Im Schloss der Leidenschaft
Verpflichtungen und Konferenzen auf der ganzen Welt?“, rief Emily mit einer Spur Panik in der Stimme. „Du kannst ihn schlecht in Besprechungen mitnehmen.“
„Ich werde eben weniger reisen. Auch wenn es mir nicht leichtfällt, solche Dinge an andere zu delegieren, ist es nur ein kleines Opfer, wenn ich dafür mit meinem Sohn zusammenleben kann.“
„Ein Opfer, das du für mich nicht gebracht hast“, meinte Emily bitter. Als er darauf nicht antwortete, warnte sie ihn: „Du kannst mich nicht zwingen, hierzubleiben!“
„Nein, aber ich kann dafür sorgen, dass du mit meinem Sohn nie einen Schritt aus den Mauern des Châteaus machst“, versetzte er kalt, und die unüberhörbareDrohung in seiner Stimme versetzte ihr eine Gänsehaut. Natürlich wusste er, dass sie nicht ohne ihr Baby gehen würde. Das war die schlimmste Form emotionaler Erpressung, und sie saß in der Falle.
Luc ging weiter die Treppe hinauf und verschwand aus ihrem Blickfeld, doch Emily lief ihm hinterher, bis sie vor einem riesigen Ölgemälde hielt, das an der Wand über der Haupttreppe hing. Das Porträt einer Frau in moderner Kleidung. Irgendetwas an ihrem Gesicht fesselte Emily. Wen auch immer das Porträt darstellte, es zeigte die schönste Frau, die Emily je gesehen hatte – mit klassischen Zügen und rabenschwarzem Haar. Jeder Zoll dieser Frau war elegant und apart, eine wahre Schlossherrin, was Emily einmal mehr verdeutlichte, dass sie selbst in ihren billigen bunten Kleidern nicht hierher passte. In gewisser Weise wäre es noch schlimmer, in einem abgelegenen französischen Schloss zu wohnen als in dem modernen Penthouse in Chelsea. Hier gab es für sie gar keine Chance, eigene Freundschaften zu schließen. Hier drohte ihr die vollkommene Abhängigkeit von Luc – ein Gedanke, der sie zutiefst erschreckte.
Sie eilte die Stufen hinauf und gelangte in einen langen Gang, an dessen Ende Licht durch ein großes Fenster fiel. Wie bei Alice im Wunderland, dachte sie panisch, während sie den Gang hinunterlief und alle Türen zu beiden Seiten verschlossen fand. Nur die letzte links stand leicht offen, und erleichtert stieß Emily sie auf. Als sie den großen Raum betrat, stockte ihr der Atem.
Fußboden, Decke und Täfelung waren aus dunklem Holz, was das Zimmer insgesamt dunkel hätte wirken lassen können, doch eine Wand bestand ganz und gar aus riesigen Fenstern. An der gegenüberliegenden Wand sah sie einen großartigen Kamin und darüber eine gigantische Tapisserie, zweifellos antik. Jedoch fesselten wenigerdas Dekor und die Kunstwerke Emilys Aufmerksamkeit als das riesige geschnitzte Holzbett in der Mitte des Raums, das ein altes Wappen zierte. Ob der verabscheuungswürdige René seine Braut gezwungen hatte, hier mit ihm zu schlafen?
„Luc!“ Überall in diesem Raum schienen Gespenster zu spuken, und Emily wirbelte herum, als das Rauschen einer modernen Dusche ertönte – froh, ein vertrautes Geräusch zu hören. „Wir müssen reden.“
Das Bad, das an das Schlafzimmer des Schlossherren grenzte, war ein gelungener Kompromiss aus der historischen Vergangenheit des Châteaus und modernster Technik. Obwohl in der Mitte eine alte Porzellanwanne auf Klauenfüßen stand und den Raum dominierte, fügte sich die Duschkabine in der Ecke harmonisch in den Raum ein.
„Hörst du zu?“, rief sie der schattenhaften Figur zu, die schwach durch das Milchglas erkennbar war. „Wie du so gern betonst, bin ich deine Frau, und als solche habe ich auch Rechte. Ich werde nicht erlauben, dass du sie mit Füßen trittst!“
„Mit Füßen trete!“, explodierte Luc hinter der Duschtür.
Hastig trat Emily einen Schritt zurück, doch es war zu spät. Die Glastüren öffneten sich, ein nasser Männerarm schnellte hinaus und zog sie zu sich in die Kabine, wo ihre Kleider innerhalb von Sekunden klatschnass waren.
„Meine Zurückhaltung dir gegenüber war geradezu heldenhaft“, rief Luc wutentbrannt, während Emily sich Schutz suchend gegen die Kachelwand drückte.
Wie magisch zog sein atemberaubender nackter Körper ihren Blick an. Selbst eine Heilige wäre in dieser Situation auf verwerfliche Gedanken gekommen. EmilysGedanken jedenfalls mussten offensichtlich sein, denn seine harte pulsierende Männlichkeit richtete sich auf und schwoll an.
„ Mon Dieu, das kann ich nicht gebrauchen“, murmelte er, woraufhin sie in sein Gesicht sah und zu ihrer großen Überraschung eine leichte Röte auf seinen Wangen entdeckte. „Hör auf, mich so
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