Im Schutz der Nacht
der Abzug mit genug Geschick betätigt wurde.
Teague hatte die Waffen so ausgewählt, dass jede unterschiedliche Merkmale aufwies. Blake und Billy würden die Nachtschichten übernehmen, während der sie die Infrarot-Zielfernrohre brauchten. Die Geräte hatten einen beschränkten Wirkungskreis; alles jenseits von vierhundert Metern würde schlicht nicht darin auftauchen. Darum hatten sie Gewehre, die auf mittlere Entfernung am effektivsten waren. Tagsüber konnten Troy und Teague hochauflösende Ferngläser verwenden und mit ihren Langstreckenwaffen jedem, den sie im Ort herumschleichen sahen, Todesangst einjagen. Auch ihre Waffen verfügten über Infrarot-Zielfernrohre, aber Troy und Teague mussten sich nicht allein darauf verlassen.
Goss und Toxtel standen bereit, um Stellung zu beziehen, wo bis eben die Brücke den rauschenden Bergbach überspannt hatte, sobald sich der Rauch der Explosion verzogen hatte. Mit ihren Handfeuerwaffen waren sie verantwortlich für alle Nahkampfsituationen, mit denen Teague jedoch nicht rechnete.
Noch während die Explosion nachhallte und der letzte Schutt zu Boden regnete, kamen die Menschen aus ihren Häusern gelaufen, um nachzusehen, was passiert war. Ruhig und bedächtig begannen die vier Männer zu schießen und die braven Bürger von Trail Stop weiter und weiter zurückzutreiben.
Sobald das Licht ausgegangen war, setzte sich Cal in Bewegung, griff nach seiner wasserdichten Taschenlampe und eilte zur Tür. Falls im Futtermittelladen, einem der vordersten Häuser im Ort, der Strom ausgefallen war, dann lag sicher der gesamte Ort im Dunkeln, und Cate war allein im Haus. Er war gerade an der Tür, als ihn die Explosion von den Füßen riss; noch beim Landen rollte er sich ab, die Taschenlampe fest umklammernd, damit sie ihm nicht aus der Hand fiel.
Eine Bombe.
Die Dunkelheit, die Explosion, die Druckwelle der Erschütterung versetzten ihn augenblicklich in Kampfbereitschaft. Adrenalin jagte durch seinen Körper und ließ ihn instinktiv reagieren, ohne dass er erst überlegen musste, weil diese Kampfbereitschaft nicht seine zweite Natur, sondern seine Natur war. Er stopfte die Taschenlampe in die Hosentasche, zog die Tür auf und schlich auf den Absatz der Außentreppe. Rund um den Absatz gab es kein richtiges Geländer, sondern nur einen waagerechten Balken, der auf zwei Pfosten ruhte. Er hielt sich mit den Fingern am Rand des Treppenabsatzes fest, rollte sich über die Kante und blieb einen Moment in der Luft hängen, bevor er sich in die Dunkelheit fallen ließ. Weil er den Boden nicht sehen konnte, war der Aufprall nur schwer abzuschätzen und zu kontrollieren, aber sein Instinkt ließ ihn innerhalb eines Wimpernschlages reagieren. Er ging in die Knie, um den Aufprall abzufedern, rollte wieder ab und landete hinter seinem geparkten Pick-up.
Als der erste Schuss fiel, lag er bereits auf dem Boden.
Seine Ohren klingelten noch vom Lärm der Explosion, trotzdem konnte er bestimmen, aus welcher Richtung die Schüsse kamen ... nein, aus welchen Richtungen ... insgesamt vier Schusspositionen. Gewehrfeuer von jenseits des Baches. Die Explosion hatte sich in der Nähe der Brücke ereignet; vielleicht war ein Fahrzeug beim Überqueren der Brücke explodiert, aber das war wenig wahrscheinlich, so hatte es nicht geklungen. Da ansonsten nichts in dieser
Richtung war, sagte ihm sein Instinkt, dass die Brücke in die Luft gejagt worden war. Warum und von wem waren Fragen, die warten konnten. Erst musste er zu Cate gelangen.
Ein schweres Geschoss jagte schräg durch die Wände seines Zimmers und ließ Holzsplitter auf den Pick-up regnen, als es auf der anderen Seite der Hauswand wieder austrat. Wer auch immer auf dem anderen Ufer Stellung bezogen hatte, beschoss systematisch ihre Häuser.
Von der Brücke aus war der Futtermittelladen das dritte Gebäude auf der rechten Seite; ganz vorn und praktisch ungeschützt stand Neenahs Haus. Creed war zu ihr gegangen, weshalb Cal nicht ausschließen konnte, dass sein ehemaliger Vorgesetzter Offizier tot oder zumindest verletzt war. Jedenfalls konnte er sich nicht darauf verlassen, dass von dieser Seite Hilfe kam.
Er duckte sich hinter den Motorblock des Pick-ups und zog die Beifahrertür auf. Die Mossberg lag neben mehreren Schachteln mit Munition hinter dem Sitz. Er riss die Tasche an seinem rechten Hosenbein auf, schüttete die Patronen hinein und schloss die Tasche wieder, indem er den Klettverschluss andrückte. Es gab noch einen weiteren
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