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Im Schattenwald

Im Schattenwald

Titel: Im Schattenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Haig
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sich hin. Samuel erkannte sofort den Tomtegubb wieder, den er und seine Tante beobachtet hatten. Am anderen Ende des Käfigs sah er ein großes Geschöpf mit zwei bärtigen Köpfen.
    Ein Troll , dachte Samuel schaudernd. Ein richtiger Troll. Wie auf den Bildern des Alten Tor.
    Doch war es der Anblick des vierten Gefangenen, der Samuel einen Schock versetzte.
    Dieser war weder eine Hexe noch ein Troll, sondern etwas viel Vertrauteres.
    Ein zehnjähriges Mädchen in einem marineblauen Kleid. Sie saß mit gekreuzten Beinen und völlig ausdruckslosem Gesicht auf dem Boden.
    Unwillkürlich stieß er ihren Namen hervor:
    »Martha!«
    Ein unbeschreibliches Gefühl der Freude und Erleichterung flutete durch seinen Körper.
    Sie lebt! Sie lebt!
    »Ich werde dich retten«, flüsterte er. »Ich werde dich nach Hause zurückholen.«
    Er machte ein paar Schritte nach vorne und hob seine Arme. Da Martha ihn nicht sehen konnte, trat er noch etwas näher heran.
    Später wurde ihm bewusst, dass er ein wenig länger hätte warten sollen. Aber das war später und jetzt ist jetzt.
    Einer der Wärter drehte sich um. Es war derselbe Huldre, der den Bäumen einen prüfenden Blick zugeworfen hatte. Nun hatte er Samuel entdeckt. Befehle wurden in einer seltsamen Sprache gerufen, dann sprangen zwei Wärter vom Wagen und liefen Samuel entgegen.

Die offene Tür
    I bsen erwachte durch das Getrappel von Hufen auf hartem Grund. Da Samuel nicht zu sehen war, folgte er seiner Fährte, bis er den Jungen erblickte.
    Ibsen bellte hinter ihm her, um ihm zu signalisieren, dass er dort nicht stehen bleiben durfte, doch Samuel bewegte sich nicht vom Fleck. Wenn sie ihn gefangen nahmen, wäre er wieder mit Martha vereinigt, und war es nicht das, was er eigentlich wollte?
    Nein.
    Er konnte Martha sicher besser befreien, wenn er selbst frei blieb. Wenn die Huldren auch ihn erwischten, wären sie beide des Todes.
    Also rannte er los.
    Schnell.
    Die Pixie-Sandalen berührten kaum den Boden, als er in vollem Tempo hinter Ibsens Schwanz herjagte, zwischen Baumstämmen hindurch und über Kiefernzapfen hinweg, während sich die erschrockenen Hasen in die Büsche schlugen. Er warf einen Blick über die Schulter.
    Die Huldren kamen näher. Einer zog einen Dolch aus seinem Gürtel und schleuderte ihn hinter Samuel her. Er landete direkt neben seinen Füßen.
    Für einen Augenblick spielte Samuel mit dem Gedanken, ihn aufzuheben, aber das hätte zu viel Zeit erfordert. Er rannte
weiter, während Unkraut und Farne gegen seine Beine schlugen. Sie spurteten am Slemp vorbei, der immer noch schlief.
    Ibsen sprang den Hang hinauf. Samuel setzte ihm nach und spürte bei jedem Schritt ein Brennen in der Brust.
    Der Hang wurde flacher, bis sie schließlich die Kuppe eines Hügels erreichten. Durch die Bäume hindurch konnten sie einige im Halbkreis angeordnete Häuser erkennen, hinter denen sich jeweils ein Hasengehege befand.
    »Ibsen!«
    Der Hund lief zwischen zwei Gehegen auf das nächstbeste Haus zu, schlüpfte unter einem Holztisch hindurch und verschwand durch die offene Haustür.
    Samuel konnte gerade noch einen Blick auf seinen geschwungenen Schwanz erhaschen.
    Er drehte sich um und sah, dass die beiden Huldren die Kuppe des Hügels noch nicht erreicht hatten. Wenn er ebenfalls durch die offen stehende Tür lief, würden sie ihn nicht so schnell entdecken.
    Ein Messer lag auf dem Tisch vor dem Haus. Es war blutverschmiert.
    Er schnappte es sich, lief durch die offene Tür und zog sie hinter sich zu. Dann spürte er einen dumpfen Schlag auf den Hinterkopf, ehe ihm schwarz vor Augen wurde.

Ein Trollhaus
    D as Erste, was Samuel spürte, war der Schmerz. Sein Kopf schien förmlich zerspringen zu wollen. Das Zweite, was er wahrnahm, war etwas Weiches jenseits des Schmerzes. Ein Kissen. Er lag auf einem Bett.
    Wo bin ich?
    Für einen Moment glaubte er, wieder zu Hause zu sein. War alles, was er seit Marthas Geburtstag erlebt hatte, nur ein furchtbarer Albtraum gewesen?
    Er schlug die Augen auf. Eine verschwommene Gestalt mit sanften, mütterlichen Augen beugte sich über sein Bett.
    »Mum?«, fragte er. »Mum, bist du’s?«
    Als sein Blick schärfer wurde, verwandelten sich die beiden mütterlichen Augen in ein einzelnes Auge und die Frau, die er für seine Mutter gehalten hatte, in das hässlichste Weib, das er je zu Gesicht bekommen hatte.
    Die Tatsache, dass sie nur ein Auge besaß, das sich mitten auf ihrer Stirn befand, war nicht das einzig Abstoßende an ihrem

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