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Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Wand abstützen musste. Ohne genau zu wissen, was sich draußen abspielte, machte ihr Verstand instinktiv einen Riesensatz und schrie ihr »Mellor!« entgegen.
    Mellor und Huxley. Sie waren zurückgekommen.
    Sie hatte Todesangst gehabt, dass es so kommen würde; nur deshalb hatte sie die Jungs weggeschickt. Sie wusste nicht, warum die beiden Männer zurückgekehrt waren und was sie von ihr wollten, trotzdem wusste sie ohne den Hauch eines Zweifels, dass die beiden hinter der Attacke steckten. Waren sie schon unten im Haus und warteten auf sie? Saß sie in der Falle?
    Nein. Sie mussten noch draußen sein, sonst hätten sie nicht ins Haus schießen können. Das war ihr Haus, ihr Heim, sie kannte hier jeden Winkel und jeden Gang, jede Fluchtmöglichkeit nach draußen. Die beiden konnten sie keinesfalls hier drin gefangen halten. Irgendwie würde sie nach draußen kommen.
    Ihr wurde klar, dass die Taschenlampe ihre Position verriet, und sie schaltete das Licht wieder aus. Die Nacht kam ihr noch dunkler vor als zuvor, denn in der kurzen Zeit, in der die Lampe angeschaltet gewesen war, hatten sich ihre Augen an die Helligkeit gewöhnt. Sie musste das Risiko eingehen, beschloss sie, und schaltete das Licht wieder ein.
    Eins nach dem anderen. Erst musste sie sich anziehen und ins Erdgeschoss gelangen.
    Sie rannte in ihr Zimmer zurück, schnappte sich eine Jeans, ein Sweatshirt und Turnschuhe, wobei sie angestrengt auf ein verräterisches Geräusch lauschte, das ihr sagte, dass die beiden schon im Haus waren. Die Schüsse waren immer noch zu hören, aber im Grunde klangen sie wie aus weiter Ferne. Von draußen hörte sie Rufe und Kreischen, Angst- und Schmerzensschreie. Im Haus selbst war alles still.
    Als sie oben an der Treppe stand, leuchtete sie mit der Taschenlampe nach unten. Da sie nichts Ungewöhnliches erkennen konnte, ging sie die ersten Stufen nach unten, wobei sie den Lichtstrahl immer wieder durch den Korridor und den Eingangsbereich schwenkte. Soweit sie sehen konnte, war alles leer. Sie eilte die letzten Stufen hinunter und fühlte sich so nackt und verletzlich, dass sie die letzten drei Stufen im Sprung nahm.
    Waffe. Sie brauchte eine Waffe.
    Verflucht, sie hatte zwei vierjährige Kinder; sie hatte ganz bestimmt keine Waffe im Haus.
    Abgesehen von ihren Messern. Sie war Köchin. Sie hatte unzählige Messer. Außerdem hatte sie die klischeehafteste Waffe einer Frau, das Nudelholz. Na schön. Besser als nichts.
    Die Lampe auf den Boden gerichtet, damit der Strahl sie nicht verriet, schlich sie in die Küche, ging direkt zu ihrem Messerblock und zog das mit der längsten Klinge heraus, das Fleischmesser. Der Schaft schmiegte sich in ihre Hand wie ein alter Freund.
    Leise schlich sie in den Korridor zurück, der zentral durch das ganze Haus verlief. Hier konnte man sie am wenigsten in die Enge treiben, hier konnte sie in jede Richtung fliehen.
    Sie schaltete die Taschenlampe aus und blieb im Dunkeln stehen, lauschend, wartend. Wie lange sie hier ausharren musste, war ihr egal. Sie konnte ihren rauen Atem hören, hörte, wie er durch ihre Kehle pfiff. Um sie herum schien alles zu verschwimmen. Sie spürte, wie ihr Herz panisch hämmerte, spürte das fast schmerzhafte Herzklopfen unter den Rippen. Nein, sie durfte nicht in Panik geraten, und sie würde nicht in Panik geraten. Sie holte tief Luft, so tief sie nur konnte, hielt sie an und drückte mit ihren aufgeblähten Lungen das Herz zusammen, um es zu beruhigen und den Herzschlag zu verlangsamen. Es war ein alter Trick, den sie auch beim Klettern benutzt hatte, sobald sie merkte, dass eine instinktive Reaktion ihres Körpers ihre Disziplin und ihre Konzentration zu beeinträchtigen drohte.
    Langsam ... langsam ... allmählich konnte sie wieder klarer denken ... langsamer, langsamer ... ganz langsam atmete sie aus und holte Luft, diesmal schon viel beherrschter. Das Schwindelgefühl legte sich wieder. Was auch geschehen mochte, sie war jetzt darauf vorbereitet.
    Ein Stampfen auf der Veranda, schnell und schwer, dann rüttelte jemand rücksichtslos am Türknauf.
    »Cate! Ist alles in Ordnung?«
    Sie machte einen Schritt nach vorn und erstarrte sofort wieder. Ein Mann. Die Stimme klang fremd. Mellor und
    Huxley kannten ihren Vornamen, weil sie sich den beiden mit Vor- und Zunamen vorgestellt hatte.
    »Cate!«
    Die ganze Eingangstür erbebte, als einmal, zweimal etwas dagegengeworfen wurde. Der Türrahmen schien zu ächzen.
    »Cate, ich bin’s, Cal!

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