Im Schloss der Leidenschaft
Deshalb liebte sie ihn ja auch so. Als sie zu den Ställen zurückkehrten, schmerzten ihre Arme.
„Ich möchte, dass du mir versprichst, niemals allein mit ihm auszureiten“, bat Luc, als er ihr aus dem Sattel half. „Kasim ist zu groß und zu stark für dich, und wenn du ihn nicht so lieben würdest, hätte ich dir ein anderes Pferd gekauft.“ Die ganze letzte Stunde hatte er befürchtet, der Hengst könne sie abwerfen. In seiner Fantasie sah er bereits ihren blutenden Körper am Boden liegen und bereute seine Entscheidung, das Pferd zu kaufen, bitterlich. Wie sollte er damit leben, wenn sie sich verletzte?
„Ich gewöhne mich schon bald wieder an ihn“, wollte Emily ihn beruhigen, doch sein eindringlicher Blick ließ sie verstummen.
„Ich meine es ernst, Emily. Du darfst ihn nur reiten, wenn ich oder der Stallbursche dabei sind. Wenn du mir nicht gehorchst, muss ich ihn wieder verkaufen“, warnte er. „Ich werde nicht zulassen, dass du dein Leben gefährdest.“
„Was muss ich tun, um dir zu beweisen, dass ich keineSechsjährige mehr bin?“, stöhnte sie und stützte kämpferisch die Hände in die Hüften.
„Das hast du bereits auf eindrucksvolle Weise getan, chérie “, entgegnete er mit einem vielsagenden Lächeln, „aber ich würde mich nicht beschweren, wenn du meine Erinnerung auffrischst.“
Doch ihre neu gewonnene Harmonie dauerte gerade mal so lange, wie sie brauchten, um zum Château zurückzukehren. Luc hatte Kasim für sie gefunden. So verhielt sich kein Mann, der einen verachtete. Vielleicht vergab er ihr, dass sie Jean-Claude von ihm ferngehalten hatte, und fing endlich an, ihr zu vertrauen. Natürlich lag immer noch ein langer Weg vor ihnen, wenn sie an Sabine dachte, und vielleicht würde er sie niemals so lieben, wie er seine erste Frau geliebt hatte, aber dennoch erschien Emily die Zukunft plötzlich so rosig wie schon lange nicht mehr.
Doch nur ein paar Minuten später stellte sie fest, dass das Leben leider nie nach Plan verlief.
Als sie die Treppe zum Château hinaufgingen, kam Philippe auf sie zu.
„Monsieur Laroche ist hier, um Sie zu sprechen, Madame“, teilte er ihr mit. „Der Direktor der Bank“, fügte er hinzu, als sie ihn verständnislos ansah. „Ich habe ihn gebeten, im Salon zu warten.“
„Merkwürdig“, murmelte ihr Luc ins Ohr. Auch wenn sein Gesichtsausdruck nichts preisgab, war das verheißungsvolle Lächeln verschwunden. „Ist es ein Höflichkeitsbesuch, oder geht es um Geschäftliches, was meinst du?“
„Eher etwas Geschäftliches, glaube ich“, antwortete Emily und war sich bewusst, wie rot ihre Wangen glühten und ihre Schuld verrieten. Wie konnte sie nur den Termin vergessen, den Philippe auf ihre Bitte hin mitdem Bankdirektor vereinbart hatte, damit sie ihren Businessplan mit ihm diskutieren konnte. Wie selbstverständlich war sie davon ausgegangen, dass Luc zu diesem Zeitpunkt anderweitig beschäftigt sein würde. Als sie jetzt einen bangen Blick auf sein wütendes Gesicht warf, verließ sie ihr Mut. Trotzdem setzte sie ein Lächeln auf und trat in den Salon, um den eleganten Franzosen zu begrüßen.
„Ich hoffe, Sie mussten nicht zu lange warten“, entschuldigte sie sich, während sie Monsieur Laroche einen Platz anbot. Luc stellte sich vor den Kamin und schien nicht die Absicht zu haben, sie allein zu lassen.
„Ganz und gar nicht. Ich fürchte, ich bin ein bisschen zu früh dran“, erwiderte der Bankdirektor galant. „Wenn ich Sie richtig verstanden habe, Madame Vaillon, dann würden Sie gern ein Geschäftsvorhaben mit mir besprechen“, kam er gleich auf den Punkt und ignorierte taktvoll die offensichtlichen Spannungen im Raum. „Der Businessplan, den Sie mir geschickt haben, hat mich sehr beeindruckt.“
„Vielen Dank“, erwiderte Emily, den Blick auf Luc gerichtet, der jetzt zu ihnen kam und sich vorbeugte, um zu studieren, wie sie ihre Babymode vertreiben wollte. Am liebsten hätte sie ihm die Papiere aus der Hand gerissen. Nur die Tatsache, dass sie Monsieur Laroche nicht in Verlegenheit bringen wollte, hielt sie davon ab. „Ich denke darüber nach, mein eigenes Geschäft aufzubauen …“
„Aber nicht im Moment“, unterbrach Luc sie und ignorierte ihr empörtes Schnauben, als er dem Direktor in einer Geste die Hand reichte, die deutlich machte, dass der Besuch beendet war. „Meine Frau muss noch viele Dinge bedenken, bevor sie etwas Derartiges anfängt“, erklärte er, doch sein sanfter Tonfall täuschte nicht
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