Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)
plötzlich ins Graue changierte. Was, wenn er jetzt ohnmächtig wird, ging es ihr durch den Kopf. Jonny war wirklich ein unsensibler Rüpel! Gleichzeitig war es gut, dass er die Befragung durchführte. Dann konnte sie sich voll und ganz auf Kristers Antworten konzentrieren.
Krister schluckte ein paar Male und antwortete dann:
»Es … hat ganz den Anschein. Vielleicht haben sie aber auch das falsche Auto erwischt.«
»Das falsche Auto? Gibt es noch jemanden, der so eines hat?«, fragte Jonny mit einem leichten Stirnrunzeln.
»Ja … also … Janne fährt auch einen Renault Mégane. Allerdings einen etwas neueren. Im Dunkeln sieht einer aus wie der andere, vermute ich.«
»Wer ist Janne?«, wollte Jonny wissen.
»Mein früherer Arbeitskollege Jan-Erik Månsson. Er hat das Glady’s vor ungefähr zwei Jahren gekauft. Und jetzt habe ich ihm das Restaurant abgekauft.«
»Seit wann gehört dir das Restaurant?«
»Seit drei Wochen.«
»Aber parkt denn dieser Janne immer noch dort?«, fragte Jonny und sah Krister nachdenklich an, der unter seinem Blick in sich zusammenzusinken schien.
»Nein. Nein … vielleicht nicht«, murmelte Krister betreten.
Jonny ließ das Schweigen zwischen ihnen wachsen. Die Sonne, die durch das Küchenfenster flutete, spiegelte sich in der neuen, glänzenden Einbauküche. Der kleine Raum badete in Licht, was aber weder Irene noch Krister auffiel. Irene hatte das Gefühl, dass sich die Finsternis in ihrem Inneren verdichtete. Es geht gar nicht um uns!, dachte sie mehrmals.
Krister holte tief Luft und nahm erneut Anlauf.
»Zum Glady’s gehören vier Parkplätze auf dem Hof. Janne wohnt nur ein paar Straßen weiter, und wenn er keinen freien Parkplatz findet, dann parkt er bei uns«, sagte er mit einem gewissen Eifer.
»Aber parkt er dort an bestimmten Abenden in der Woche?«
»Nein … das wohl nicht«, sagte Krister leise.
Jonny lehnte sich auf dem Küchenstuhl zurück, und die Rückenlehne knarrte laut.
»Dieser Janne arbeitet also nicht mehr im Glady’s. Manchmal benutzt er den Parkplatz auf der Rückseite, aber niemand weiß wann. Bekannt ist hinge gen, dass dein Auto am Montagabend immer dort steht. Obwohl Janne ein fast identisches Auto fährt, können wir ihn als Ziel des Attentats ausschließen, glaube ich«, stellte Jonny fest.
Irene kam eine Idee.
»Krister, erinnerst du dich, wann Janne seinen Benz verkauft hat? War das im März oder im April?«
Krister rieb sich fest die Stirn und machte einen tapferen Versuch nachzudenken.
»Ich bin mir nicht sicher. Ende März, glaube ich. Ist das wichtig?«
Irene wusste es nicht recht, hatte aber zumindest das Gefühl, dass es von Bedeutung sein könnte.
»Vielleicht nicht. Aber es war jedenfalls ein außerordentlich schicker Mercedes. Eines der größten Modelle und fast neu. Und plötzlich kommt er dann mit dem bedeutend kleineren und billigeren Mégane an«.
Krister nickte und meinte nachdenklich:
»Du meinst, dass er sich ein anderes Auto zugelegt hat, weil er so große Spielschulden hatte? Das trifft sicher zu. Er hat den Mercedes vermutlich verkauft, um einen Teil abzubezahlen. Und dann hat er die Restaurants verkauft und …«
»Moment mal! Dieser Janne hatte also Spielschulden?«, unterbrach ihn Jonny.
Krister nickte müde.
»Ja. Aber er sagt, dass er alles zurückgezahlt hat. Und er war außerdem das ganze Frühjahr wegen seiner Spielsucht in Therapie.«
»Hm. Ich würde mich mit diesem Burschen gerne mal unterhalten. Wo erreichen wir ihn?«, fragte Jonny.
»Auf Mallorca. Er ist gestern geflogen. Er und seine Freundin wollen einige Monate dort verbringen. Sie haben bereits eine Arbeit und eine Wohnung.«
Jonny holte tief Luft und lehnte sich zurück. Der Stuhl knarrte sehr laut. Ungeduldig trommelte er mit den Fingern auf dem Küchentisch. Dann beugte er sich plötzlich vor und sah Krister scharf an.
»Hat man dich bedroht?«
»Bedroht? Neee … Nein«, erwiderte Krister mit einem fragenden Blick.
Dann schaute er auf seine Hände, die gefaltet auf dem Küchentisch lagen. Jonny ließ ihn nicht aus seinen zusammengekniffenen Augen. Gott! Er glaubt Krister nicht! Diese Einsicht erfüllte Irene mit einem Gefühl der Ohnmacht. Merkwürdig. Eigentlich hätte sie wütend werden müssen. Auf Jonny? Oder auf Krister? Im Augenblick war sie jedoch vor allem verwirrt und müde. Sie musste sich ausruhen. Gleichzeitig konnte sie sich nicht dazu zwingen, zu Hause zu bleiben. Sie musste herausfinden, was eigentlich
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