Im siebten Himmel mit einem Vampir: Argeneau Vampir 10
alles zu tun, was ein Unsterblicher von ihm verlangte. Das Problem war allerdings, dass sie bislang davon ausgegangen waren, ihr Abtrünniger würde durch die Gegend ziehen und Einheimische beißen. Das war zwar verboten, aber solange derjenige keinen bleibenden Schaden anrichtete, mussten sie nur die jeweiligen Umstände herausfinden und ihn an den Bat übergeben, der dann alles Weitere veranlassen würde. Niemand war bis jetzt davon ausgegangen, dass sie es mit einer verrückten oder gefährlichen Person zu tun haben könnten.
Es gab da eine Sache, in die sie nur ungern sterbliche Freunde oder auch die Jüngeren ihrer eigenen Art einweihten, aber Fakt war, dass manche ältere Unsterbliche irgendwann genug hatten von kaltem Blut in Plastikbeuteln und sich nach der „guten alten Zeit” zurücksehnten, als man noch Jagd auf sterbliche Beute machte. Wurden sie auf frischer Tat ertappt, erklärten sie sich üblicherweise bereit, wieder zu Blutkonserven zurückzukehren, oder sie beschlossen, nach Europa auszuwandern, wo man nicht ganz so streng war, wenn Sterbliche gebissen wurden. Einen Vertreter dieser Gruppe hatte Mortimer hier vorzufinden erwartet einen einsamen alten Unsterblichen, der keine Blutbeutel mehr sehen konnte und der dem intimen Kontakt beim Beißen den Vorzug gab.
Doch durch Cathy Latimers auffälliges Verschwinden war eine ganz neue Situation entstanden. Das Fehlen jeglicher Kampfspuren war ein deutlicher Hinweis auf die Beteiligung eines Unsterblichen, und wenn es sich dabei um ihren Abtrünnigen handelte, dann war das für ihre Art gar nicht gut. Mortimer fürchtete, dass Cathys blutleerer Körper längst irgendwo im Wald lag und darauf wartete, von den Sterblichen entdeckt zu werden. Seine eigene Familie war fast vollständig von Vampirjägern ausgelöscht worden, nachdem Stoker mit der Veröffentlichung seines verdammten Buchs eine wahre Hysterie ausgelöst hatte. Wenn jetzt eine junge Frau gefunden wurde, die keinen Tropfen Blut mehr in den Adern hatte und die als einzige Verletzung nur zwei Einstiche am Hals aufwies, dann konnte das leicht die gleiche Hysterie auslösen und ihre Art wieder zum Ziel des mordenden Mobs machen. Er war Jäger geworden, um gerade solche Entwicklungen zu verhindern. Cathy Latimer musste gefunden werden. Wenn sie noch lebte und er alle Zeichen lediglich falsch gedeutet hatte, war alles halb so wild. Aber wenn sie tot war und ein Unsterblicher sie auf dem Gewissen hatte, wie er es befürchtete, musste die Leiche verbrannt werden, damit bei einer Autopsie niemand auf das fehlende Blut aufmerksam wurde.
Er musste mit Decker und Bricker darüber reden. Er selbst würde wohl besser hier in der Gegend bleiben und Sam bei der Suche behilflich sein oder behindern, falls nötig.
„Findest du allein zurück nach Magnetawan?”, fragte Sam und holte ihn aus seinen Gedanken.
„Ja, natürlich”, antwortete er gereizt.
„Es ist wirklich kein Problem, wenn ich Sie zu den Latimers fahre, sobald wir hier mit der Anzeige fertig sind”, warf der hilfsbereite Constable Mack ein.
„Falls Belmont damit nicht einverstanden sein sollte meine Schicht ist in einer Stunde zu Ende, dann fahre ich Sie eben in meiner Freizeit hin.”
Wieder bedachte Mortimer den jungen Mann mit einem vernichtenden Blick. Natürlich würde es dem Kerl nichts ausmachen, Sam in seiner Freizeit durch die Gegend zu fahren. Aber so weit würde er es gar nicht erst kommen lassen. „Ich fahre sie”, erklärte er entschieden. „Fangen Sie lieber an, die Daten aufzunehmen.”
Es dauerte viel länger als erwartet, alle Formulare auszufüllen, was wohl auch dem Umstand zu verdanken war, dass dieser Mack äußerst bedächtig vorging, damit er so lange wie möglich Sams Gesellschaft genießen konnte. Bestimmt hoffte er darauf, dass es Mortimer irgendwann zu bunt wurde und er sich auf den Weg nach Magnetawan machte. Sein Verdacht bestätigte sich, als sich Constable Mack nach einiger Zeit dafür entschuldigte, dass es so viel Zeit in Anspruch nahm, und er noch einmal betonte, er werde Sam selbstverständlich zu den Latimers fahren, falls Mortimer doch schon aufbrechen wolle.
Der reagierte mit einem abfälligen Schnauben, das Sam stutzen ließ und dem Constable deutlich machte, was Mortimer von dem Vorschlag hielt. Offenbar begriff Mack, dass er Sam nicht für sich allein haben würde, denn auf einmal ging ihm der Papierkram viel leichter von der Hand.
Während Sam verschiedene Formulare unterzeichnete,
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