Im Schloss der Leidenschaft
Abfindung, die dir die Möglichkeit bietet, den Lebensstandard zu halten, an den du dich gewöhnt hast“, höhnte er, wobei er verächtlich das Bauernhaus und die umstehenden Gebäude betrachtete. „Obwohl ich nicht weiß, wozu du an diesem gottverlassenen Ort Geld brauchst. Mein Sohn kommt jedenfalls mit mir.“
„Von wegen!“, rief Emily, während sie aus dem Augenwinkel bemerkte, wie der Busfahrer sich aus dem Fenster lehnte.
„ Señora, wir müssen jetzt los.“
„Ja, ich komme in einer Minute.“ Wieder versuchte sie, die Autotür zu öffnen, aber Lucs Hand umklammerte die ihre so fest, dass es wehtat. „Um Himmels willen, Luc!“ Tränen traten ihr in die Augen, in einer Mischung aus Schmerz und Furcht. „Du kannst ihn nicht haben.“
„Ganz im Gegenteil, chérie, ich habe ihn doch schon. Es liegt an dir, ob du mitkommst. Wenn es nach mir geht, kannst du in der Hölle schmoren, doch um Jean-Claudes willen schlage ich vor, dass du einsteigst.“ Ganzplötzlich ließ er ihre Hand los und öffnete die Tür, während sie panisch um sich blickte und nach jemandem suchte, der ihr zu Hilfe eilen könnte.
„Ich lasse auf keinen Fall zu, dass du ihn ohne mich mitnimmst“, schwor sie und schrie dann verzweifelt auf, als der Bus anrollte. „Mein Gepäck ist im Bus. Warte, Enzo!“
Offenbar sah Enzo im Rückspiegel, wie sie wild winkte und gestikulierte, denn er bremste, aber es kostete Emily kostbare Minuten, ihre Koffer aus dem Bus zu holen, und als sie sich umschaute, fuhr die Limousine bereits an.
„Du Schuft, du wusstest, dass ich mitkommen würde“, schluchzte sie, als sie die Hintertür aufriss und die Koffer hineinknallte, während Luc keine Anstalten machte, den Wagen anhalten zu lassen. Als sie in den Wagen stieg und die Tür hinter sich zuzog, keuchte sie. „Ich habe große Lust, dich wegen Entführung zu verklagen“, sagte sie, doch sein überhebliches Lächeln machte deutlich, dass es keine Chance gab, ihre Drohung wahr zu machen, und dass er das wusste.
„Keine Entführung“, äußerte er kühl, während er ihr erhitztes Gesicht betrachtete, „ich bevorzuge das Wort Wiederinbesitznahme. Und ich verspreche dir, chérie, diesmal wirst du nicht entkommen!“
2. KAPITEL
Die Atmosphäre im Wagen war äußerst angespannt. Mit einem Mal verlor Jean-Claude jegliches Interesse an seinen Spielsachen und sah stattdessen von Luc zu Emily, während seine Unterlippe verdächtig zitterte.
„Es ist alles in Ordnung, mein Schatz. Mama ist ja da. Niemand wird dir wehtun“, beruhigte sie ihn sanft und strich mit dem Finger über seine weiche Wange. Ihr Sohn schaute sie aus großen grauen Augen an. Seine Tränen trockneten, als er sie anlächelte. Steif und wütend saß Luc auf der anderen Seite des Kindersitzes.
„Natürlich werde ich ihm nicht wehtun“, zischte er leise, damit Jean-Claude keine Angst bekam. „Für was für einen Barbaren hältst du mich eigentlich, wenn du glaubst, ich könnte meinen eigenen Sohn verletzen?“
„Glaub mir, du möchtest sicher nicht hören, was ich von dir halte“, konterte Emily. „Gerade erst hast du versucht, ohne mich loszufahren. Meinst du wirklich, ein Baby den Armen seiner Mutter zu entreißen, würde es nicht verletzen?“
„Sei nicht so melodramatisch“, entgegnete Luc. „Du warst ja nicht einmal bei ihm, sondern hast ihn sich selbst überlassen. Zu was für einer Art Mutter macht dich das wohl?“
„Zu einer verdammt guten, und ich habe ihn nicht vergessen!“Zitternd fuhr Emily sich mit der Hand übers Gesicht. „Er ist erst elf Monate, um Himmels willen. Was glaubst du wohl, wie er ohne mich zurechtkommen soll? Er braucht mich.“
Schweigend musterte Luc sie. Sichtlich unbeeindruckt wanderte sein Blick über ihre schlanke Figur. Innerlich stöhnte sie und wünschte sich, sie trüge etwas anderes als den leuchtend orangefarbenen Zigeunerrock und das gelbe Trägertop. Ihr Haar hatte sie mit einem gelben Schal zu einem Pferdeschwanz gebunden, und an ihren Ohrläppchen baumelte ein Paar langer Silberohrringe, die einer der Künstler für sie gemacht hatte. Trendy und modern – so sah sie aus, und damit war sie das genaue Gegenteil der kultivierten eleganten Frauen, die Luc bewunderte. Frauen wie seine persönliche Assistentin Robyn Blake.
„Du bist nicht so unersetzlich, wie du vielleicht glaubst“, entgegnete er eisig. „Er würde dich schnell vergessen, und statt einer Mutter wird er einen Vater haben. Dennoch“, fuhr er fort und
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