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Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)

Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Geruch ein. Ein Gefühl des Glücks und der Dankbarkeit stieg wie eine warme Welle in ihrer Brust auf. Gott sei gedankt, hatte nicht er am Steuer gesessen, als die Bombe explodiert war.
    Krister drehte sich um und küsste sie auf die Stirn. Obwohl er immer noch müde aussah, leuchteten seine Augen, und er lächelte. Er legte den Bratenwender beiseite und zog sie an sich. Sie umarmten sich lange.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte Irene und machte sich vorsichtig aus seinen Armen los.
    »Besser. Ich habe mit dem Glaser telefoniert. Die Fenster sind provisorisch repariert. Morgen setzt er neue ein. Anschließend werden alle die Küche putzen. Glücklicherweise sind außer den kaputten Fenstern keine weiteren Schäden entstanden. Anton ist schon wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden, wird aber mindestens einen Monat lang krankgeschrieben sein. Bis Freitag werden wir geschlossen haben.«
    Krister lächelte, als er erzählte, dass Anton schon wieder zu Hause war. Aus einem Topf breitete sich ein wunderbarer Fenchelduft in der Küche aus. Immer noch lächelnd drehte sich Krister um und drehte die Flamme kleiner. Fast gleichzeitig piepste die Küchenuhr, und er nahm den Apfelkuchen aus dem Ofen. Die Düfte in der Küche ließen Irene das Wasser im Mund zusammenlaufen. Plötzlich merkte sie, wie hungrig sie war.
    »Ich habe die Versicherung angerufen. Sie sagen, dass wir Anrecht auf einen Leihwagen haben«, sagte Krister und schnitt den Schnittlauch in die Crème fraîche.
    »Ach? Gut. Wieder einen Mégane? Mir gefällt dieses Modell. Das ist für uns gerade richtig. Aber manchmal finde ich, dass es fast unnötig ist, dass wir ein Auto besitzen, wo wir doch in der Stadt wohnen.«
    »Manchmal braucht man ein Auto. Für größere Einkäufe oder wenn wir zum Sommerhaus fahren.«
    Irene bekam ein mulmiges Gefühl im Magen, als Krister das Sommerhaus erwähnte, und zwar nicht vor Hunger, sondern vor Unbehagen. Das Sommerhaus war für sie mit einem schrecklichen Erlebnis verknüpft, über das sie nur schwer hinwegkam.
    Im Jahr zuvor hatte sie ein Serienmörder verfolgt, als sie in die Sommeridylle nach Värmland unterwegs war. Krister war schon zwei Tage vor ihr losgefahren, um das Haus winterfest zu machen. Als Irene den Verfolger im Rückspiegel entdeckte, konnte sie keine Hilfe rufen, da der Akku ihres Handys leer war. Sie hatte versucht, ihn auf den kleinen Wegen nördlich von Sunne abzuhängen, aber weil ihr das Benzin auszugehen drohte, sah sie sich gezwungen, einen drastischen Plan umzusetzen. Unbewaffnet lockte sie ihn in ein großes Moor, das sie gut kannte, denn Krister und sie pflegten dort Multebeeren zu pflücken. Der Verschönerungsverein hatte einen 1,1 Kilometer langen Brettersteig in Haarnadelform im Moor gelegt. Vorzugsweise Naturliebhaber gingen hier spazieren. Aber an diesem späten Abend Anfang Oktober mit dem ersten Nachtfrost hielt sich keine Menschenseele im Moor auf. Nur sie und der mit einem Knüppel bewaffnete Irre. Mit einer kleinen Taschenlampe rannte sie über den schmalen Bretterweg, und der Mörder verfolgte sie unerbittlich. Mitten im Moor, wo der Weg kehrte, kannte sie eine Stelle, an der die Bretter lose waren. Das war ihr aufgefallen, als sie zusammen mit Krister im Sommer zum Beerenpflücken dort war. Mit einem kräftigen Tritt löste sie zwei Bretter und sah sie auf dem schwarzen Wasser eines Moortümpels treiben. Dann lief sie weiter. Sie war sich sicher, dass der Mann sie nun nicht mehr weiter verfolgen konnte. Alles was sie wollte, war so schnell wie möglich zu ihrem Auto zurückzukehren und wegzufahren. Der Plan schien gut, doch dann kam es ganz anders. Plötzlich hörte sie ein Platschen und ein paar unartikulierte Schreie. Sie meinte herauszuhören, dass der Mann nicht schwimmen konnte. Doch sie brachte es nicht mehr fertig zurückzulaufen. Und während sie wie versteinert knapp fünfzig Meter von ihm entfernt in der Dunkelheit stand, ertrank der Mörder in dem eiskalten Wasser.
    Die anschließende Ermittlung hatte ergeben, dass Irene keinerlei Schuld traf. Aber das half nicht. In ihren Alpträumen stand sie immer noch wie gelähmt da und hörte den Todeskampf des Mannes. Eine starke Kraft zog sie gnadenlos zum Wasser, obwohl sie sich zu wehren suchte. Dann stand sie am Rand des Wasserlochs und schaute direkt in die farblosen kalten Augen des Mörders. Mit einem triumphierenden Grinsen streckte er die Hände nach ihr aus, packte sie an den Fußgelenken und zog sie in das schwarze

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