Im Schloss unserer Liebe
Landes. Und nun kommen Sie hierher und bieten mir das Sorgerecht für meinen Sohn an. Den Grund dafür haben Sie mir bis eben verschwiegen. Deshalb kommen Sie mir nicht mit Pflichten, Rafael!“
„Sie haben Pflichten gegenüber Ihrem Sohn.“
„So, wie Sie dem Kind gegenüber Pflichten haben, das einmal Ihr Land regieren wird.“
„Aber …“
„Es gibt kein Aber“, sagte sie bitter. „Mehr als alles andere in der Welt möchte ich bei Matty bleiben, ihn aufwachsen sehen und seine Mutter sein. Dafür würde ich viel in Kauf nehmen. Aber nicht alles. Ich lasse nicht zu, dass auf ihm allein das Interesse der Öffentlichkeit lastet.“
„Um dieses Opfer dürfen Sie mich nicht bitten.“
„Ich bitte Sie nicht darum, ich stelle lediglich Fakten fest. Sie sind nicht hergekommen, um mir mein Kind zurückzugeben. Sie lassen mir nicht die freie Entscheidung. In Wirklichkeit erpressen Sie mich, nach Alp de Ciel zurückzukehren.“
„Natürlich will ich Ihnen Matty zurückgeben.“
„Ohne Bedingungen?“
„Er ist der Kronprinz von Alp de Ciel. Selbstverständlich gibt es Bedingungen. Verdammt, Kelly, ich bin nicht hier, um mich unter Druck setzen zu lassen.“
Kelly hob empört die Hände. „Gewiss nicht. Sie sind hier, um mich unter Druck zu setzen. Wenn Ihnen nicht gefällt, was ich sage, können Sie ja gehen. Ich möchte nur das Beste für meinen Sohn.“
„Was glauben Sie wohl, was ich möchte?“, fuhr er auf. „Du meine Güte! Der Rechtslage nach könnte ich morgen allein mit ihm abreisen. Ich will Ihnen doch nur eine Chance geben.“
„Nein, Sie wollen mich zu etwas überreden. Deshalb sind Sie hier.“
Er stöhnte auf. „Sie wurden mir als sanftmütige Frau geschildert.“
Kelly und Rafael sahen sich stumm an. Das Schweigen lastete schwer und wollte nicht enden.
Schließlich zuckte sie die Schultern. „Das bin ich aber nicht.“
„Ich hab’s gemerkt.“
„Enttäuscht?“
Er rieb sich die Stirn. „Seien Sie doch vernünftig!“
„Was ist an einem Leben im Schloss vernünftig?“, fragte sie spitz.
„Jedes Mädchen träumt davon.“
Sie beugte sich vor. „Ich habe ihn verwirklicht, diesen Traum. Es war der schlimmste Albtraum.“
„Aus diesem Grund möchte ich nicht …“
„Und ich auch nicht.“
„Aber Sie müssten es wollen“, forderte er.
„Sie ebenso.“
Wieder sahen sie sich finster an, bis Kelly verständnislos den Kopf schüttelte. „Ich habe es mir nicht leicht gemacht, Rafael. Wie ich es auch drehe und wende, hier kann ich Matty unmöglich großziehen. Die Aufmerksamkeit der Medien würde ihn erdrücken, das Leben in einem abgeschirmten Anwesen ihn isolieren. Außerdem wäre es nicht gut, ihn aus seiner vertrauten Umgebung zu reißen und von den Menschen, die er liebt, zu trennen …“
„Dann kommen Sie also?“ Es klang hoffnungsvoll.
Kelly blieb eisern. „Nur wenn Sie bereit sind, Ihren ständigen Wohnsitz im Schloss zu nehmen.“
„Das ist nicht fair.“
„Doch, das ist es. Es gehört zu Ihren Pflichten als Prinzregent. Sie haben die Aufgabe, Matty bis zu seinem fünfundzwanzigsten Geburtstag zu entlasten und ihn auf sein künftiges Amt vorzubereiten. Außerdem liebt er Sie. Er wäre unglücklich, wenn Sie ihn allein ließen und nach New York zurückkehrten. Mit Fairness hat das Ganze überhaupt nichts zu tun. Wir müssen einen Weg finden, den wir gemeinsam gehen können. Ich lasse nicht zu, dass Matty mehr als nötig im Rampenlicht steht.“
„Weil Sie nicht im Rampenlicht stehen möchten.“
„Ich will es nicht, Sie wollen es auch nicht. Doch Sie kommen damit wohl besser zurecht als ich.“
„Woher wollen Sie wissen, womit ich zurechtkomme?“, fragte er bitter.
Kelly holte tief Luft. „Sie haben mir das Angebot gemacht, Matty bei mir zu behalten. Wenn ich das tun würde, säßen Sie in der Falle.“
„Ich konnte mir nicht vorstellen …“
„Dass ich keine Lust habe, die Prinzessin zu spielen? In diesem Punkt haben Sie sich gründlich geirrt.“
„Kelly …“ Er streckte die Hand nach ihr aus.
„Rafael …“
Dieses Gezerre, dieser Kleinkrieg zwischen ihnen war absurd. Doch sie war nicht bereit, sich geschlagen zu geben. Der Gedanke, als Prinzessin ins Schloss zurückzukehren und sich mit den Medien herumzuärgern, um ihren Sohn zu schützen, war unerträglich. Das wollte sie nicht. Sie hatte mit der Vergangenheit abgeschlossen.
Dieser Mann und seine Probleme gingen sie nichts an. Seine Gründe, das Rampenlicht zu scheuen,
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