IM SCHLOSS DES FRANZÖSISCHEN MILLIONÄRS
der Lage, selbstbewusster aufzutreten.
Doch bevor sie sich entfernen konnte, stand plötzlich Jack neben ihr. „Ich habe gehört, du warst in London?“
„Ja, und in Rom und Paris.“
Jack nickte und blickte kurz zu Alec hinüber.
„Raine hatte dort etwas Berufliches zu erledigen und wollte zusätzlich ordentlich shoppen gehen“, fuhr Charlotte fort. „Du hast Raine doch schon kennengelernt, oder? Sie hat mir sehr dabei geholfen, von Alec die Erlaubnis für die Dreharbeiten hier zu bekommen. Sie müsste auch gleich eintreffen. Zusammen mit Kiefer, dem Vizepräsidenten von Montcalm Corporation.“
„Du wirkst so nervös. Ist alles in Ordnung?“
„Ja, alles bestens.“
„Willst du unserem Vater kurz Hallo sagen?“
„Das hat keine Eile.“ Ihr Nervenkostüm war stabiler, wenn sie nicht direkt mit ihrem Vater zu tun hatte.
Zurzeit war David gerade mit seinem Drink beschäftigt – keine große Überraschung. Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete er seinen Bruder Markus. Charlotte wusste, dass die beiden sich nicht ausstehen konnten. Auch wenn sie mit der Familie nicht viel zu tun hatte – so viel hatte sie schon mitbekommen.
Auch diese Zwietracht war keine große Überraschung. David mochte ein begabter Regisseur sein, aber er war auch selbstverliebt und egoistisch. Und nach allem, was sie gehört hatte, konnte Markus es nicht leiden, wenn Leute wie Primadonnen auftraten und Schwierigkeiten machten.
„Zeig ihm, dass du keine Angst vor ihm hast“, schlug Jack vor.
„Ich habe keine Angst“, log sie. In Wahrheit machte ihr die ganze Familie Angst, vor allem wenn sie so geschlossen auftrat wie hier. Und sie wusste, wenn sie mit David redete, würde sie sich schlagartig wieder wie das ungeliebte kleine Mädchen auf dem Flughafen fühlen.
„Das hört man gerne“, kommentierte Jack und nahm einen Schluck aus seinem Glas. „Denn das wäre er wirklich nicht wert.“
Charlotte nickte zustimmend.
„Du willst doch sicher meine Frau Cece begrüßen?“ Die beiden hatten erst vor Kurzem geheiratet.
„Ja, natürlich“, antwortete Charlotte. „Aber erst nachdem ich geduscht habe. Ich fühle mich richtig schmutzig nach der langen Reise.“
„Theo ist ein toller Junge“, erzählte Jack, und seine Stimme wurde ganz weich. „Ich werde ihm ein wunderbarer Vater sein. Und dieser Mann …“ Seine Stimme wurde schlagartig wieder kalt. „… dieser Mann wird mich in keiner Weise beeinflussen. Ich bin nicht wie er.“
In diesem Augenblick bewunderte Charlotte ihren Bruder. Er hatte die seelischen Wunden aus seiner Kindheit überwunden. Das freute sie für ihn, aber dadurch fühlte sie sich noch einsamer und verlassener.
„Er hat keinen Einfluss mehr auf mich. Null.“
Diese Stärke hätte ich auch gerne, ging es Charlotte durch den Kopf. Aber ich habe meine schlimmen Kindheitserlebnisse noch längst nicht aufgearbeitet.
Alec hatte ganz recht gehabt, als er sagte, sie sei wütend. Aber obendrein war sie verletzt. Und einsam. Und jetzt, in Gegenwart der Hudsons und ganz speziell in Davids Gegenwart, fragte sie sich, ob jemals ein Mensch sie um ihrer selbst willen lieben würde.
Aus den Augenwinkeln sah Alec, wie sich Charlotte aus dem Wohnzimmer schlich. Im ersten Moment wollte er ihr nachgehen, aber er befand sich noch im Gespräch mit Markus. Außerdem wollte er gerne mehr über Charlottes Vater herausfinden, der etwas abseits saß und seinen älteren Bruder mürrisch, fast feindselig anstarrte.
Lillian verabschiedete sich sichtlich erschöpft, und einer der Verwandten half ihr aufs Zimmer. Binnen kurzer Zeit lernte Alec jetzt die wichtigsten anderen Familien- und Crewmitglieder kennen, zunächst Isabella und den männlichen Hauptdarsteller Ridley Sinclair. Die beiden gingen sehr vertraut miteinander um, und daraus schloss er, dass an den Gerüchten über eine heimliche Liaison etwas dran war. Das sollte ich Kiefer sagen, dachte er. Es war noch nicht zu spät, einen Promi-Reporter einzuschleusen oder ein paar Journalisten einen Tipp zu geben, wo sich die Villa befand, in der die beiden wohnten.
Markus stellte Alec auch seine Söhne Dev und Max vor. Die beiden machten auf ihn einen kompetenten und intelligenten Eindruck. Dev wollte in Kürze wieder mit seinem Vater und Lillian abreisen, während Max vor Ort bleiben und eng mit David zusammenarbeiten sollte. Alec erkannte sofort, dass Markus und seine Söhne David nicht besonders mochten.
Zunächst war es ihm ein Rätsel, warum sie ihn
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