Im sinnlichen Bann des Sizilianers
entstanden. Dann haben wir uns getrennt, und das Schicksal hat uns wieder zusammengebracht. Kein Paar würde noch monatelang warten, bis es für immer zusammenkommt. Außerdem wäre das auch für Oliver unzumutbar. Wahrscheinlich befürchtet er dann, wir könnten uns wieder streiten und voneinander trennen, so wie es in der Vergangenheit geschehen ist.“
Louise war verunsichert. „Wie gesagt, man wird sich das Maul über uns zerreißen.“ Das war zwar ein schwaches Argument, aber in ihrer Panik fiel ihr nichts Besseres ein. Sie hatte fürchterliche Angst davor, Caesars Frau zu werden. Aber warum eigentlich? Das törichte, wilde Mädchen von früher hätte sich kopfüber in dieses Abenteuer gestürzt. Aber so war Louise nicht mehr. Sie war gereift und umsichtig geworden. Eine erwachsene Frau mit einer großen Verantwortung für ihr Kind.
Damals hatte sie sich eingeredet, in Caesars Armen liegen war alles, wonach sie sich sehnte. Aber all das lag längst hinter ihr.
„Ja, vielleicht wird es anfangs Gerede geben. Na und? Sobald wir verheiratet sind, werden uns alle als normales Ehepaar betrachten, das ein gemeinsames Kind großzieht. Die Vergangenheit ist irgendwann vergessen. Die Leute werden sich viel zu sehr darüber freuen, dass ich einen Erben habe. Da reitet keiner mehr auf einem uralten Skandal herum.“
Er sah auf seine Armbanduhr. „Es wird Zeit, den Jungen abzuholen.“
Das würde nun Realität für sie werden. Louise war zu aufgewühlt, um klar denken zu können. Wie in Trance ließ sie sich von Caesar zum Wagen bringen.
„Und er ist echt mein richtiger Vater?“
Mittlerweile war es elf Uhr abends. Oliver lag in seinem Hotelbett und hätte längst schlafen sollen. Stattdessen war er aber hellwach und stellte ununterbrochen Fragen.
„Ja, das ist er“, antwortete Louise zum wiederholten Mal.
„Und jetzt wollen wir hier wohnen, damit ihr heiraten könnt?“, vergewisserte er sich.
„Genau. Aber nur, wenn du das auch möchtest.“
Noch immer fand sie, man hätte Oliver mehr Zeit geben müssen, sich an die veränderten Umstände zu gewöhnen. Aber der Kleine schien ganz nach seinem Vater zu kommen. Er fand ebenfalls, man sollte so schnell wie möglich eine Familie werden, das hatte er unmissverständlich geäußert.
„Du und Dad heiratet, und dann leben wir alle hier zusammen wie eine richtige Familie, ja?“
„Sicher“, stimmte sie müde zu und fühlte dabei nichts außer Furcht. „Das bedeutet aber auch große Veränderungen, Ollie. Du hast ja noch deine Schulfreunde in London und …“
„Ich will lieber hier bei dir und Dad sein. Außerdem haben die sowieso dauernd Witze über mich gemacht, weil ich nicht wusste, wo mein Vater ist. Zum Glück sehe ich genauso aus wie er. Billys Dad hat das gesagt, als er uns zusammen gesehen hat. Ich sehe Dad noch ähnlicher als dir. Warum hast du mir das nicht vorher gesagt?“
„Ich wollte warten, bis du älter bist, Ollie.“
„Weil ihr Streit hattet, und weil er nichts von mir wusste?“
„Genau.“
Er unterdrückte ein Gähnen, und Louise konnte sehen, dass ihn die Aufregungen des Tages schließlich einholten. Sie gab ihrem Schatz einen Kuss und deckte ihn dann zu. Vorsichtig knipste sie die Lampe auf dem Nachttisch aus und schlich hinaus auf den Balkon.
Als sie Caesar und Oliver wenige Stunden zuvor miteinander beobachtet hatte, war ihr erst richtig aufgefallen, wie unglaublich ähnlich sich die beiden waren. Es war, als würde Caesars Anwesenheit Ollies italienische Gene wachrufen. Niemand, der sie ansah, würde je daran zweifeln, dass die beiden Vater und Sohn waren.
Als die Zeit zum Abschied gekommen war, hatte Caesar den Kleinen ganz selbstverständlich in die Arme geschlossen. Und Ollie, der sich nicht einmal von seiner Mutter gern anfassen ließ, hatte die Umarmung erwidert. Für wenige Sekunden hatte Louise sich regelrecht ausgeschlossen gefühlt. Sie hatte Angst vor der natürlichen Verbindung zwischen Vater und Sohn und auch vor den Vorwürfen, die Ollie ihr eventuell machen könnte. Er war noch zu jung, um zu begreifen, dass sie ihn nur vor möglichen Enttäuschungen hatte schützen wollen.
Es war ein angenehm warmer Abend, und Louise ging ein wenig auf dem Balkon hin und her. Mit einem Zittern dachte sie daran, wie Caesar sich von ihr verabschiedet hatte. Seine warmen Hände hatten auf ihren nackten Oberarmen gelegen, und sein Kinn hatte ihre Wange gestreift, als er ihr einen flüchtigen Kuss irgendwo neben ihr Gesicht in
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