Im Schloss unserer Liebe
halten? Sobald Matty wieder gesund im Lande war, konnte er einfach verschwinden.
Doch das würde er niemals fertigbringen. Er sah wieder Kelly vor sich. Sie vertraute ihm.
Und er war vertrauenswürdig. Verdammt!
Außerdem hatte er sie geküsst.
Warum?
Weil er ihr einfach nicht hatte widerstehen können. Sie war so reizend, so anmutig und … ein richtiger Drache. Eine besondere Mischung eben. Das Leben hatte sie gebeutelt. Man sah es ihr an, man spürte es. Aber auch ihren starken Willen, ihre Unabhängigkeit und Entschlusskraft.
Soeben hatte sie ihn dazu getrieben, in Alp de Ciel zu leben.
Seiner Mutter würde das gefallen.
Aber Anna …
Mit Anna musste er sprechen, bevor sie alles aus den Medien erfuhr. Gegen Anna war Kelly ein harmloser Drache. Wenn Anna sich ärgerte, war mit ihr nicht zu spaßen.
Würde sie mit nach Alp de Ciel kommen?
Das war nicht zu erwarten. Wie sollte er die heikle Sache handhaben?
Pete wartete am Ausgang auf ihn, um ihn hinauszulassen. Rafael wollte ihm einen Schein für die Mühe zustecken. Doch der Mann wirkte fast beleidigt.
„Ich nehme kein Geld von Ihnen.“
„Entschuldigung.“
„Ich erwarte vielmehr, dass Kelly kein Leid geschieht. Sie hatte es nicht einfach im Leben“, sagte Pete streng.
„Sie könnten dazu beitragen, indem Sie niemandem etwas über meinen Besuch heute Abend erzählen. Auch nicht, dass ich einen kleinen Jungen bei ihr gelassen habe.“
„Das ist doch wohl selbstverständlich“, knurrte der Sicherheitsbeamte.
„Gut.“
„Sind Sie wirklich ein Prinz?“, fragte Pete.
Rafael nickte.
„Und der Knirps …?“
„Ist Kellys Sohn.“ Rafael fand, dass er diesem Mann die Wahrheit schuldete. „Er ist der Kronprinz von Alp de Ciel.“
Pete pfiff durch die Zähne. „Dann gehört unsere Kelly zu einem Fürstenhaus. Wir haben immer etwas vermutet, aber so etwas …“ Er schüttelte den Kopf. „Sie macht sich Sorgen. Das sieht doch jeder, dass sie sich Sorgen macht.“
„Der heutige Tag hat sie ziemlich mitgenommen.“
„Sie bringen Kelly zurück in dieses Land?“
„Ja, sie hat sich einverstanden erklärt.“
„Dann muss ich Ihnen jetzt etwas mit auf den Weg geben, Junge“, knurrte der Alte, drängte Rafael gegen das Tor und bohrte ihm den Zeigefinger in die Brust. „Sie passen auf Kelly auf, verstanden? Sie hatte eine schwere Krise. Eigentlich sollten wir davon nichts wissen, trotzdem ahnten wir, dass sie ihr Kind verloren hat. Wir dachten, es sei gestorben. Da sie darüber nie sprach, wollten wir nicht indiskret sein und haben geschwiegen. Aber hören Sie, wir sind hier fast wie eine große Familie. Sie mag zwar keinen Vater und keine Mutter hier haben, doch sie hat uns. Und wenn ihr etwas passiert, dann werden …“
„… Sie mir die Drachen auf den Hals hetzen?“, fragte Rafael.
Der Mann entspannte sich und lächelte schief. „Ja, genau.
Wir haben hier zwar nur Märchendrachen, aber die sind ziemlich stark. Also passen Sie auf. Auf sich und auf Kelly.“
„Ihr wird nichts geschehen.“
„Darf ich das als Ehrenwort verstehen?“
Das war eine Frage! Worauf hatte er sich bloß eingelassen? Als Prinzregent war er verantwortlich für den Kronprinzen. Und nun sollte er auch noch für dessen Mutter die Verantwortung übernehmen?
Pete wartete. Hinter seiner Bärbeißigkeit versteckte sich Sorge. Offenbar mochte er Kelly sehr gern.
„Ja, ich gebe Ihnen mein Ehrenwort.“
„Dann lassen Sie Kelly nicht aus den Augen.“
War er damit ganz nach Alp de Ciel verbannt? Mit oder ohne Anna? Mit oder ohne sein Unternehmen?
Anna würde ihn in Stücke reißen, weil er, ohne vorher mit ihr zu reden, eine solche Entscheidung getroffen hatte. Aber die Entscheidung war bereits gefallen.
„Ich werde sie nicht aus den Augen lassen“, sagte er leise. Anna konnte ohne die Fifth Avenue und ohne Pastrami Sandwiches nicht leben. Und sein Geschäft kam nicht ohne Anna aus.
„Ich werde Kelly nicht aus den Augen lassen“, wiederholte er und durfte gehen.
Aber den Druck von Petes Finger spürte er noch lange auf seiner Brust. Ja, Druck, das war es, was ihn quälte.
Er hatte sie geküsst.
Warum nur? Kelly sah Rafael nach, als er auf dem Hauptweg zum Ausgang eilte. Dann machte sie sich bettfertig. Sie zog sich in der Küche aus. Im Schlafzimmer lag Matty, und sie war für ihn eine Fremde.
Die Entscheidung war also gefallen. Sie würde nach Alp de Ciel zurückkehren. Als Mutter des Kronprinzen.
Rafael hatte sie geküsst. Sie berührte
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