Im Schloss unserer Liebe
Hintergrund halten können“, sagte er beinahe verzweifelt.
„Zur Not lasse ich mich fotografieren. Aber ich bin sicher, dass die Frauen an Ihrer Seite mehr Aufsehen erregen als ich.“
„Ich werde für keinerlei Aufsehen sorgen.“
„Warten wir es ab …“
Er stieß die Luft aus. „Es ist Ihnen wirklich ernst.“
„Sehr ernst.“
„Sie verlangen, dass ich in Alp de Ciel bleibe, bis Matty fünfundzwanzig wird?“
„Danach sind Sie frei.“ Sie versuchte, zuversichtlich zu klingen. „Es ist doch nur eine zwanzigjährige Verpflichtung. Wohingegen ich …“
„Sie können das Land jederzeit verlassen.“
„Aber nicht meinen Sohn. Sie wissen genau, dass ich das nicht fertigbrächte. Wie Sie verpflichte ich mich auf zwanzig Jahre. Wahrscheinlich sogar für länger.“
Sie schwiegen, hielten sich aber weiterhin bei den Händen, als brauchten sie den körperlichen Kontakt, damit der Gesprächsfaden nicht riss.
„Gut“, sagte er schließlich. „Ich erkläre mich einverstanden. Aber Erpressung bleibt es dennoch.“
„Ich fühle mich auch erpresst“, erwiderte Kelly leise. „Wir werden beide dazu gezwungen, einander zu erpressen.“
„Im Palast braucht man uns nicht beide.“
„Aber Matty braucht uns beide. Das heißt, ich hoffe, dass er mich einmal braucht. Im Moment braucht er nur Sie. Ich kämpfe auch für das Glück meines Sohnes, Rafael.“
Mit einem Mal schien er begriffen zu haben. Irgendetwas hatte ihn überzeugt. Er zog an ihrer Hand und zwang Kelly, ihn anzusehen.
„Kelly, das klingt, als wären wir zu lebenslänglicher Haft verurteilt.“
„So ist es ja auch.“
„Nein, das möchte ich nicht. Vielleicht können wir dem Ganzen etwas abgewinnen. Es mit Freude …“
„Sagt der Mann, der nach Manhattan fliehen wollte.“
„Wir könnten es mit Freude tun.“
„Aber wie?“
Er verzog den Mund. „Ich weiß es nicht.“ Er schaute auf die Uhr. „Ich muss aufbrechen. Wenn ich nicht in meinem Zimmer bin und schlafe, gibt es Fragen.“
„Matty wird Sie vermissen, wenn er aufwacht.“
„Erinnern Sie ihn daran, dass Sie seine Mutter sind.“ Er sah ihr in die Augen. „Ja, Sie sind seine Mutter. Sie lieben ihn. Und er wird lernen, Sie zu lieben.“
„Ich weiß nicht …“
„Denken Sie nicht darüber nach“, sagte er heftig. „Machen Sie sich nicht verrückt, indem Sie über die Zukunft nachgrübeln. Wir werden es schaffen. Gemeinsam werden wir es schaffen.“ Und ehe sie begriff, was geschah, hob er ihr Kinn, beugte sich über ihre Lippen und küsste sie.
Er war genauso überrascht wie sie. Sie spürte es, als glühende Hitze sie wie ein Stich durchfuhr. Nur ein paar Sekunden dauerte der Kuss. Dann zog Rafael sich fast erschrocken zurück. Sie bedeckte ihre zitternden Lippen mit der Hand und schaute ihn bestürzt an. Auch er sah verwirrt aus.
Was, um Himmels willen, war passiert? Ihr kam es vor, als hätte eine fremde Macht sie zu diesem Kuss gezwungen, denn Rafael schien ebenfalls nicht zu begreifen, was geschehen war.
„Ich glaube, das gehörte zum Pakt.“ Er trat einen Schritt zurück. „Ein Kuss, der unser Abkommen besiegelt.“
„Ein Händedruck hätte es auch getan“, flüsterte Kelly benommen.
„Nein.“ Er lächelte ein wenig schuldbewusst. Kelly kam es vor, als ob die Sonne zwischen den Wolken hervorbrechen würde. „Ein Kuss ist sehr viel angenehmer als ein Händedruck. Machen Sie nicht so ein Gesicht, Hoheit. Ich wollte nicht respektlos sein.“
„Das habe ich nicht unterstellt …“
„Danke. Denn als Mutter des Kronprinzen könnten Sie für das, was ich mir erlaubt habe, meinen Kopf auf einem Silbertablett fordern – bildlich gesprochen. Vergessen wir also den Kuss. Obwohl ich ihn genossen habe.“ Er strich seine Uniformjacke glatt und wurde wieder ernst.
„Ob es uns gefällt oder nicht, wir haben ein Abkommen geschlossen, Kellyn Marie. Schaffen Sie es bis Dienstag, hier Ihre Zelte abzubrechen? Ja? Dann werden wir uns bis zur Abreise nicht wiedersehen. Ich möchte nichts riskieren und mich diplomatisch verhalten. Sagen Sie Matty, dass ich ihn liebe und er eine wunderbare Mutter hat.“
„Obwohl sie eine Erpresserin ist?“
„Für eine Erpresserin ist sie gar nicht so übel.“ Er lächelte.
Auf was hatte er sich da eingelassen?
Rafael kam sich total verrückt vor, während er das dunkle Museumsgelände durchquerte. Soeben hatte er sich verpflichtet, die nächsten zwanzig Jahre in Alp de Ciel zu verbringen.
Musste er sich daran
Weitere Kostenlose Bücher