Im Schloss der Traeume
Angst davor, ihn so lange nicht zu sehen.
Gleichzeitig war sie jedoch sehr zuversichtlich. Er würde zurückkommen. Sie würde ihn wiedersehen. Und dann würden sie miteinander schlafen, wie Leone es versprochen hatte.
„Pass auf dich auf", sagte Carrie zum Abschied. „Gute Reise."
Dann stieg sie aus und ging die Treppe zu ihrer Wohnung hinauf. Noch nie in ihrem Leben war sie so glücklich gewesen.
Leone hielt sein Versprechen und rief Carrie jeden Tag aus Paris an - an einigen Tagen sogar mehrmals.
„Ich vermisse dich", sagte er jedesmal. „Es ist schrecklich ohne dich."
Seine Worte taten ihr gut, denn sie vermisste ihn auch sehr -mehr, als sie es je für möglich gehalten hätte. Sie dachte fast ununterbrochen an ihn. Es schien ihr, als wäre er ein Teil von ihr geworden.
Carrie war immer noch überglücklich. Was geschehen muss, wird geschehen, sagte sie sich. Und dies hatte offenbar geschehen sollen. Es hatte keinen Sinn, dagegen anzukämpfen.
Was spielte es schon für eine Rolle, dass er ein Graf war und sie eine ganz normale, berufstätige junge Frau? Sie hatte geglaubt, es sei ein Hindernis, aber das war es nicht.
Wenn sie zusammen waren oder miteinander telefonierten, waren sie wie ein ganz normales Paar. Noch nie hatte Carrie sich einem Mann so seelenverwandt gefühlt wie Leone. Es war wirklich etwas ganz Besonderes.
Am Ende der Woche erhielt sie den Anruf, auf den sie so sehnlich gewartet hatte.
„Ich habe alles erledigt", berichtete Leone. „Morgen nachmittag fliege ich zurück. Ich hoffe, du wartest auf mich. Ich komme direkt vom Flughafen zu dir."
Carrie war so aufgeregt, dass sie in der Nacht kaum ein Auge zutat. Doch das machte ihr nichts aus, zumal sie es himmlisch fand, an den kommenden Tag und an Leone zu denken.
Sie erschauerte heftig und verspürte ein heißes Prickeln. Morgen würde Leone zu ihr kommen. Endlich würde sie wieder mit ihm Zusammensein und ihre Träume wahr werden.
Leone hatte in der vergangenen Nacht auch nicht viel geschlafen, allerdings aus einem anderen Grund. Und genau das bedauerte er nun, da das Flugzeug zur Landung im Flughafen von San Rinaldo ansetzte.
Was er am letzten Abend getan hatte, hätte nie passieren dürfen. Es war reine Zeitverschwendung gewesen. Außerdem hatte er es nicht mehr nötig, solche Dinge zu tun.
Sein schwarzer Sportwagen stand vor der Ankunftshalle, genau wie er, Leone, es mit Silvestro vereinbart hatte. Nachdem er sein Gepäck auf dem Rücksitz verstaut hatte, setzte er sich ans Steuer. Zumindest hatte er diese alberne Eskapade unbeschadet überstanden, wenn gleich er sich auch etwas angeschlagen fühlte.
Doch sobald er Carrie sah, würde es ihm wesentlich besser gehen.
Leone startete den Motor und fuhr vom Parkplatz herunter in Richtung Autobahn. In etwa zwanzig Minuten würde er bei ihr sein. Er konnte es kaum erwarten. Carrie, wundervolle Carrie In Paris hatte er oft an sie gedacht. Das hatte ihn ein wenig überrascht, denn noch niemals zuvor war er von einer Frau so besessen gewesen.
Und er hatte auch noch nie eine Frau so vermisst, wie er Carrie vermisst hatte. Das war für ihm am schwersten gewesen, Aber nun brauchte er nicht mehr lange zu warten.
Bald würde sie ihm gehören.
Was Leone allerdings nicht ahnte, als er die Autobahn verließ und die kurvenreiche Straße zur Villa hinauffuhr, war, dass das Schicksal eine andere Wendung genommen hatte. Denn zur selben Zeit stand Carrie in ihrer Küche und kämpfte mit den Tränen, als sie das Foto auf der Titelseite der Zeitung betrachtete. Es zeigte Leone in irgendeinem Pariser Nachtclub, und er hatte eine halbnackte Blondine im Arm.
6. KAPITEL
Als Leone vor Carries Wohnung stand, war die Tür verschlossen.
„Was ist los? Ich weiß, dass du da bist, Carrie. Mach die Tür auf! Lass mich rein!" Er trommelte mit den Fäusten gegen die Tür. „Was ist eigentlich los? Gleich trete ich die Tür ein!"
Carrie saß zusammengesunken auf einem Küchenstuhl, während sie immer noch starr das Foto auf der Titelseite der Zeitung betrachtete. Sie hatte die Tränen erfolgreich unterdrückt, und nun versuchte sie, wieder normal zu atmen. In der Brust verspürte sie einen stechenden Schmerz.
Dass Leone gegen die Tür trommelte, nahm sie wie aus weiter Ferne wahr. Verzweifelt versuchte sie, einen klaren Gedanken zu fassen. Es schien ihr, als wäre eine Welt in ihr zusammengebrochen. Ihr war schwindlig, und sie fühlte sich verloren.
„Mach sofort auf, Carrie!"
Das Klopfen wurde
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