Im Schloss der Leidenschaft
sein.
4. KAPITEL
Lieblich und grün, bot das Loire-Tal einen starken Kontrast zu der kargen Landschaft in San Antonia. Lange folgte der Wagen dem Flussverlauf, bis die Straße steil anstieg, und Emily angesichts der grauen Steinmauern, die plötzlich vor ihr aus dem Boden ragten, unwillkürlich den Atem anhielt.
„Du willst, dass Jean-Claude hier aufwächst?“, fragte sie schwach, während sie durch ein schmiedeeisernes Tor in einen großen Innenhof einfuhren. „Es sieht … mittelalterlich aus!“
„Das ist es auch. Château Montiard stammt aus dem fünfzehnten Jahrhundert und die Außenmauern, Türme und der Weinkeller noch vom Originalgebäude. Genau wie der Kerker“, fügte Luc hinzu. Sie warf ihm einen überraschten Blick zu, hatte jedoch nicht den Eindruck, dass er scherzte. „Aber der Hauptflügel ist modernisiert, und Jean-Claudes Kinderzimmer habe ich selbst eingerichtet. Es wird ihm an nichts fehlen.“
„Wie sind die Vaillons zu dem Château gekommen?“, fragte Emily neugierig, woraufhin Luc mit den Schultern zuckte.
„Vermutlich durch Gewalt. Meine Vorfahren waren Räuber, obwohl die Geschichte besagt, dass René Vaillon den ursprünglichen Besitzer in der Hand hatte undihn dazu zwang, seine Tochter mit ihm zu verheiraten. Weiter heißt es, das Mädchen habe sich geweigert, mit dem ungehobelten René zu schlafen. Um sie zu bestrafen, sperrte er sie in den höchsten Turm, doch anstatt sich ihm hinzugeben, hat sie sich von den Zinnen gestürzt. Welch ein Glück, chérie, dass du nicht solche Vorbehalte gegen Sex hast!“
„Armes Ding“, murmelte Emily kühl, seine Stichelei ignorierend. „Keine Frau möchte einen Barbaren als Mann, der ihr keinen Respekt entgegenbringt.“
Beim Anblick von Lucs verkrampftem Unterkiefer erwartete sie einen Wutausbruch, doch stattdessen lächelte er. „ Touché, ma petite, du hast eine scharfe Zunge bekommen, aber vielleicht sollte ich dich daran erinnern, dass deine Position hier ziemlich schwach ist. Besser du reizt mich nicht.“
„Um Gottes willen, nein, mir ist völlig klar, dass du von deiner Frau erwartest, dass sie gehorsam und unterwürfig ist.“
„Dann sollten wir wunderbar miteinander auskommen.“
Immer das letzte Wort, dachte Emily böse, während sie ihm hinterhersah, wie er über den Hof ging, um eine Unmenge an livriertem Personal zu begrüßen, das auf der Treppe zum großen Hauptportal stand. Seine Sekretäre und das Kindermädchen waren in einem zweiten Wagen gefahren, und als Emily Jean-Claude aus seinem Kindersitz befreite, kam Liz Crawford schon mit ausgestreckten Armen auf sie zu, um ihren Schützling in Empfang zu nehmen.
„Monsieur Vaillon hat mich gebeten, den Kleinen direkt ins Kinderzimmer zu bringen, während er Sie seinem Personal vorstellt“, erklärte sie entschuldigend, woraufhin Emily das Herz sank. Innerlich zitterte sie,als sie den Hof überquerte und sich zu Luc gesellte, der bereits auf sie wartete. Wenn sie doch nur etwas weniger Buntes angezogen hätte. Als ihr leuchtend orangefarbener Rock von einer leichten Brise aufgewirbelt wurde, kam sie sich wie ein Pfau bei einer Beerdigung vor.
Auch Luc verkrampfte sich unwillkürlich, als sie zu ihm auf die Treppe trat. Wenn möglich, so sah sie in diesem Moment noch schöner aus als am ersten Tag ihrer Begegnung, dachte er. Das helle Sonnenlicht machte ihren Rock beinahe transparent und zeigte die Silhouette ihrer schlanken Figur.
Mit finsterem Blick auf einen jungen Stallburschen stellte er fest, dass Emilys Schönheit nicht nur ihm auffiel. Vielleicht hatte sein Vorfahr René ganz recht daran getan, seine junge Braut in den Turm zu sperren und vor anderen Bewunderern zu schützen. Ein plötzlicher Windstoß blies ihm Emilys Haar ins Gesicht. Es duftete nach Zitronen, frisch und verführerisch. Am liebsten hätte er die seidigen Strähnen um seine Finger gewickelt, ihren Kopf zu sich gezogen und ihren Mund auf eine Art und Weise erobert, die dem unverschämten Stallburschen deutlich machte, dass sie Madame Vaillon war, seine Frau.
Nervös strich sich Emily das Haar zurück. Sie war sich mehr als bewusst, dass Lucs Angestellte sie neugierig musterten. Zweifellos hatten sie angenommen, dass seine Frau elegant und kultiviert war, und so brachte sie nur ein schüchternes Lächeln zustande, als Luc seinen Butler Philippe vorstellte, der sich zusammen mit seiner Frau Sylvie und seiner Tochter Simone um das Château kümmerte.
Obwohl das Anwesen von außen äußerst
Weitere Kostenlose Bücher