Im Schloss der Leidenschaft
Weitem darauf hinwies, wie teuer sie gewesen war. Aber Robyn war eine Lügnerin, und Emily ertrug den Gedanken kaum, dass Luc ihr vertraute.
„Sie ist – war“, korrigierte sie sich unsicher, „unglaublich apart, aber wer war sie?“
„Das weißt du nicht? Sabine war Lucs Frau, die erste Madame Vaillon. Ich hätte gedacht, dass er dir von ihr erzählt hat“, fügte sie hinzu, während Emily sie nur vollkommen konsterniert anstarrte – unfähig, ihren Schock zu verbergen.
„Er hat niemals erwähnt, dass er bereits einmal verheiratet war“, gab sie mit belegter Stimme zu, und langsam wich ihre Ungläubigkeit der Demütigung, dass Robyn Geheimnisse kannte, von denen Emily nicht einmal etwas ahnte. Sie fühlte sich, als wäre ihr das Herz herausgerissen worden. Warum hatte Luc nie etwas gesagt? „Wie ist sie gestorben?“, flüsterte sie und kämpfte dabeigegen eine Welle von Übelkeit.
„Sabine Bressan war ein Model – die Muse eines berühmten französischen Modedesigners –, die nach ihrer Arbeit als Model eine erfolgreiche Karriere als Schauspielerin begann“, erzählte Robyn. „Luc hat sich auf den ersten Blick in sie verliebt. Er betete sie an, und sie waren das französische Traumpaar schlechthin, was ihren Tod umso tragischer machte.“
„Was ist passiert …?“ Sabine hatte doch nicht etwa Selbstmord begangen wie schon zwei andere Vaillon-Ehefrauen vor ihr?
„Sie hatte eine Bauchhöhlenschwangerschaft. Ich bin nicht sicher, ob sie überhaupt wusste, dass sie schwanger war, bis sie vor Schmerzen zusammenbrach – und zwar auf einer einsamen Insel irgendwo bei Thailand, wo die beiden gerade Urlaub machten. Als endlich medizinische Hilfe eintraf, war es zu spät. Sabine war tot und Luc vollkommen verzweifelt. Ich glaube nicht, dass er jemals wirklich darüber hinweggekommen ist“, meinte Robyn. „Er hat sie abgöttisch geliebt und geschworen, niemals wieder zu heiraten.“
„Aber er hat mich geheiratet“, warf Emily kühl ein, was ihr einen wütenden Blick von Robyn einbrachte.
„Ja, aber das war etwas anderes. Er hatte seine Gründe …“ An dieser Stelle hielt Robyn einen Moment inne, bevor sie mitleidig hinzufügte: „O Liebes, ich fürchte, ich habe mehr gesagt, als ich sollte. Ich muss zugeben, dass ich erstaunt war, als du wieder aufgetaucht bist. Ich dachte, du hättest die Nachricht mittlerweile verstanden.“
Innerlich mochte gerade etwas in ihr sterben, aber Emily schwor, dass sie sich nicht kampflos geschlagen geben würde. Ihr Stolz kam ihr zur Rettung. „Du hast ihm absichtlich nicht gesagt, dass ich in Chelsea gewesenbin, um ihm Jean-Claude zu zeigen, nicht wahr? Was glaubst du wohl, wie Luc reagieren würde, wenn er erführe, dass seine großartige Assistentin ganz bewusst verhindert hat, dass er seinen Sohn kennenlernt?“
„Ich denke, es dürfte dir sehr schwer fallen, das zu beweisen“, versetzte Robyn kühl. Ein kleines Lächeln spielte um ihre Lippen. „Luc und ich kennen uns schon sehr lange. Er vertraut mir. Kannst du dasselbe von dir behaupten, Emily?“
Darauf gab es keine einfache Antwort, und beide Frauen wussten, warum. Robyns Lächeln wurde noch eine Spur strahlender.
„Ich bin gerade auf dem Weg zu Luc. Du musst uns entschuldigen, aber es liegen noch Stunden voller Arbeit vor uns. Und wohin wolltest du?“, fragte sie spitz und musterte dabei Emilys T-Shirt. „Wenn ich mir dich so anschaue, dann wohl am ehesten in den Kindergarten, hm?“
Bevor sie der Versuchung nachgab und der blonden Hexe die Augen auskratzte, eilte Emily nach oben. Dort schloss sie sich ein, um diesen letzten Schlag erst einmal zu verdauen.
Von allen Geheimnissen, die Luc nicht mit ihr teilte, war die Tatsache, dass er schon einmal verheiratet gewesen war, das erschütterndste. Auf dem Bett rollte Emily sich vor Kummer wie ein weidwundes Tier zusammen. Hatten sie deshalb nach ihrer Heirat in London gelebt anstatt in dem Château, wo er mit der einzigartigen Sabine gewohnt hatte? Sicher verglich er sie jedes Mal mit seiner wunderschönen ersten Ehefrau, wenn er sie ansah.
Weinend vergrub Emily ihr Gesicht in den Kissen und merkte gar nicht, wie Luc ins Zimmer kam. Erst als sich die Matratze unter seinem Gewicht senkte, hob sie denKopf und sah ihn neben sich sitzen.
„ Mon Dieu, Emily! Was ist los, ma petite, bist du krank?“
„Ja, ich bin krank. Mir ist speiübel“, rief sie und rieb sich heftig mit dem Handrücken über die verweinten Augen. „Fass mich nicht
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