Im Schloss der Leidenschaft
und sie weigerte sich einzulenken. Schließlich war er es, der sich falsch verhalten hatte, sagte sie sich jede Nacht, wenn sie ihr Gesicht im Kissen verbarg und sich in den Schlaf weinte. Er schottete seine Vergangenheit vor ihr ab, und solange er ihr nicht vertraute, gab es keine Hoffnung für ihre Ehe.
Immerhin hatte Robyn das Schloss sofort verlassen, als all die Aufregung um Sabine entstand. Ob Luc sichärgerte, weil seine Assistentin das Geheimnis um seine erste Frau gelüftet hatte? Kein Wort kam diesbezüglich über seine Lippen, doch in der vergangenen Woche hatte Emily bemerkt, wie er ihr gegenüber etwas auftaute. Vielleicht lag es an der Party, mit der sie Jean-Claudes ersten Geburtstag gefeiert hatten. Voller Stolz präsentierte Luc seinen Sohn all seinen Freunden.
Mit einem schweren Seufzer sah Emily auf den Betthimmel. Ihr stockte der Atem, als sie die vertraute, unglaublich verführerische Stimme von der anderen Seite des Bettes hinter dem Polster hörte. Nachdem Emily von Sabine erfahren hatte, ließ sie das Polster an seinem Platz, obwohl sie es ursprünglich so glücklich aus dem Bett hatte werfen wollen.
„Warum der traurige Seufzer, chérie? Bist du im Château unglücklich?“
„Nein“, gab sie nach einer längeren Pause ehrlicherweise zu. Dass Luc noch nicht wie üblich zu seinem Morgenritt aufgebrochen war, sondern nur einige Zentimeter von ihr entfernt lag, wunderte sie. „Nur verwirrt.“
„ Oui .“
Sein verständnisvoller Ton war zu viel des Guten, und Emily biss sich vor Argwohn und Überraschung fest auf die Unterlippe. Die Polsterbarriere zwischen ihnen wirkte so unüberwindbar wie einst die Berliner Mauer –ein Symbol der Trennung, von ihr errichtet. Luc hatte geschworen, sie nicht zu entfernen. Und er hielt sich an sein Versprechen. Jeden Abend kletterte er auf seiner Seite ins Bett, wünschte ihr höflich gute Nacht, löschte das Licht und schien innerhalb von Minuten zu schlafen. Ganz offensichtlich litt er nicht unter demselben schmerzhaften Verlangen wie Emily, das ihr den Schlaf raubte und dafür sorgte, dass sie sich bis in die frühen Morgenstunden im Bett hin und her wälzte.
„Warum bist du heute Morgen nicht ausgeritten?“, fragte sie, um das Schweigen zu brechen. Ihre Augen weiteten sich, als sein Kopf über dem Polster erschien.
„Ich habe auf dich gewartet. Ich dachte, du möchtest dich mir vielleicht anschließen.“ Mit dem leichten Bartschatten und dem zerzausten schwarzen Haar sah er wie ein Pirat aus, und sie wusste nicht, wie sie zu so früher Stunde mit seinem Charme umgehen sollte.
„Ein anderes Mal vielleicht, obwohl es nett von dir ist zu fragen“, entgegnete sie steif. Bei seinem tiefen Lachen hätte sie das Polster am liebsten in die hinterste Ecke des Schlafzimmers geschleudert. Sie liebte den Klang seines Lachens, liebte den ganzen Mann, aber seine plötzliche Freundlichkeit war sicher nur eine Illusion, ein Trick.
„Du wärst überrascht, wie nett ich sein kann, ma petite“, neckte er sie, „und ich weiß, dass du früher sehr gern geritten bist. Genau genommen, hast du die meiste Zeit mit Kasim verbracht.“
„Das ist lange her“, flüsterte sie und rollte sich unter der Decke zusammen. Es war dumm, wegen eines Pferdes zu weinen, ermahnte sie sich wütend, als sie sich an den Tag erinnerte, an dem Kasim verkauft wurde – zusammen mit allen anderen Pferden ihrer Zucht in Heston Grange. Brummig und ungeduldig hatte ihr Vater erklärt, dass sie sparen mussten. Er konnte mit ihrem Kummer nicht umgehen, als er die Bombe platzen ließ.
Vollkommen verzweifelt floh Emily in den Stall, wo Luc sie später fand, er zog sie fest in seine Arme, während er auf das Heu sank und sie in seinem Schoß wiegte. In seinen starken Armen fand sie Trost, und sie klammerte sich an seine Schultern, bis ihre Tränen so weit versiegt waren, dass sie ihm zwischen einem Schluckauf erklären konnte, dass der Verkauf bereits abgewickelt war. Ende der Woche würde Kasim ins Ausland verschifft,erzählte sie ihm, und ihre blauen Augen füllten sich erneut mit Tränen. Er wischte eine Träne mit dem Daumen fort und folgte ihrem Verlauf dann mit seinen Lippen.
Wann sich die Art seiner Liebkosung veränderte, wann sie sich zu etwas vertiefte, was nicht mehr mit Trost, dafür aber mit brennender Leidenschaft zu tun hatte, konnte Emily nicht sagen.
Wie Wachs schmolz sie damals in seinen Händen. Vom ersten Augenblick an, vom ersten zarten Kuss an, war sie verloren
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