Im Schutz der Nacht
Mann nicht begegnen wollte, was sie ihm wirklich nachfühlen konnte?
Bei diesem Gedanken fühlte sie sich ein wenig besser, denn so betrachtet war es wesentlich wahrscheinlicher, dass Mr Layton genau das getan hatte, was Marbury vermutete, dass er nämlich klammheimlich verschwunden war, ohne seine Sachen mitzunehmen. Wenn er diesen Wie-hieß-er-noch so hasste, dass er lieber aus dem Fenster kletterte und sich aus dem Staub machte, als ihm zu begegnen, dann war es ihm wahrscheinlich nicht schwergefallen, sein Gepäck dazulassen.
Aber warum hatte er seinen Mietwagen nicht zurückgegeben, weder in Boise, noch in einer anderen Stadt, in der die Autovermietung eine Niederlassung unterhielt? Cate war normalerweise keine Verschwörungstheoretikerin, aber Trail Stop gehörte nicht gerade zu den beliebtesten
Reisezielen im Staat; falls jemand, den Mr Layton nicht sehen wollte, ihm hierher gefolgt war, dann hatte dieser jemand logischerweise herausgefunden, dass er einen Wagen gemietet hatte und wohin er damit gefahren war. Wahrscheinlich gab es haufenweise Gesetze, die es untersagten, dass derlei Informationen weitergegeben wurden, aber mit Informationen wurde jeden Tag gehandelt, und viele dieser Transaktionen verstießen gegen irgendwelche Vorschriften. Mr Layton musste doch wissen, dass ihn dieser Wagen verriet; wenn er weiterhin demjenigen aus dem Weg gehen wollte, der ihm hierher gefolgt war, wollte er den Wagen doch bestimmt loswerden. Vielleicht hatte er ihn irgendwo abgestellt und war davonspaziert, das schien sein bevorzugter modus operandi zu sein; wahrscheinlich sagte er sich, dass er die zusätzlichen Abbuchungen auf seinem Kreditkartenkonto hinnehmen musste.
Plötzlich kam ihr etwas in den Sinn, das der Ermittler gesagt hatte. Sie hatte Laytons Kreditkarte bereits belastet, sodass sie keinesfalls auf der unbezahlten Rechnung sitzen bleiben konnte. Das Gleiche traf auch auf die Autovermietung zu; mehr noch, soweit sie wusste, konnte man ohne Kreditkarte praktisch keinen Wagen mieten. Warum also versuchte die Autovermietung, Mr Layton aufzuspüren? War das üblich? Sie hatte keine Ahnung, wie Autovermietungen in so einem Fall verfuhren, aber vernünftigerweise konnte man annehmen, dass sie wenigstens einige Tage lang einfach seine Kreditkarte belasten würden.
Instinktiv sah sie auf dem Anrufdisplay nach und las stirnrunzelnd: »Anrufer unbekannt.« Wie unpraktisch. Seit wann unterdrückte ein Unternehmen seine Telefonnummer? Damit nicht genug, der Anrufer hatte auch nicht seinen Namen genannt. Trotzdem fand sie, dass sie das weitergeben sollte, was ihr der Ermittler erzählt hatte.
Sie rief bei der Auskunft an, ließ sich die Nummer von National Car Rental geben und gleich weiterverbinden. Beim zweiten Läuten meldete sich eine Frauenstimme. »National Car Rental, Sie sprechen mit Melanie. Wie kann ich Ihnen helfen?«
»Jemand aus Ihrer Firma hat mich vorhin wegen eines meiner Gäste angerufen«, erklärte Cate. »Jeffrey Layton. Mr Layton hat seinen Wagen gestern nicht abgegeben, deswegen wollte ihn der Anrufer sprechen. Leider hat Ihr Kollege seinen Namen nicht genannt.«
»Jemand aus unserem Büro hat bei Ihnen angerufen und sich erkundigt nach jemandem namens ... wie hieß der Mieter noch?«
»Layton. Jeffrey Layton.« Cate buchstabierte den Namen, obwohl er ziemlich gewöhnlich erschien.
»Ein Mann hat angerufen?«
»Genau.«
»Tut mir leid, Madam, aber bei uns arbeiten heute nur Frauen. Sind Sie sicher, dass er von unserer Niederlassung aus angerufen hat?«
»Nein, bin ich nicht.« Cate wünschte, sie wäre so geistesgegenwärtig gewesen, ihn zu fragen. »Der Name und die Nummer waren unterdrückt, aber ich bin davon ausgegangen, dass der Anruf von der Vermietstation am Flughafen Boise kommen musste.«
»Die Nummer war unterdrückt? Das ist ungewöhnlich. Lassen Sie mich kurz den Mietvorgang aufrufen.«
Cate hörte das Klappern einer Computertastatur. Es blieb kurz still, dann klapperte es wieder. Die Frau fragte: »Das war J-e-f-f-r-e-y L-a-y-t-o-n? Hat der Kunde einen zweiten Vornamen?«
»Nein, hat er nicht.« Das wusste Cate genau, weil sie sich seinen Ausweis hatte zeigen lassen, bevor sie seine
Kreditkarte akzeptierte. Sie hatte eine Bemerkung über den fehlenden zweiten Vornamen gemacht, und Mr Layton hatte ihr daraufhin lächelnd erklärt, dass er keinen zweiten Vornamen habe.
»Und wann soll er das Fahrzeug von uns gemietet haben? Ich habe keinen Eintrag unter seinem
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