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Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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schloss und durch die Nase ausatmete, was einen Dracheneffekt bewirkte. Sie lenkte sich ab, indem sie sich vorstellte, wie sie das im Winter den Jungs vorführen würde. Sie würden mit Begeisterung Drachen spielen.
    »Hier ist es«, sagte er schließlich, zog die Äste einer riesigen Fichte beiseite und leuchtete mit seiner Taschenlampe unter einen schrägen Felsüberhang. »Ich habe alles ausgefegt und mit Fichtenzweigen ausgelegt, damit es weicher ist. Krabbel schon mal rein und mach es dir gemütlich, während ich Feuerholz sammle.«
    Sie fragte ihn nicht, wo er trockenes Holz finden wollte; falls es irgendwo da draußen welches gab, würde er es finden, daran hatte sie nicht den leisesten Zweifel. Sie blieb im Eingang stehen, zog ihr nasses Cape aus und hängte es draußen über einen Fichtenzweig, bevor sie hastig unter den Fels krabbelte. Eine zweite Taschenlampe wäre praktisch gewesen, doch die hatte sie nicht.
    »Hier«, sagte er und holte einen dünnen grünen Stab aus seinem Rucksack. Sobald sie ihn sah, wusste sie, was das war, denn sie hatte solche Stäbe schon in verschiedenen Outdoor-Geschäften gesehen. Er knickte ihn, um die chemische Reaktion auszulösen, und der Stab begann zu glühen.
    Licht war etwas Wunderbares. Augenblicklich ging es ihr besser, obwohl sie noch genauso durchfroren und erschöpft war wie vorher.
    Er kniete im Eingang nieder und begann sich aus seiner Ausrüstung und den Vorräten zu winden, ohne das Cape abzulegen; dabei achtete er peinlich darauf, seine Decke und die Isomatte trocken zu halten. Die gesamte Kletterausrüstung wanderte ans eine Ende der Höhle; sie streifte ihre ab und legte sie daneben.
    Inzwischen hatte sie sich an das Gewicht der Wasserflaschen in der improvisierten Trageschlinge gewöhnt, doch sobald sie die Schlinge abgenommen hatte, entspannten sich ihre Rücken- und Schultermuskeln, und sie seufzte erleichtert auf. Das Wasser machte einen Großteil ihrer Traglast aus, jeder musste etwa zehn Liter mit sich schleppen.
    »Hast du trockene Socken dabei?«
    »In meiner Tasche.«
    »Bevor du irgendwas anderes tust, solltest du die nassen Schuhe und Socken ausziehen, deine Füße trocken reiben und frische Socken anziehen.« Damit war er verschwunden und geduckt in der Nacht untergetaucht. Einen Moment sah sie dem hüpfenden Lichtkegel der Taschenlampe nach, dann tat sie genau das, was er ihr geraten hatte. Er war der Überlebensexperte.
    Sie stellte ihre nassen Schuhe beiseite und schälte unter Mühen die beiden Sockenpaare von den Füßen. Ihre Füße waren weiß wie Fischfleisch. Sie wölbte die Hände über die Zehen, aber da ihre Finger ebenfalls ausgekühlt waren, spendete das nur wenig Wärme. Also begann sie ihre Füße kraftvoll durchzumassieren, um sie zu trocknen und sie gleichzeitig wieder zu durchbluten. Eigentlich hätte sie jetzt eine Wanne mit warmem Wasser gebraucht, um die Füße einzuweichen, aber unter ihrem Felsüberhang gab es leider kein fließendes Wasser, darum rieb und rubbelte sie weiter, bis Füße und Hände allmählich wärmer wurden.
    Das von ihrem Röhrchen abgesonderte Licht war nur matt und von einem unnatürlichen Grün, weshalb sie nicht feststellen konnte, ob ihre Zehen allmählich rosa wurden oder nicht, aber zumindest fühlten sie sich wärmer an. Schnell zog sie die frischen Socken aus ihrer Tasche und schlüpfte hinein. Freude über Freude, sie hatten etwas von ihrer Körperwärme gespeichert; es war fast so, als würde sie ihre Füße in warme Tücher packen. Das Gefühl wurde schnell schwächer, aber bis dahin war es wunderbar.
    Ihre Trainingshose war von den Knien abwärts nass, aber eine Hose zum Wechseln hatte sie nicht mitgenommen. Dann fiel ihr die lange Seidenunterhose ein, die sie in ihre Jackentasche gesteckt hatte. Sie zog sie heraus, schlüpfte dann schnell aus der nassen Trainingshose und zog die eng anliegende Unterhose an. Sie war trocken, aber entschieden zu dünn für diese Kälte, darum zog sie die Decke fester um sich und begann sich danach in ihrem engen Versteck einzurichten.
    Das Einrichten beschränkte sich darauf, die Isomatte auf den Zweigen auszurollen und Cals Deckenrolle daraufzulegen. Sie verfrachtete die Wasservorräte nach ganz hinten, wo sie hoffentlich nicht gefrieren würden, und nahm für jeden von ihnen eine Flasche heraus. Zu essen gab es wieder einmal trockenes Müsli, dazu ein paar Rosinen und je einen kleinen Schokoriegel. Zu ihrer Überraschung stieß sie in seinem Rucksack auch

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