Im Schloss der Leidenschaft
an!“, schrie sie hysterisch, als er ihr das Haar aus dem feuchten Gesicht streichen wollte.
Besorgt sah er sie an.
„Was ist nur mit der lächelnden Frau geschehen, die noch vor einer halben Stunde zugestimmt hat, unserer Ehe eine zweite Chance zu geben?“, fragte er und schien beim besten Willen nicht zu verstehen, wie sie sich in so kurzer Zeit in ein weinendes Häufchen Elend hatte verwandeln können.
Bei seinem Anblick erwuchs aus Emilys Schmerz ein gewaltiger Zorn.
„Sabine! Sabine ist geschehen. Robyn hat mir mit dem allergrößten Vergnügen von deiner ersten Frau erzählt“, schleuderte sie ihm entgegen. „Hast du eigentlich eine Vorstellung davon, wie dumm ich mir dabei vorgekommen bin? Ich bin deine Frau, verdammt noch mal, aber selbst deine Mitarbeiter kennen dich besser als ich.“
Bei der Erwähnung seiner ersten Frau erblasste Luc. Er stand auf und fuhr sich nervös mit den Fingern durchs Haar. „Also gut, ich war schon einmal verheiratet. Das ist keine große Sache“, erklärte er knapp.
Fassungslos starrte sie ihn an und konnte nicht verhindern, dass ihr unaufhörlich Tränen über die Wangen liefen.
„Keine große Sache! Es ändert alles! Warum hast du mir nicht von ihr erzählt? Und behaupte bitte nicht, sie sei deiner Erinnerung entfallen“, fügte sie bitter hinzu. „Ich habe ihr Gemälde gesehen. Verdammt, es ist kaum zu übersehen, da es an der exponiertesten Stelledes Châteaus hängt. Robyn hat mir gesagt, wie sehr du sie geliebt hast. Ist das der Grund, warum du sie nie erwähnt hast? Dachtest du, ich würde eifersüchtig sein?“
„Wenn ich es gedacht habe, dann ja wohl zu Recht, oder?“, erwiderte er, und seine Augen funkelten dunkel, während er ihr tränenüberströmtes Gesicht betrachtete. Für diesen Schmerz war er verantwortlich. Ein Wissen, das ihm gar nicht behagte. Niemals hatte er sie verletzen wollen, sondern immer nur beschützen, doch wie so oft verstand sie seine guten Absichten falsch. „Sabine ist unter schrecklichen Umständen gestorben“, fügte er etwas ruhiger hinzu. „Es fällt mir schwer, darüber zu reden, und ich konnte dir kaum erzählen, dass ihre Schwangerschaft sie umgebracht hat, nachdem du gerade erfahren hattest, dass du schwanger bist.“
„Aber du hättest es mir vorher erzählen können“, widersprach Emily trotzig. „Warum bist du nicht einfach so ehrlich und gibst zu, dass ich dir nicht wichtig genug bin, um diese Dinge mit mir zu teilen? Wir sind seit zwei Jahren miteinander verheiratet, aber ich kenne dich so gut wie gar nicht.“
„Wir haben die Hälfte der Zeit getrennt gelebt, und wessen Schuld ist das?“
„Deine! Dein Verhalten hat mich davongetrieben, und seitdem hat sich nichts geändert, oder, Luc? Du betrachtest unsere Ehe immer noch nicht als Partnerschaft. Ich bin für dich nur im Schlafzimmer von Nutzen.“
„Wenn du das wirklich glaubst, solltest du besser anfangen, dir deinen Platz zu verdienen“, knurrte er wütend. Das Glitzern in seinen Augen verriet ihr, dass sie zu weit gegangen war.
„Luc, nein! Wage es ja nicht, mich anzufassen!“, rief sie, doch ihr Zorn verwandelte sich in eine heftige, ungewollteErregung, als er ihr T-Shirt packte und über ihre Brüste nach oben schob. Sie wollte ihn von sich stoßen, doch da lagen seine Lippen schon auf ihren, hart und fordernd. Mochte sein Betrug, sein Stillschweigen über Sabine sie noch so krank machen, wenn er sie küsste, sie berührte, verzieh sie ihm alles. Doch ihre Selbstachtung lag in Trümmern vor ihr, weshalb weiterhin Tränen über ihr Gesicht flossen.
Vermutlich spürte er sie auf seiner Haut, jedenfalls hob er den Kopf und blickte sie lange und unergründlich an.
„Sabine ist Vergangenheit. Du bist jetzt meine Frau“, erklärte er, zog das T-Shirt wieder herunter und stand vom Bett auf. „Zumindest Jean-Claude zuliebe solltest du endlich anfangen, dich entsprechend zu verhalten.“
Erste schwache Sonnenstrahlen drangen durch die Vorhänge und kündigten einen neuen Morgen an, als Emily die Augen öffnete. Der Herbst nahte mit Riesenschritten. Kaum zu glauben, dass sie seit fast einem Monat im Château lebte. Manchmal fühlte es sich allerdings so an, als hätte sie schon immer hier gelebt, und sie konnte sich kaum an eine Zeit ohne Luc erinnern.
Doch der Monat war nicht einfach gewesen. In den Tagen nach der Enthüllung über Lucs Ehe mit Sabine hing ständig eine Spannung in der Luft. Luc behandelte sie mit hochmütiger Verachtung,
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