Im Schloss der Leidenschaft
daran schon gedacht?“
An nichts anderes hatte sie in den letzten Tagen gedacht, doch das wollte sie nicht zugeben. „Aber du willst sicher nicht noch mehr Kinder“, wandte sie nervös ein. „Das erste wolltest du ja auch nicht.“
„Ich habe ihn immer gewollt, und wenn ich nicht noch weitere wollte, hätte ich bessere Vorkehrungen getroffen“, widersprach er kühl. „Nichts würde mich mehr freuen, als dich mit einem dicken Bauch zu sehen, in dem du unser Kind trägst.“
Um seine Worte zu untersteichen, legte er seine Hand auf ihren flachen Bauch, und sie konnte einen Schauer nicht unterdrücken. Als er sie heiß und verlangend küsste, stöhnte sie sanft, während sich ihre Lippen ihm wie von selbst öffneten.
„Bitte, Luc“, flehte sie. Es durfte nicht sein, dass er sie derart manipulierte. Doch seine Hand glitt bereits unter ihren Rock und entdeckte den beschämenden Beweis, wie sehr sie sich nach ihm sehnte. Sein triumphierender Blick war zu viel. Tränen rannen Emily die Wangen hinab, während ihre Lippen sich nicht von seinen lösten.
„Bitte, tu das nicht“, schluchzte sie gebrochen, woraufhin er sich versteifte. Mit glasigen Augen sah er sie an.
„Weil du mich nicht begehrst?“, rief er wütend. „Weil du deine Freiheit willst? Du bist meine Frau, chérie. Um unser aller willen würde ich vorschlagen, dass du diese Tatsache endlich akzeptierst.“ Damit riss er sich von ihr los und stürmte auf die Tür zu, während sie verzweifelt versuchte, ihren Körper unter Kontrolle zu bringen. Nur mit Mühe schaffte sie es, ihn nicht zurückzurufen.
„Wohin gehst du?“, fragte sie nur und zuckte zurück, als sie den Zorn in seinem Blick sah.
„In die Hölle! Da würdest du mich doch am liebsten hinschicken, oder?“, stieß er bitter aus, bevor er verschwand. Erst als sie seine Schritte auf der Treppe hörte, vergrub sie ihr Gesicht in den Händen und weinte hemmungslos.
9. KAPITEL
Den Rest des Tages verbrachte Emily damit, sich um Jean-Claude zu kümmern, der schlechte Laune hatte und alle Welt daran teilhaben ließ. Luc blieb verschwunden, und ihre Stimmung verwandelte sich von Verzweiflung in Wut und schließlich in eine leise Hoffnung, dass es für ihre Ehe vielleicht doch noch eine Chance gab. Vorhin hatte sie überreagiert, sagte sie sich. Hatte sich wie ein dummes unreifes Kind benommen, aber vielleicht würde Luc ihre Entschuldigung annehmen.
Diese Hoffnung starb, als sie den Speisesalon zum Dinner betrat und feststellte, dass an der langen Mahagonitafel nur für eine Person gedeckt war.
„Kommt Monsieur Vaillon nicht zum Dinner?“, fragte sie Philippe.
„Ich fürchte nicht, Madame. Er ist nach Orléans gefahren und kommt erst morgen früh zurück.“
„Ich verstehe.“ Er war bereits fort, und ihre Enttäuschung spiegelte sich in ihrer Stimme wider. „In diesem Fall werde ich mein Dinner auf einem Tablett im Fernsehraum einnehmen“, murmelte sie.
Kurz darauf rollte Philippe das Essen auf einem kleinen Wagen ins Fernsehzimmer und verkündete strahlend, dass Sylvie ihr Lieblingsgericht, nämlich eine Bouillabaisse, gekocht habe. Doch als Emily den Deckel hobund der Duft der aromatischen Fischsuppe in ihre Nase stieg, wurde ihr urplötzlich schlecht, und sie musste nach oben fliehen. Als sie zehn Minuten später aus dem Badezimmer kam und kraftlos aufs Bett sank, war sie sich sicher, dass sie nicht unter einer harmlosen Magenverstimmung litt. Sie fühlte sich schwach und den Tränen nahe, und ihre Brüste schmerzten.
Es gab nur eine Möglichkeit, um sich Gewissheit zu verschaffen, dachte sie mit plötzlicher Entschlossenheit, sprang auf und ging zurück ins Bad, wo sie den Schwangerschaftstest in der hintersten Ecke des Arzneischränkchens versteckt hatte. Noch nie in ihrem Leben waren ihr fünf Minuten so lang vorgekommen, und trotzdem traf sie das Ergebnis wie ein Schock.
Ein Baby! Lucs zweites Kind! Sie wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte, und schaffte beides, indem ihre Stimmung von Freude in Verzweiflung umschlug. Wie würde er reagieren? Wütend oder glücklich? Würde er ihr vorwerfen, absichtlich schwanger geworden zu sein und sich von ihr zurückziehen – genau wie beim ersten Mal?
Sie musste es wissen. Konnte nicht warten, bis er aus Orléans zurückkam. Es war immer noch früh am Abend. Also ignorierte sie die kleine innere Stimme, die sie warnte, und lief in sein Arbeitszimmer. Als sie das Licht anschaltete, entdeckte sie sofort die vielen Fotos
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