Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
Schützen abgewandt. Die Bäume über ihnen würden den Rauch durch ihre Äste filtern und ihn verteilen, sodass er nicht in einer Säule aufstieg, und der Wind würde ihn weiter verwehen. Licht und etwas Wärme würden erheblich dazu beitragen, dass sie sich wohler fühlten. Außerdem musste er Cates Schuhe trocken bekommen.
    Der Regen war endgültig in Schnee übergegangen, der inzwischen so herabwirbelte, dass der Boden, obwohl er so nass war, weiß zu werden begann. Das gefiel ihm gar nicht, nicht wegen des Schnees, sondern weil die Temperatur nach Einbruch der Dunkelheit noch weiter absacken und alles, was nass war, mit einer rutschigen Eisschicht überziehen würde. Ihre einzige Hoffnung bestand darin, dass es sich nur um eine schnell weiterziehende Wetterfront handelte, der wärmerer Regen folgte.
    Er hätte noch mehr tun können, aber er wollte Cate nicht länger als nötig allein in der Kälte sitzen lassen. Je eher sie in ihren kleinen Bunker gelangte und je eher er ein Feuer anmachen konnte, desto früher konnte sie ihre nassen Schuhe und Socken ausziehen und ihre Füße wärmen. Ausbauen konnte er ihr Nachtlager später immer noch.
    Als er den Rückweg zu ihr endlich hinter sich gebracht hatte, blieben ihnen nur noch zwanzig Minuten Tageslicht; die dünne Schneeschicht war unglaublich glitschig. Mehrmals musste er sich mit dem Klappspaten abfangen. Die noch an den Zweigen hängenden Regentropfen begannen zu gefrieren und leise im Wind zu klimpern.
    »Ich habe was für uns gefunden«, sagte er, woraufhin sie das Gesicht hob, das sie zwischen den Knien vergraben hatte. Sie hatte das Cape über die Nase gezogen, damit die Luft, die sie einatmete, wärmer war, und ihre Augen wirkten wieder klar; vorhin war ihr Blick vor Anstrengung matt gewesen, was ihm wesentlich mehr Sorgen gemacht hatte, als er sich hatte anmerken lassen. »Es ist trocken, und wir können darin Feuer machen.«
    »Du hast das Zauberwort gesagt.« Sie krabbelte deutlich lebendiger unter den tiefen Ästen hervor, als sie vorhin daruntergekrabbelt war. Sie wäre in wesentlich besserer Verfassung gewesen, wenn er vor dem Abmarsch darauf bestanden hätte, dass sie Bergstiefel anzog, aber er hatte nicht mit Regen und Schnee gerechnet. Schließlich hatte er kein Rheuma, das ihn vor einem Wetterumschwung warnte, und er hatte während der letzten Tage keine Gelegenheit gehabt, den Wetterbericht zu hören. Er hätte es nicht einmal mitbekommen, wenn ein rekordverdächtiger Schneesturm im Anmarsch gewesen wäre.
    »Der Regen gefriert schon«, sagte er. »Es ist nicht leicht, dorthin zu kommen, weil der Boden so rutschig ist. Du musst dich bei jedem Schritt festhalten.«
    »Alles klar.« Sie zog ihren Hammer heraus und nahm ihn mit der linken Hand, während er die ganze Ausrüstung, die er vorhin abgelegt hatte, wieder auflud. Er machte sich auf den Weg, augenscheinlich ohne dass ihm das zusätzliche Gewicht etwas ausmachte, und sie folgte ihm vorsichtig.
    Cates Füße waren immer noch erbärmlich kalt und nass, aber während sie pausiert hatte, hatte sie die Zehen abwechselnd angespannt und wieder entspannt, um den Blutfluss anzukurbeln, weshalb sie sich nicht mehr ganz so unbeholfen fühlte wie zuvor. Trotzdem hoffte sie, dass sein Unterschlupf nicht allzu weit entfernt war, weil es von Minute zu Minute dunkler wurde und der Schnee, der in gespenstischer Stille zwischen den Bäumen niedersank, immer dichter fiel.
    Sie hoffte, dass es auch im Tal schneite. Sie hoffte, dass sich die Schützen, die am Berghang lagerten, unter drei Meter tiefem Schnee den Arsch abfroren. Sie hoffte, sie mussten den ganzen Tag im Regen ausharren und waren inzwischen zu menschlichem Eis am Stiel gefroren. Oft blieb es im Tal trocken, wenn es in den Bergen schneite, aber sie hoffte, dass das diesmal anders war.
    »Wir müssen umkehren, nicht wahr?«, fragte sie leise.
    »Wahrscheinlich.« Er versuchte die Lage nicht schönzureden, wofür sie ihm dankbar war. Die Realität war ihr lieber als rosige Wunschbilder, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun hatten. »Es sei denn, es schneit so stark, dass wir hier ausharren müssen.«
    An einer besonders rutschigen Stelle blieb er stehen und hackte mit seinem Klappspaten eine Stufe in den Boden. Mit dem Poncho über dem Rucksack sah er aus wie ein verwachsenes Monster, sie sah vermutlich nicht besser aus.
    Körperlich fühlte sie sich elender als je zuvor in ihrem Leben. Dampf puffte aus ihrem offenen Mund, bis sie ihn mühsam

Weitere Kostenlose Bücher