Im Schloss unserer Liebe
eindringlich. „Er wird Sie lieben lernen. Er ist ja jetzt schon stolz auf das, was Sie tun. Und fasziniert. Er mag Sie leiden. Setzen Sie auf Zeit, Kelly! Liebe braucht Zeit. Wollen Sie das für ihn tun?“
„Ich kann nicht zurück …“ In Alp des Ciel hatte man ihr alles genommen. Ihr Herz, ihren Stolz, ihren Sohn.
„Sie wären nicht allein. Meine Mutter ist auch dort.“ Der Griff seiner Hände wurde stärker. „Sie kennen sie noch nicht. Sie war bei mir in New York, um dem besonders harten Winter zu entfliehen. Kelly, Sie haben nur sechs Wochen im Schloss zugebracht. Als meine Mutter zurückkam, waren Sie bereits fort. Sie werden sie lieben.“
„Ich liebe nicht“, fuhr Kelly ihn an.
„Auch nicht Ihren Sohn?“
„Doch, natürlich.“
„Ich wusste es. Liebe lässt sich nicht willentlich an- oder abschalten.“
„Wieso sind Sie sich da so sicher?“
Rafael zuckte zusammen. Ein schmerzlicher Schatten huschte über sein Gesicht. Was wusste sie eigentlich von diesem Mann? Nichts. Nur, dass er Spielzeug-Designer in Manhattan und Prinzregent von Alp de Ciel war. „Sie müssen kommen“, sagte er leise.
Irgendetwas stimmte nicht mit dem, was er ihr gesagt hatte. Sie ließ seine letzten Sätze Revue passieren.
„Werden Sie auch da sein?“
Damit hatte sie offenbar den Nerv getroffen. Er presste die Lippen zusammen.
„Ich werde da sein, wenn es nötig ist.“
„Was soll das heißen? Einen Tag in der Woche? Eine Woche im Monat? Einen Monat im Jahr?“
„Das weiß ich noch nicht. Es wird sich zeigen.“
„Dann gehe ich keinesfalls zurück.“ Sie wusste, dass diese Entscheidung richtig war. „Für mich gäbe es kein Zurück mehr, wenn ich einmal dort wäre. Ich erinnere noch sehr gut, wie schwer es war, die Presseleute abzuschütteln. Ich musste meinen Namen ändern, ja mein ganzes Leben. Ein zweites Mal schaffe ich das nicht. Aber Sie nehmen sich die Freiheit, zu kommen und zu gehen, wie es Ihnen passt. Was für eine Art Pflichtverständnis haben Sie eigentlich?“
„Sie möchten, dass ich für immer bleibe?“
Sie hätte ihm ihre Hände entziehen müssen, doch sie tat es nicht. Was sie ihm sagen wollte, war wichtig, und ohne diesen Kontakt würde sie es nicht herausbringen.
„Sie haben mich um Vertrauen gebeten. Sie haben mich darum gebeten, eine Aufgabe zu übernehmen, die mir alles abverlangt. Und doch möchten Sie selbst nur Teilzeitprinz sein. Das geht nicht.“
„Kelly …“
„Ihre Werkstatt ließe sich nach Alp de Ciel verlegen, nicht wahr?“
„Ja, aber …“
„Für Matty wäre es eine große Entlastung.“ Sie wurde sich ihrer Sache immer sicherer. „Wenn Sie im Land blieben und repräsentierten, in Begleitung schöner Frauen da und dort …“
„He, was soll das?“
„Sie sind doch noch nicht verheiratet?“, fragte sie und schaute auf seinen Ringfinger. „Sind Sie verlobt?“
„Auch nicht.“
„Na also. Kein Klatschblatt käme auf die Idee, sich um ein Kind zu kümmern, wenn ein so begehrter Junggeselle wie Sie in seinem Land für Abwechslung sorgt.“
„Habe ich Sie richtig verstanden? Sie möchten, dass ich im Land bleibe, um zwanzig Jahre lang die Schlagzeilenjäger mit Futter zu versorgen, damit Matty und Sie nicht ins Rampenlicht geraten?“
„Genau.“
Er schüttelte den Kopf. „Das werde ich nicht tun.“
Doch Kelly war nicht mehr zu bremsen. „Wenn ich Matty nicht nach Alp de Ciel zurückkehren lasse und Sie in Manhattan bleiben, gibt es keinen Fürsten oder Regenten im Palast. Das wäre undenkbar. Auch deshalb musste ich den Vertrag unterzeichnen, weil Matty in den Palast gehört. Von Kass weiß ich, dass sonst das Chaos ausbricht. Wenn er nach dem Tod seines Vaters nicht zurückgekehrt wäre, hätte die Ratsversammlung die Herrschaft übernommen. Und die, so hörte ich, ist seit Generationen korrupt. Nur wenn der Prinz im Schloss lebt, lässt sich das Land vor Unruhen bewahren.“
„Und deshalb gehört Matty dorthin.“ Rafael zog seine Hände zurück und strich sich durch das dunkle Haar. „Ich möchte nicht immer im Schloss leben, Kelly.“
„Ich auch nicht.“
„Aber es ist Ihre …“
„Pflicht?“ Sie funkelte ihn an. „Wagen Sie nicht, mich an meine Pflichten zu erinnern. Ich bin nicht in dieses Fürstenhaus hineingeboren worden. Ich habe hineingeheiratet. Ich wurde auserwählt, um, wie ich später erfuhr, den alten Fürsten mit diesem Fehlgriff zu schockieren. Als ich meine Schuldigkeit getan hatte, verwies man mich des
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