Im Schloss der Traeume
Hand an die Lippen und küsste sie. Dann schaute er Carrie lächelnd in die Augen. „Natürlich ist er nicht halb so beeindruckt von dir, wie ich es bin."
Carrie erschauerte leicht unter seiner Berührung. „Wenn er von mir beeindruckt war, habe ich es dir zu verdanken." Sie schnitt. Ein Gesicht. „Du hast gute PR-Arbeit geleistet, was mich betrifft."
Es war nämlich offensichtlich gewesen, dass der Herzog bereits vor ihrem Treffen so gut wie entschlossen gewesen war, ihr grünes Lic ht zu geben. Wie er selbst gesagt hatte, legte er immer großen Wert auf Leones Meinung, und Leone hatte seinem Bruder gegenüber sowohl ihre Integrität als auch ihre Professionalität in den höchsten Tönen gelobt.
Beim Gedanken daran lachte sie. „Alles, was ich tun musste, war, dem Bild zu entsprechen, das du von mir gezeichnet hattest."
„Ich habe ihm nur die Wahrheit gesagt. Aber mach dir nichts vor. Wenn mein Bruder nicht von dir beeindruckt gewesen wäre, hätte er niemals seine Erlaubnis gegeben.
Letztendlich trifft Damiano seine Entscheidungen immer selbst."
Das stimmte vermutlich. Dennoch war sie Leone dankbar, weil er ihr den Weg geebnet hatte. Gleichzeitig war ihr klar, dass er ihre Widerstandskraft untergrub. Während des Gesprächs und auch jetzt beim Spazieren gehen war die Atmo sphäre zwischen ihnen so entspannt, als hätten sie sich nie zerstritten. Carrie war sich noch immer nicht sicher, ob es passieren durfte.
Vorerst versuchte sie jedoch, nicht daran zu denken. „Ich mag deinen Bruder und fand ihn auch ziemlich beeindruckend."
„Stimmt, das ist er. Und er macht seinen Job sehr gut." Leone führte sie zu einem der Marmorbrunnen. Das sprudelnde Wasser glitzerte im Mondlicht. „Aber ich möchte um nichts in der Welt in seiner Haut stecken."
Vor dem Brunnen stand eine Steinbank, auf die sie sich setzten. Carrie wandte sich Leone zu und betrachtete ihn neugierig. „Warum hast du das gesagt?"
„Das Leben meines Bruders besteht nur aus Staatsangelegenheiten. Er hat so gut wie kein Privatleben. Das wäre nichts für mich. Ich war immer sehr froh darüber, dass ich nicht der erstgeborene Sohn bin. Und jetzt freue ich mich darüber, dass ich vermutlich auch nicht mehr lange Thronfolger sein werde", fügte er lächelnd hinzu. „Ich drücke die Daumen, dass Sofia einen Junge n zur Welt bringt." Leone lächelte versonnen.
„Versteh mich bitte nicht falsch. Ich finde es nicht schlimm, meinen Verpflichtungen nachzukommen, denn ich liebe mein Land. Aber ich bin anders als Damiano. Er ist geradezu besessen von seinem Amt."
Carrie fiel es nicht schwer, das zu glauben. Immerhin hatte sie selbst den, entschlossenen Ausdruck in Damianos Augen gesehen. Einen Moment lang dachte sie an Sofia. Vielleicht wirkte Sofia deshalb so traurig. Vernachlässigte der Herzog womöglich seine schöne jungen Frau?
„Caterina und ich sind beide anders als er", fuhr Leone fort.
„Vielleicht haben wir eine lässigere Einstellung zum Leben. Jedenfalls macht es mir viel mehr Spaß, an meinen Autos herumzubasteln." Wieder nahm er Carries Hand in seine und küsste sie. „Du musst irgendwann mal in die Werkstatt kommen, damit du siehst, wo ich arbeite. Das heißt, wenn es dich interessiert."
„Ich würde gern kommen." Es interessierte sie sogar sehr, denn plötzlich wollte Carrie unbedingt mehr über ihn wissen. Vielleicht würde sie dann verstehen, was in ihm vorging, und seine Persönlichkeit ergründen.
Eines wusste sie bereits: Sie hatte ihn völlig falsch eingeschätzt. Das war bereits bei ihrer ersten Begegnung der Fall gewesen, und seitdem hatte sie es ständig getan.
Was die Sache mit dem Foto in der Zeitung betraf, so war ihr zum Beispiel nicht einmal in den Sinn gekommen, dass es dafür eine ganz simple Erklärung geben könnte.
Statt dessen hatte sie, Carrie, sofort voreilige Schlüsse gezogen und angenommen, alles, was er an jenem Abend im Wagen zu ihr gesagt hatte, wären unverfrorene Lügen gewesen. Möglicherweise lag es am Mondschein, an seiner Nähe oder daran, wie er ihre Hand küsste - jedenfalls war sie auf einmal davon überzeugt, dass sie sehr unfair zu ihm gewesen war. Er besaß keine der Eigenschaften, die sie ihm andauernd vorgeworfen hatte.
Während sie ihren Gedanken nachhing, betrachtete Leone sie eingehend, als würde er auch versuchen, etwas herauszufinden. Nachdem er wieder ihre Hand geküsst hatte, stand er auf und zog Carrie hoch. „Komm mit, ich möchte dir etwas zeigen."
Da ihr klar war,
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