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Im Schloss des spanischen Grafen

Im Schloss des spanischen Grafen

Titel: Im Schloss des spanischen Grafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNNE GRAHAM
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Übelkeit stieg in ihr auf. Nie im Leben, nicht einmal in ihrer Kindheit, hatte sie sich so allein und verlassen gefühlt wie in diesem Moment. Wenn Alejandro beschloss, dass eine Scheidung der richtige Schritt war, würde nichts und niemand ihn davon abbringen können, ganz gleich, wie hoch der Preis auch sein mochte. Ja, sie hatte versprochen, keinerlei Kontakt zu Marco zu haben, und sie hatte ihr Versprechen gebrochen. Diesem Vorwurf hatte sie nichts entgegenzusetzen. Wie hätte sie sich rechtfertigen können?
    Es war auf jeden Fall nicht der richtige Moment, Alejandro zu sagen, wie unvernünftig er sich verhielt. Marco war ein Mitglied der Familie, es würde unmöglich sein, jedem Kontakt aus dem Weg zu gehen. Aber Alejandros Zustand war alles andere als rational. Sie merkte doch, wie viele Emotionen in ihm tobten, die er eisern unter Kontrolle hielt. Es strahlte regelrecht aus ihm heraus. Und sie fühlte die Mauer, die er bereits zwischen ihnen errichtet hatte. Sie war so entsetzt über die plötzliche Erwähnung von Scheidung, dass sie kaum klar denken konnte. Sie würde es nicht ertragen, Alejandro zurückbekommen und das Glück erneut gekostet zu haben und beides dann wieder zu verlieren. Das wäre einfach zu grausam vom Schicksal.
    Zu spät erkannte sie ihren größten Fehler: Sie hatte unterschätzt, welcher Schaden durch seine Überzeugung, sie wäre ihm untreu gewesen, angerichtet worden war. Sie hatte in der Gewissheit ihrer Unschuld gelebt und das zerstörerische Potenzial seiner irrigen Annahme ignoriert. Aber sie war lernfähig. Bei der durchaus wahrscheinlichen Aussicht, Alejandro auf immer zu verlieren, konnte nichts mehr sie zurückhalten.
    „Zwischen deinem Bruder und mir hat es nie eine Affäre gegeben“, brach sie das Schweigen. In fiebriger Hektik sprudelten die Worte aus ihr heraus. „Bis zum Ende der Woche wird er mit dir darüber gesprochen und dir alles gestanden haben.“ Jemima war viel zu aufgewühlt, um sich vorher zu überlegen, was sie sagte.
    Mit gerunzelter Stirn sah Alejandro sie an. „Was redest du da überhaupt?“
    „Wie Marco es schilderte, hat er dir nie gesagt, wir beide hätten eine Affäre gehabt, er hat sich lediglich gegen deinen Vorwurf gewehrt und es nicht abgestritten. Aber bis zum Wochenende kennst du die Wahrheit, denn entweder hat er es dir bis dahin erklärt, warum nicht einmal die Möglichkeit einer Affäre zwischen ihm und mir bestanden hat. Oder ich sage es dir …“
    „Hör auf, in Rätseln zu reden!“, rief Alejandro bei dieser wirren Erklärung frustriert aus.
    „Ich habe Marco mein Wort gegeben, dass ich ihm die Chance lasse, zuerst mit dir zu reden … bevor ich es tue.“
    Wütend funkelte Alejandro sie an. „Wenn es etwas gibt, das ich wissen sollte, dann sag es mir besser jetzt gleich!“
    Lange blieb es still, das Schweigen wog schwer zwischen ihnen beiden.
    „Marco ist schwul.“ Nur flüsternd sprach Jemima die Worte aus. Auch wenn sie Marco ihr Wort gegeben hatte, fühlte sie sich unter den Umständen nicht schuldig, es zu brechen. „Wir haben niemals eine Affäre miteinander gehabt.“
    Irritiert und angewidert starrte Alejandro sie an. „Welche abstrusen Geschichten willst du dir noch ausdenken, um dich aus der Affäre zu ziehen? Wie kannst du eine derart widerliche Lüge über meinen Bruder verbreiten?“
    „Ich verstehe, es muss ein Schock für dich sein, aber ich lüge nicht“, protestierte Jemima glühend.
    „Seit seinem sechzehnten Lebensjahr hat mein Bruder sich ständig mit irgendwelchen Mädchen verabredet. Ich denke, wir hätten es längst gemerkt, wenn er schwul wäre“, gab er beißend zurück.
    „Marco hat alles getan, um seine wahre Natur zu verleugnen. Erst an der Universität hat er sich eingestanden, dass er homosexuell ist. Die ganzen Freundinnen gehörten nur mit zu der Fassade, die er aufgebaut hat. Hast du dich nie gefragt, warum er mit keinem von den Mädchen länger als zwei Wochen zusammen war?“
    „In diesem Alter ist man nicht unbedingt auf der Suche nach einer festen Beziehung.“
    Resigniert lachte Jemima auf. „Ich dringe bei dir nicht durch, oder? Du willst mir einfach nicht glauben, obwohl ich die Wahrheit sage. Marco will nicht, dass ihr es erfahrt, vor allem nicht seine Mutter. Er befürchtet, dass Doña Hortencia ihm dann die finanzielle Unterstützung streicht, die er von ihr erhält.“
    „Da mein Bruder nicht schwul ist, brauchen wir nicht länger davon zu sprechen!“ Das Thema war damit

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