.
    »Nein, nein, wir möchten Ihren Ziegenkäse nicht mehr. Ihr Jarlsberg-Käse ist wunderbar, schön weiß und cremig. Aber ihr Ziegenkäse hat einfach nicht

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