Im Schloss der Leidenschaft
eingeschätzt hatte. Doch wenn das stimmte,warum hatte er dann nicht die Chance genutzt, Jean-Claude nach seiner Geburt zu sehen? All das ergab keinen Sinn.
„Wünschst du dir manchmal auch, du könntest die Zeit zurückdrehen?“, seufzte sie, woraufhin er kurz und bitter auflachte.
„An jedem einzelnen Tag meines Lebens, chérie – und aus vielerlei Gründen“, fügte er hinzu, aber sie war sicher, dass er von ihrer Ehe sprach und den Tag bereute, an dem sie geheiratet hatten. Sofort kehrten all ihre Unsicherheiten zurück. „Aber unglücklicherweise können wir die Vergangenheit nicht ändern. Ich habe so viel von Jean-Claudes Kindheit verpasst. Kostbare Zeit, die nie ersetzt werden kann, und für was? Mon Dieu, Emily, wahrscheinlich sollte ich froh sein, dass es nur ein Jahr war. Wenn es nach dir gegangen wäre, hättest du ihn vermutlich für immer vor mir versteckt.“
„Ich habe dir gesagt, dass ich nach England wollte, um das Sorgerecht mit dir zu teilen“, verteidigte sie sich.
„Nur weil dir das Geld ausgegangen ist“, meinte er verächtlich, und sie zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen.
„Das stimmt nicht! Ich brauche kein Geld. Ich brauche gar nichts von dir. Alles, was ich wollte, war ein wenig deiner Zeit“, sagte sie eindringlich. „Ich wollte, dass wir auch außerhalb des Schlafzimmers eine Beziehung aufbauen, aber du hast mir das Gefühl gegeben, dass ich dich nur im Bett interessiere.“
„Was du gehasst hast, wie ich vermute?“, spottete er mit funkelnden Augen.
Warum war es nur so schwer, zu ihm durchzudringen?
„Ich habe es nicht gehasst, war aber unglücklich, weil es keine andere Kommunikationsform zwischen unsgab. Eine Ehe kann nicht allein mit Sex überleben, wie wir ja sehr schnell feststellen durften, als ich schwanger wurde und du dich geweigert hast, mir auch nur nahe zu kommen. Da gab es verdammt wenig Kommunikation zwischen uns, oder, Luc?“
„Du klingst wie ein verwöhntes Gör, das um Aufmerksamkeit bettelt“, schnaubte er, denn er kämpfte gegen sein schlechtes Gewissen, weil er nicht genug Zeit mit ihr verbracht hatte. Dinge mit einem anderen Menschen zu teilen, war ihm tatsächlich völlig fremd. Immer hatte er seine Rolle darin gesehen, Emily zu beschützen und für sie zu sorgen, fest entschlossen, es so gut wie möglich zu machen. Doch anscheinend reichte das nicht.
Frauen zu verstehen, war wirklich nicht leicht, entschied er, drehte sich um und ging in Richtung Tür. Dort hielt er noch einmal an. „Hat Simone dir nicht das Kleid gegeben, das ich für dich gekauft habe?“
„Doch, hat sie, aber ich habe dir bereits gesagt, dass ich nichts von dir will.“ Und schon gar kein Kleid, das seine Sekretärin ausgesucht hatte, dachte Emily wütend. Wie konnte Luc nur so unsensibel sein? „Ich ziehe es vor, meine eigenen Kleider zu tragen, auch wenn sie deinem hohen Standard vermutlich nicht entsprechen.“
„ Non, du siehst wie eine Schlampe aus“, versetzte er kalt und hätte sich im selben Moment am liebsten die Zunge abgebissen, als er sah, wie sie erbleichte. Warum, in aller Welt, verletzte er sie ständig? Lag es daran, dass das Kleid aufreizender wirkte, als ihm lieb war? Bei seinen Geliebten hatte es ihn nie gestört, wenn sie in einem Hauch von Nichts herumstolziert waren, aber Emily war seine Ehefrau, und er hätte sie am liebsten vor der Welt weggesperrt.
„Unsere Gäste sind bereits eingetroffen“, murmelte er, während er seinen Blick von ihr losriss. Trotzig hob sieden Kopf.
„Gut, denn alle anderen Kleider, die ich besitze, sind noch kürzer und ausgeschnittener und insgesamt noch schlampiger “, entgegnete sie wütend. „Ganz und gar nicht das, was deine Freunde gewohnt sind.“ Keinesfalls würde sie ihm die Befriedigung gönnen, mit seiner grausamen Bemerkung ihr Selbstwertgefühl zerstört zu haben. Als sie an ihm vorbeistürmen wollte, packte er sie am Arm.
„Meine Freunde haben lange darauf gewartet, dich kennenzulernen, und sie glauben, dass wir eine glückliche Familie sind. Wir wollen sie nicht desillusionieren“, warnte er sanft.
„Was genau soll das heißen?“, fragte Emily spitz.
„Das heißt, dass du heute Abend meine hingebungsvolle Ehefrau spielen wirst, furchtbar glücklich, dass wir endlich wieder vereint sind.“
„Ich fürchte, meine Fähigkeiten als Schauspielerin sind nicht so gut“, versetzte sie kühl und ging vor ihm die Treppen hinunter. Er lachte.
„Dann solltest du improvisieren,
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