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Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)

Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Wahrscheinlich sind sie illegal«, meinte sie sachlich.
    Nichts an ihrer Stimme verriet, dass sie eben noch geweint hatte.
    Irene dankte ihr dafür, dass sie sich die Zeit genommen hatte, ihre Fragen zu beantworten, und versprach anzurufen, sobald sie herausgefunden hatte, wo Janne steckte.
    Am Nachmittag versammelten sich die Ermittler im hellen Pausenzimmer des Dezernats, um die Ergeb nisse des Tages abzugleichen. Nun war aktenkun dig, dass Jan-Erik Månsson bei Swedish Airlines ein Ticket nach Frankfurt und von dort mit Lufthansa weiter nach Miami gebucht hatte. Ansonsten keine weiteren Tickets. Auch keine Hotel- oder Mietwagenreservierung. Und keinerlei Hinweise auf seine Pläne in den USA . Alle waren sich einig, dass er geplant hatte abzutauchen und seine Spuren verwischen wollte.
    Irene hatte herausgefunden, dass er insgesamt 30 000 Kronen von verschiedenen Konten abgehoben hatte. Das Geld wechselte er dann bei Forex auf der Avenyn in US -Dollar.
    »Nicht sonderlich viel, falls er wirklich in den USA untertauchen wollte. Jetzt hat er nicht einmal mehr 200 Kronen auf seinen verschiedenen Konten. Das ist alles«, sagte Irene.
    »Nur, dass er nie in den Flieger gestiegen ist. Wo steckt er also?«
    Fredrik Stridh sah seine Kollegen an.
    »Vielleicht wurde die Versuchung, so viel Geld in der Hand zu halten, zu groß, und er hat alles verspielt?«, schlug Irene vor.
    »Möglich. Aber dann hätte er ja wohl kaum alles in Dollar getauscht«, meinte Kommissar Tommy Persson.
    Plötzlich hellte sich Jonny Bloms Miene auf.
    »Und wenn man ihn beraubt hat?«, fragte er.
    Das war in der Tat kein dummer Gedanke. Jemand konnte Jan-Erik dabei beobachtet haben, als er das Geld wechselte, und ihn dann verfolgt haben, um ihn an einem passenden Ort zu berauben. Oder er wurde in irgendeiner obskuren Spielhölle beraubt. Schließlich hatte er doch eine relativ große Summe Bargeld bei sich. Aber über irgendwelche Opfer von Raubüberfällen, auf die seine Beschreibung passte, war in den letzten Tagen nichts bekannt geworden.
    »Könnte Månsson den Verdacht gehabt haben, dass seine Fluchtpläne bekannt geworden waren, und könnte er sich deswegen irgendwo verstecken?«, fragte Tommy Persson.
    Irene betrachtete ihren alten Freund von der Polizeihochschule. Sie kannten sich jetzt schon seit über einem Vierteljahrhundert. Diese Jahre sieht man uns an, dachte sie. Sein graumeliertes Haar war schütter, die Geheimratsecken ausgeprägt. Außerdem war er um die Taille herum dick geworden, aber das schien ihn nicht mehr zu bekümmern. Die Geschichte mit Kommissarin Efva Thylqvist hatte ihn ziemlich mitgenommen. Irene wusste, dass es keine neue Frau in seinem Leben gab.
    Mit einem Mal wurde ihr bewusst, dass sie nicht zugehört hatte. Sie war so müde, dass ihre Gedanken abschweiften. Mit einem Ruck versuchte sie sich zu konzentrieren und wieder wacher zu werden.
    »Vielleicht spielt er ja in irgendeinem illegalen Spielclub Poker. Oder er versteckt sich vor jemandem. Er könnte irgendwo sein«, meinte Jonny.
    »Wir lassen ihn zur Fahndung ausschreiben«, entschied Tommy Persson.
    »Aber er hat sich doch nichts zuschulden kommen lassen«, wandte Irene ein.
    Der Kommissar zögerte mit seiner Antwort.
    »Nicht, soweit wir wissen, aber wahrscheinlich verfügt er über wichtige Informationen, was den Autosprengsatz betrifft. Außerdem könnte er Gefahr laufen, Opfer eines Verbrechens zu werden. Im Übrigen ist er ja wirklich verschwunden«, meinte er schließlich.
    Was er da sagt, stimmt, dachte Irene. Eine Fahndung schien im Augenblick das einzig Vernünftige zu sein.
    »Diese Wohnung. Sollten wir überprüfen, ob sie verkauft worden ist? Er hat ja vielleicht noch mehr Geld zusammengekriegt. Eine Anzahlung«, meinte Sara.
    Sie machte sich an einem Notebook zu schaffen, das vor ihr stand. Nach einigen Minuten begann sie zu lächeln.
    »Hier!«
    Sie drehte das Notebook herum, damit die anderen auch etwas sehen konnten. Eine Makler-Homepage. »Lorensberg, 3-Zimmer-Altbauwohnung mit hohen Decken, erstklassiger Zustand, 92 Quadratmeter, 4. Stockwerk, Fahrstuhl, Hausgeld inklusive Heizung und Warmwasser 5280 Kronen. Preis 4 250 000 Kronen oder Höchstgebot.« Darunter eine fast lyrische Beschreibung: frisch abgeschliffene Dielen, Stuckdecken, nagelneue Einbauküche, frisch gekacheltes Badezimmer sowie funktionierende Kachelöfen in zwei Zimmern. Auf den Fotos war eine großzügige Wohnung zu sehen, sehr viel Weiß, Küchenmaschinen aus Edelstahl,

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