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Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)

Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Dezernat für organisiertes Verbrechen dem nervigen Geräusch schließlich ein Ende. Irene war zu müde und zu enttäuscht, um auch nur den Versuch zu unternehmen, sich an seinen Namen zu erinnern.
    Sie waren gescheitert. Der Gothia MC stellte immer noch eine Bedrohung für ihre Familie dar. Sie wollte sich nur auf den Boden legen und schreien. Sie hatte das Gefühl, dass ihr innerer Druck stetig stieg. Bis sie explodierte. Vor einigen Jahren war der erste Rockerkrieg ausgebrochen. In der intensivsten Phase hatte eine Bikergang mit einer Panzerfaust in das Hauptquartier der Rivalen geschossen. In diesem Moment hatte Irene das Gefühl, dass das die einzige Lösung war. Aber wo sollte sie eine Panzerfaust herbekommen?
    »Ich kann eure Enttäuschung verstehen. Aber ich war nicht sonderlich erstaunt. Ich hatte in der Tat so etwas erwartet«, begann Stefan Bratt.
    Ein erstauntes Gemurmel breitete sich aus. Er hob die Hände, um um Ruhe zu erbitten.
    »Per Lindström und seine Handlanger wussten, dass wir kommen. Sie wissen, dass uns Fotos von An dreas Brännström vorliegen, die beweisen, dass er den Mord an Jan-Erik Månsson und den Überfall auf Ritva Ekholm begangen hat. Sie wissen auch, dass wir im Besitz von Material sind, das beweist, dass er sich in der Gegend des Glady’s aufgehalten hat, als das Auto der Familie Huss explodiert ist. Alles deutet darauf hin, dass der Gothia MC für diese Taten verantwortlich ist. Nach dem Mord an Danni Mara war Per Lindström klar, dass wir auftauchen würden. Sie müssen sich beim Putzen sehr angestrengt haben!«
    Er zog vielsagend die Brauen hoch und lächelte ironisch. Der ältere Kollege, der die Fliege totgeschlagen hatte, hob die Hand und fragte:
    »Woher konnten sie von den Bildern der Überwachungskameras wissen und dass es uns gelungen ist, Brännström zu identifizieren?«
    Der Kommissar holte tief Luft, musterte ihn kurz und antwortete dann:
    »Genau. Nichts stand in den Zeitungen. Woher wussten sie von diesen Bildern? Woher wussten sie, dass wir nach dem Audi mit Schiebedach fahnden? Und wie konnten sie Brännström so schnell warnen, dass er uns durch die Maschen schlüpfte, ehe wir ihn festnehmen konnten?«
    Die Fragen blieben in der reglosen Luft im Saal hängen. Irenes Meinung nach gab es noch mehr Dinge, die der Gothia MC eigentlich nicht hatte wissen können, aber trotzdem spitzbekam. Als hätte er ihre Gedanken gelesen, sagte Stefan Bratt:
    »Es gibt ein Leck. Einen Informanten. Hier im Präsidium.«
    Die meisten Menschen waren bestechlich, letztendlich nur eine Frage der Summe. Aber dass einer ihrer Kollegen mit einer Rockerbande zusammenarbeitete, das war ein unerhörter, unfassbarer Gedanke. Irene hatte ebenso große Schwierigkeiten wie ihre Kollegen, diese Tatsache anzuerkennen, obwohl sie selbst bereits eine ganze Weile diesen Verdacht hegte und obwohl sie wusste, dass es auch früher schon geschehen war. Vor einigen Jahren stellte sich heraus, dass ein Kollege inoffizielles Mitglied der Hells Angels war und den Rockern Informationen geliefert hatte. Ähn liche Fälle waren aus England und den USA bekannt.
    Stefan Bratt räusperte sich und ergriff wieder das Wort:
    »Da wir keine konkreten Beweise gegen eine be stimmte Person haben, möchte ich unterstreichen, dass außerhalb dieser vier Wände über diese Sache nicht gesprochen werden darf.«
    »Und falls davon doch etwas ruchbar wird, so begrenzt das die Gruppe der Verdächtigen auf alle jetzt hier Anwesenden«, sagte Tommy ernst.
    Nach Beendigung der Konferenz winkte Tommy Persson Irene zu sich und sagte:
    »Hast du einen Moment Zeit?«
    »Klar.«
    »Es geht um deine Urlaubstage in diesem Jahr. Ich will nur kontrollieren, ob alles stimmt.«
    Sie folgte Tommy in sein Büro. Er trat an seinen Schreibtisch und schloss die oberste Schublade auf. Seit wann schließt er seinen Schreibtisch ab?, schoss es Irene durch den Kopf.
    »Hier«, sagte Tommy und reichte Irene eine dünne Mappe.
    In der Mappe lag ein Blatt Papier, das aus einem karierten Block stammte. Darauf hatte Tommy in seiner nachlässigen Schrift geschrieben: »Nimm einen zivilen Dienstwagen. Fahr im Kreis, bis du sicher bist, dass dir niemand folgt. Parke vor dem ICA, und geh das letzte Stück zu Fuß.«
    Irene kannte den kleinen Lebensmittelladen, der einige hundert Meter von Tommys Haus entfernt lag, gut. Sie nickte und deutete auf den Zettel.
    »Scheint alles zu stimmen«, meinte sie und zwang sich zu einem schwachen Lächeln.
    »Gut!«,

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