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Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Gegenstand, den er ziemlich sicher brauchen würde, das war die grüne Köderkiste, in der er seine Erste-Hilfe-Ausrüstung aufbewahrte.
    Unter dem lauten Gewehrfeuer drangen schrille Angst-und Schmerzensschreie an sein Ohr. Inzwischen waren wahrscheinlich alle aus ihren Häusern geflohen, wenn sie nicht sogar absichtlich daraus vertrieben wurden. Jetzt waren sie im Freien und gaben perfekte Zielscheiben ab.
    »Runter!«, brüllte er, nach rechts und links rennend und immer darauf bedacht, dass ein Gebäude, ein Baum, irgendwas zwischen ihm und den unsichtbaren Schützen blieb. »Alle in Deckung! Versteckt euch hinter euren Autos!«
    Zwischen den Häusern waren relativ große Freiflächen; Trail Stop war ein locker bebauter Ort. Immer wenn er über eine freie Fläche laufen musste, zog er den Kopf ein und rannte, Haken schlagend wie ein Profi-Footballspieler, um sein Leben. Einer der Schützen hatte ihn sofort im Visier und schickte ihm eine Kugel hinterher, die dicht an seinem Kopf vorbeisirrte. Er rollte sich ab, rannte geduckt weiter und hechtete schließlich hinter das nächste Haus, wobei er den Arm auf dem Schotter aufschürfte und mit der Schulter schmerzhaft gegen den Wasserhahn an der Hauswand schlug.
    Fuck! Diese Schweine hatten Nachtsichtgeräte, vielleicht sogar Infrarot-Zielfernrohre. Was wurde hier verflucht noch mal gespielt? Wer waren diese Leute? Bullen? Irgendwelche paramilitärischen Freischärler? Etwa eine militante Sekte, die jemanden in Trail Stop auf dem Kieker hatte? Egal. Sie schossen nicht blind in die Gegend. Sie konnten ihn sehen; sie konnten sie alle sehen.
    Nur durch Wände konnten sie nicht sehen.
    Um sich nicht als Ziel anzubieten, musste er so viele Häuser, Autos, Bäume und andere feste Objekte wie möglich zwischen sich und die Schützen bringen. Das bedeutete, dass er sich von Cate wegbewegen musste, da die Straße Trail Stop nicht in zwei gleiche Hälften teilte; sie verlief eher links, womit zwei Drittel der Landzunge und der Häuser auf der rechten Seite lagen. Es hatte nie einen Ortsentwicklungsplan für Trail Stop gegeben; die Menschen hatten ihre Häuser ohne Absprache und behördlichen Segen gebaut, wo es ihnen gerade gefiel.
    Im Laufen rief er sich die Lage jedes einzelnen Wohnhauses ins Gedächtnis. Cates Haus lag links und ganz am
    Ende des Ortes, auf der dünn bebauten Seite der Straße, doch es stand nicht völlig frei. Dahinter kam noch Cates Garage; außerdem klemmten dort hinten links noch zwei weitere Häuser. Wenn sie nur im Haus blieb und im Erdgeschoss ...
    Aber ihr Schlafzimmer lag im Obergeschoss, und er wusste nicht, aus welchem Winkel die Schützen zielten. Vielleicht lag sie schon längst in einer Blutlache auf dem Boden ...
    Er biss die Zähne zusammen und blendete das Bild wieder aus, weil er in einer Welt, in der es keine Cate Nightingale gab, nicht funktionieren konnte.
    Der Boden unter seinen Füßen war rau, holprig und unberechenbar, er konnte die Hand kaum vor Augen sehen. Im Rennen kam er an Menschen vorbei, die aus dem rückwärtigen Teil des Ortes angelaufen kamen, direkt auf die Schüsse und den Lärm zu. Fast alle hatten Taschenlampen dabei; einige waren mit Jagdgewehren oder Flinten bewaffnet. »Taschenlampen aus!«, brüllte er sie im Vorbeilaufen an. »Kehrt um! Sie haben Nachtsicht-Ferngläser!«
    Die kleine Gruppe blieb stehen. »Wer ist da?«, fragte jemand halb erschrocken, halb ängstlich.
    »Cal!«, brüllte er. »Zurück! Zurück!« Dann zerfetzte ein Zufallstreffer - er hoffte bei Gott, dass es nur ein Zufallstreffer war und keiner der Schützen wirklich schießen konnte - nur einen Meter von ihm entfernt einen Baum. Wieder rollte er sich ab, blinzelte, weil er plötzlich Blut in den Augen spürte, und ging hinter einem großen Baum in Deckung.
    Ein langer Holzsplitter hatte sich direkt über seiner linken Augenbraue in seine Haut gebohrt. Er zog ihn heraus und wischte das Blut mit dem Rücken jener Hand ab, in der er den Erste-Hilfe-Kasten hielt, der ihm dabei ins Ge-sicht schlug. Gut gemacht, Harris, mokierte er sich. Schlag dich nur selbst k.o.
    Inzwischen fürchtete er, dass ihnen das Glück nicht hold war. Das war ein guter Schuss, ein verdammt guter Schuss gewesen. Er überschlug die Entfernung. Hier war er knappe vierhundert Meter vom anderen Ufer entfernt.
    Das verriet ihm einiges über die Gewehre, die zum Einsatz kamen, und über die Zielsicherheit der Schützen. Außerdem war damit klar, dass er sich im äußersten

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