Im Schattenwald
seine Peitsche schwang.
Der Schnee war überall. Er hing in den beiden Bärten der Trolle und türmte sich hinter den Ohren und auf den wulstigen Nasen der Huldren und bedeckte ihre Kleider, die aus Caloosh-Häuten bestanden. Der Tomtegubb sah aus wie ein einziger großer Schneeball.
Schließlich war es so weit.
Der Wagen blieb mitsamt dem Käfig, den er transportierte, stecken. Der Kutscher gab natürlich den Pferden die Schuld und hieb wutentbrannt auf sie ein. Doch dann entdeckte Grentul, dass sie nicht weiterkamen, weil der Schnee die Achse blockierte.
»Nit da enna kullook!«, rief er, als die brennenden Fackeln im Schneetreiben erloschen. »Enna kullook!«
Erst in diesem Moment sah er, dass die Nägel der Schneehexe bereits zwischen den Gitterstäben hervorschauten.
»Odduck felk!«
Auf seinen Befehl hin rissen Vjpp und ein anderer Wärter die Käfigtür auf, stießen Martha zur Seite, packten die Schneehexe und schüttelten sie.
Aber es war zu spät.
Der Zauber war vollendet.
Und die Schneehexe, begraben unter einem Leichentuch aus weißem Schnee und weißem Haar, war tot.
Der siegreiche Tomtegubb (und der heldenhafte Mensch)
W ährend Martha die tote Hexe anstarrte, machten die übrigen Gefangenen noch eine andere interessante Entdeckung.
»Schau!«, sagte der linke Troll, der eine Kopfbewegung in Richtung der offenen Käfigtür machte. »Schnell, lass uns abhauen!«
»Schlag dir das aus deinem hässlichen Kopf«, brummte der rechte Troll. »Die fangen uns doch sofort wieder ein. Hast du ihre Waffen gesehen?«
Die Waffen der Huldren waren tatsächlich Furcht einflößend. Jeder einzelne Wärter trug an seinem Gürtel eine kleine Wurfaxt, ein Schwert, einen Zungenstrecker und zwei Dolche.
»Wenn wir hierbleiben, töten sie uns in jedem Fall. Wenn wir fliehen, haben wir zumindest eine Chance«, sagte der linke Troll. »Schau doch, ihre Fackeln sind erloschen. Im Dunkeln werden sie uns nicht so schnell finden.«
Der Tomtegubb sprang auf die Füße. »Komm, Mädchen, wir gehen!«
Vjpp fuhr herum und sah, wie die Gefangenen aus der offenen Tür drängten. »Fregg vemper!«, fauchte er, während er sich durch den tiefen Schnee kämpfte.
Alle Huldren hatten inzwischen die prekäre Situation bemerkt.
»Jetzt!«, kommandierte der linke Troll und wollte den rechten Troll mit sich ziehen.
Doch sein Kommando kam zu spät.
Vjpp und ein anderer riesiger Wärter blockierten den Ausgang. Vjpp hielt einen Dolch, der andere ein Schwert in der Hand.
»Ober jann oggipdiff«, sagte Vjpp. Er leckte sich mit seiner blauen Zunge die Lippen, während er sich bereits vorstellte, wie er der Auseinandersetzung ein gewalttätiges Ende bereiten konnte.
Keiner der Gefangenen wusste, was sie jetzt tun sollten. Sie verstanden zwar die Worte der Huldren nicht, doch ihre Waffen sprachen eine deutliche Sprache.
Der linke Troll streckte schützend seinen Arm vor Martha aus.
»Ich hab dir ja gesagt, dass es eine Schnapsidee ist!«, sagte der rechte Troll.
»Kannst du nicht einmal deine blöde Klappe halten!«, giftete der linke Troll.
»Ach, kommt schon«, schaltete sich der Tomtegubb ein. »Man muss das von der positiven Seite aus betrachten.«
Während sich alle fragten, was wohl die positive Seite an dieser grauenhaften Situation sein mochte, geschah Folgendes:
Vjpp trat näher an sie heran. So nah, dass der linke Troll ihm den Dolch aus der Hand schlagen, Vjpp an der Kehle packen und hochheben konnte.
»Pass auf!«, rief der rechte Troll und deutete auf den riesigen Wärter, dessen Schwert in diesem Moment auf den schneebedeckten Boden des Käfigs hieb.
Doch diesmal war es der Tomtegubb, der den riesigen Huldren mit einem gezielten Fußtritt in den Schnee beförderte.
»Mir nach!«
Alle folgten dem Kommando des linken Trolls und stürmten aus der offenen Käfigtür. Doch schon nach wenigen Schritten sahen sie sich mit den anderen Huldren sowie dem alten Kutscher konfrontiert.
Schwerter und Dolche waren auf sie gerichtet.
Grentul schleuderte seine Wurfaxt und zielte dabei genau in die Mitte zwischen die beiden Trollköpfe.
»Pst! Da unten …«
Martha drehte sich um und sah den Tomtegubb, der unter den Wagen deutete.
»Dort können wir uns verstecken.«
Als Martha sich nicht vom Fleck rührte, griff der Tomtegubb kurzentschlossen nach ihrer Hand und zog sie unter den Wagen. Währenddessen streckte der linke Troll seine Hand in den Käfig und riss die Axt an sich, die gerade nach ihm geworfen worden
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