Im Schloss der Leidenschaft
seinen Augenbrauen sammelten sich Schweißtröpfchen, sein Gesicht wurde starr, als er die alles mit sich reißende Woge der Erfüllung aufzuhalten versuchte. „Emily …“ Ihr Name, er rief ihren Namen, und wieder wunderte sie sich über seinen vollständigen Kontrollverlust, wo seine Selbstbeherrschung doch sonst so absolut war. Vielleicht wollte er sie demütigen, aber in diesem Machtkampf gab es keine Gewinner, sondern nur Verlierer, dachte sie traurig und blinzelte gegen die plötzlich aufsteigendenTränen an.
„Ich denke, damit hat sich eine Scheidung ein für alle Mal erledigt, oder?“, fragte er nach einer Weile mit einem solchen Triumph, dass Emilys Selbstachtung sich augenblicklich in Luft auflöste und sie in einer schützenden Geste die Arme um den Körper schlang. „Ich muss schon sagen, es beeindruckt mich, mit welcher Hingabe du dich deinen ehelichen Pflichten widmest.“
„Mir ist völlig egal, was du denkst“, erwiderte sie gepresst, ihre Stimme belegt von den Tränen, die sie verzweifelt vor ihm verbergen wollte. Einen Moment erstarrte er, und sie spürte seinen Blick auf sich, auch wenn sie sich weigerte, sich zu ihm umzudrehen und ihn anzusehen.
„Emily …“ Seine Stimme klang merkwürdig, doch sie wappnete sich innerlich gegen diesen Klang. Luc war aus demselben Stein wie dieses Château, und jede weiche Note an ihm bildete sie sich nur ein.
„Fahr zur Hölle“, fuhr sie ihn an. „Du hast bekommen, was du wolltest, und ich auch. Belass es dabei, okay? Wir sind quitt.“
Kurz befürchtete sie, er würde sie ansehen, und sie betete innerlich, dass er ging, bevor sie zusammenbrach. Den Gedanken, dass er sie weinen sah, ertrug sie nicht. Daher atmete sie erleichtert aus, als er aufstand.
„Wie du willst, chérie. Ich schlage vor, dass du hierbleibst und dich ausruhst. Du siehst … ziemlich fertig aus“, meinte er, schon auf dem Weg ins Bad. „Robyn hat für heute Abend einen kleinen Empfang organisiert, damit du ein paar meiner Freunde kennenlernst, die hier in der Umgebung leben. Alle sind sehr neugierig, die neue Herrin von Château Montiard kennenzulernen“, fügte er hinzu, als Emily sich entsetzt umdrehte und ihn anstarrte, unfähig, ihr Entsetzen zu verbergen.
„Du meinst, Robyn ist hier ?“
„ Naturellement. Wo sollte sie sonst sein?“
„Ja, in der Tat, wo sonst?“ Emily schockierte seine offene Grausamkeit – genauso wie das Ausmaß des Schmerzes, den sie empfand.
An der Tür zum Bad hielt Luc und seufzte ungeduldig. „Ich habe dir schon gesagt, dass ich jetzt hier arbeiten werde, und Robyn ist meine persönliche Assistentin. Ich brauche und schätze ihre organisatorischen Fähigkeiten, also bitte lass nicht wieder deine blühende Fantasie mit dir durchgehen, ma petite .“
Nur mit allem schauspielerischen Talent, das sie besaß, schaffte Emily es, Luc mit kühler Verachtung zu betrachten. „Ich bin sicher, dass ihre organisatorischen Fähigkeiten das Geringste sind, aber das ist deine Sache. Eines würde ich aber doch gern wissen – wen von uns beiden wirst du als Herrin des Châteaus vorstellen? Vielleicht überlegst du dir das, bevor du deine Freunde in Verlegenheit bringst“, murmelte sie und zuckte zusammen, als er die Tür mit solcher Wucht zuschlug, dass sie beinahe aus den Angeln flog. Erst dann vergrub sie ihr Gesicht in den Kissen und weinte so lange, bis keine Tränen mehr übrig waren. Irgendwann übermannte sie die Erschöpfung, und sie schlief ein. Daher bekam sie nicht mit, wie Luc zurückkehrte, ihr tränenfeuchtes Gesicht betrachtete und sie sanft zudeckte.
5. KAPITEL
Dieser Tag sollte als derjenige in meinem Gedächtnis haften bleiben, an dem ich zum ersten Mal meinen Sohn in den Armen gehalten habe, dachte Luc. Stattdessen beherrschte ein anderer Mensch seine Gedanken.
Emily.
Ihr Name wirbelte durch seinen Kopf, reizte ihn, verfolgte ihn, wie er es immer getan hatte. Mit einem unterdrückten Fluch ging Luc in den Speisesalon und erinnerte sich daran, wie sie sich ihm noch vor wenigen Stunden voller Leidenschaft hingegeben hatte. Bald fing die verdammte Dinnerparty an, die Robyn organisiert hatte, doch sein Körper durchlebte die erotische Erinnerung mit einem Enthusiasmus, der ihn beinahe schockierte. Wie, in aller Welt, sollte er das Dinner überstehen, wenn er viel lieber nach oben gehen und seine Frau mit einer Ausgiebigkeit lieben wollte, die ihn für die verlorenen Monate entschädigte?
Nicht, dass er willkommen wäre,
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