Im Schloss der Leidenschaft
nicht weit weg.“
„Doch, das ist sie, wenn du mir nicht erlaubst, ein Auto zu benutzen – und bilde dir bloß nicht ein, dass ich nicht wüsste, warum. Du hast Angst, dass ich mit Jean-Claude verschwinde, nicht wahr?“
„Vertrauen muss man sich verdienen, chérie “, entgegnete er hart, „und bei erster Gelegenheit einen Businessplan hinter meinem Rücken zu diskutieren, bringt dich da nicht unbedingt weiter.“
War es möglich, einen Mann mit einem daunengefüllten Kissen zu erschlagen? „Ich weiß, dass du mich nicht verstehst und mich vielleicht sogar für undankbar hältst“, versuchte sie es noch einmal mit Vernunft. „Vom finanziellen Standpunkt aus gibt es keinen Grund für mich zu arbeiten, aber es ist etwas, was ich einfach nur für mich tun will, Luc. Als ich jünger war, gab es nichts, worin ich besonders talentiert gewesen wäre“, gestand sie. „Meine Schwestern waren genauso intelligent wie schön, und mir vermittelte man immerzu das Gefühl, eine Versagerin zu sein. Als ich anfing, Kleider für Jean-Claude zu entwerfen und zu nähen, war das wie eine Offenbarung. Endlich hatte ich etwas gefunden, worin ich gut war, und es entwickelte sich zu einem erfolgreichen kleinen Unternehmen in Spanien. Mit Nadine Trouviers Hilfe könnte ich hier etwas Ähnliches aufbauen“, erklärte sie und lehnte sich über das Polster, um ihn zu überzeugen.
„Und das bedeutet dir wirklich so viel?“ In seiner Stimme lag eine unbekannte Sanftheit, und seine Augen wirkten nicht länger hart wie Stahl, sondern sie schimmerten vor Gefühlen, die sie nicht von ihm kannte.
„Genauso viel wie wieder mit Kasim vereint zu sein“, antwortete sie und biss sich auf die Unterlippe. „Du ahnst ja gar nicht, wie wundervoll es war, ihn wiederzusehen. Ich war … einfach sprachlos.“
„Das habe ich bemerkt“, murmelte er trocken. „Vermutlich, weil es so selten vorkommt.“
„Und später haben wir uns gestritten, und deshalb habe ich mich gar nicht richtig bei dir bedankt.“ Wieschwer es doch war, klar zu denken, wenn er sie so ansah! Obwohl es sie in den Fingern juckte, die Barriere zu entfernen, hielt sie etwas zurück.
Vielleicht verstand er ihren inneren Kampf besser als sie selbst. Jedenfalls lehnte er sich über das Polster und nahm ihr Gesicht in seine Hand.
„Ist es wirklich so falsch, das wieder einfangen zu wollen, was wir einmal hatten?“, fragte er, sein Mund nur Millimeter von ihrem entfernt, so dass sie die Wärme seines Atems spürte. „Ist es wirklich so schwer, zu vertrauen? Du hast diese Barriere zwischen uns aufgebaut, um uns zu trennen, und ich habe geschworen, dass ich sie nicht einreiße, aber wenn du es tust, wirst du feststellen, dass ich dir mehr als auf halbem Weg entgegenkomme.“
Wie gern hätte sie das Polster in die nächste Ecke geschleudert und ihn zu sich gezogen.
Doch wenn sie nicht die Mutter seines Sohnes wäre, läge sie dann hier? Hätte er sie auch ohne Jean-Claude genauso verzweifelt gesucht? Emily wollte um ihrer selbst willen begehrt werden und nicht im Interesse ihres Sohnes. Und was war mit Sabine? Oder Robyn? Auch wenn sie nicht mehr an seiner Treue zweifelte, misstraute sie der starken emotionalen Bindung, die ihn an seine Assistentin fesselte, immer noch sehr.
„Ich entferne die Barriere an dem Tag, an dem du eine andere Assistentin einstellst“, erwiderte sie fest, woraufhin er sich versteifte und Wut und Begierde in ihm kämpften.
„Du kannst nicht erwarten, dass ich eine Frau entlasse, die ich mag und respektiere, deren Arbeit ich schätze, und das alles nur aus einer Laune heraus. Sie war die Frau meines Bruders!“, rief er.
„Als deine Frau erwarte ich, dass du meine Wünscheüber die einer Mitarbeiterin stellst.“
„Es ist nicht fair, Robyn zum Sündenbock für unsere Eheprobleme zu machen.“
„Ohne Robyn hätten wir keine Eheprobleme. Entweder sie oder ich, Luc“, beharrte Emily. „Es liegt an dir, ob unsere Ehe eine Chance hat oder stirbt. Bis du dich entschieden hast, bleibt diese Barriere, wo sie ist.“
Wie zur Bestätigung klopfte sie noch einmal auf das Polster und erntete daraufhin einen so wütenden Blick, dass sie an den äußersten Rand des Bettes rutschte und sich unter der Decke vergrub. Zum ersten Mal war sie froh über ihr schlechtes Französisch, denn so blieb ihr der Inhalt seiner lauten Flüche erspart.
In der nächsten Woche äußerte Luc sich nicht weiter zu ihrer Forderung, Robyn zu entlassen. Doch die Spannung
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