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Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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seither dort unten passiert? Sie und Cal hatten kaum miteinander gesprochen, weil sie entweder am nackten Fels gehangen oder bergauf gewandert waren, und weder da noch dort war ihnen nach einer Plauderei zumute gewesen. Sie hatten nur angehalten, wenn es nötig war, und den Weg danach so schnell wie möglich fortgesetzt, denn beiden war stets bewusst, dass ihnen die Zeit zwischen den Händen zerrann.
    Eine halbe Stunde später mischten sich Schneeflocken unter den Regen. Cate starrte durch die Äste und wünschte von ganzem Herzen, die Flocken würden wieder verschwinden. Sie hatte nichts gegen Schnee, auch wenn es ihr lieber gewesen wäre, es wäre so warm geblieben wie in den vergangenen Tagen; sie hoffte nur, dass der Schnee nicht liegen blieb. Unten im Tal schneite es wahrscheinlich überhaupt nicht.
    Als die Flocken immer größer wurden und der Boden in der einsetzenden Dämmerung hell zu leuchten anfing, begann sie sich zu fragen, wo Cal steckte und was er wohl machte.
    Cal hatte sich einen daumendicken Stock gesucht und stocherte damit in jede Erhebung im Boden, die so aussah, als könnte sich darunter eine kleine Höhle oder ein Überhang verbergen, die groß genug waren, um ihnen für die kommende Nacht Schutz zu spenden. Ihm war durchaus bewusst, dass die Bären noch lange nicht im Winterschlaf waren, dazu war es noch zu früh im Jahr, darum hatte er den Klappspaten wieder in den Gürtel eingehängt und stattdessen die rechte Tasche seiner Tarnjacke aufgeknöpft, um den Holster mit seiner Neun Millimeter Automatik herauszuholen. Normalerweise hätte er den Holster am Gürtel getragen oder ihn bei einem Einsatz um den Schenkel gebunden, aber beim Klettern wollte er ihn nirgendwo tragen, wo er sich verhaken konnte. Stattdessen hatte er die Waffe gesichert, in die Jacke gesteckt und sich davon überzeugt, dass die Tasche zugeknöpft war. Sobald er die Jacke zusammengerollt auf den Rücken geschnallt hatte, hatte sich die Automatik an seinen Körper gedrückt. Die Pistole war nicht die beste Waffe, um einem Bären gegenüberzutreten, aber sie war hundertmal besser als ein Klappspaten.
    Er wollte sich nicht allzu viel Zeit beim Suchen eines Unterstandes lassen. Es gab Überhänge zuhauf, aber sie waren entweder zu flach, oder der Fels war gespalten, oder der Boden darunter erschien ihm instabil. Aus einigen lief Wasser; da er großen Wert darauf legte, dass ihr Nachtlager trocken war, schieden sie allesamt aus. Falls er nicht bald eines fand, müsste er das Licht, das jetzt noch blieb und das mehr als matt war, dazu nutzen, einen Unterstand aus Ästen zu bauen. Er hoffte, dass es nicht dazu kommen würde, denn der Boden fiel dafür viel zu steil ab.
    Schließlich entdeckte er etwas Verheißendes. Ein Granitbug ragte, auf einer zweiten Granitplatte ruhend, leicht schräg aus dem Hang. Die beiden Felsen würden nicht ins Rutschen kommen, sie lagen schon so lange hier, dass sie zur Hälfte im Erdreich versunken waren und dass ausgewachsene Bäume auf dem Bug standen. Eine weitere riesige Fichte wuchs direkt südlich der Öffnung und versperrte sie zum Teil. Er schob die bis zum Boden hängenden Äste beiseite, ging in die Hocke und warf einen Blick in das Innere. Die Aushöhlung unter dem Felsen war etwa drei Meter breit und eher flach, höchstens ein Meter fünfzig tief, und auch der höchste Punkt der Öffnung lag bei einem Meter fünfzig. Das war gut, weil kleine Räume leichter aufzuheizen waren als große.
    Er hatte eine kleine Taschenlampe dabei, die er jetzt anschaltete und mit der er jeden Winkel ausleuchtete, um Schlangen, tote Ratten, lebendige Ratten oder anderes Getier aufzuscheuchen, mit dem er nicht die Nacht verbringen wollte. Natürlich gab es hier totes Holz und ein paar Insekten, die vor dem Lichtstrahl die Flucht ergriffen. Die würde das Feuer vertreiben.
    Er riss einen kleinen Ast von der Fichte und fegte damit seine auserwählte Zufluchtsstätte aus, bevor er mit dem Klappspaten weitere Zweige von den Bäumen hackte, wobei er von jedem Baum nur einige wenige Zweige nahm, die er dann kreuzweise auf dem Boden der Höhle auslegte. Die grünen Nadeln würden nicht nur den Modergeruch überdecken, die geschmeidigen Zweige stellten auch eine weiche Unterlage für ihre Isomatte dar. Er konnte auf dem Boden schlafen, in seine Decke gewickelt, aber Cate würde sich auf einer Art Matratze deutlich wohler fühlen.
    Wenigstens konnten sie heute Abend ein Feuer machen. Dieser Hang lag nach Osten, von den

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