Im sinnlichen Bann des Sizilianers
sie zu, aber an seiner regungslosen Miene war keine Reaktion abzulesen. Selbst seine stahlgrauen Augen, die Olivers so ähnlich waren, blieben ausdruckslos. Nur die Augenbrauen waren leicht zusammengezogen, als er zu einer Antwort ansetzte: „Der Meinung bin ich überhaupt nicht. Oliver ist offensichtlich ein intelligentes Kind. Wir beide sehen uns extrem ähnlich, da wird es für ihn kaum schwer sein, eins und eins zusammenzuzählen. Wenn wir nicht gleich mit der ganzen Wahrheit herausrücken, glaubt er am Ende, ich würde ihn irgendwie ablehnen. Dass ich hinauszögere, offen mit ihm zu sprechen, weil ich ihn gar nicht als Sohn haben will.“
Louise dachte eine Weile über Caesars Worte nach und nickte schließlich. „Das sehe ich ein. Aber was sollen wir ihm über unsere Vergangenheit erzählen?“
Er schien auf alles eine passende Antwort zu haben. „Du und ich haben uns nach einem Streit getrennt, und du wolltest keinen Kontakt mehr haben. Wegen meines Verhaltens hast du geglaubt, ich würde sowieso nicht zu unserem Kind stehen.“
Gegen diese holperige Halbwahrheit wollte sie eigentlich Einspruch erheben, überlegte es sich aber anders. Für einen Jungen in Olivers Alter war eine simple Erklärung leichter zu verarbeiten als die Realität. Vor allem, wenn so komplexe Emotionen im Spiel waren wie bei ihnen!
„Nun gut“, lenkte sie ein. „Aber wir können ihn nicht einfach vor den Kopf stoßen und ihm sagen, du wärst sein Vater.“
„Wieso nicht? Er hat doch schon ausgesprochen positiv auf mich reagiert, und er wünscht sich väterlichen Beistand. Kannst du nicht akzeptieren, dass es noch etwas jenseits der Logik gibt? Dass er und ich eine Verbindung haben, die er instinktiv spüren kann?“
„Du bist so was von selbstherrlich! Oliver ist neun Jahre alt und hat keine Ahnung, wer du bist. Ja, er wünscht sich einen Vater. Aber du musst doch verstehen, dass er sich ein idealisiertes Bild von einem Vater geschaffen hat, gerade weil er solche Sehnsucht danach hat!“
„Und wessen Schuld ist das? Wer hat ihm denn die Wahrheit absichtlich vorenthalten?“
„Was ich getan habe, habe ich für ihn getan. Glaubst du wirklich, ich hätte zugelassen, dass es ihm mal so ergeht wie mir? Für meine Situation war ich am Ende ja selbst verantwortlich, schließlich habe ich bewusst Regeln verletzt. Ich war eine Schande für meine Familie. Aber Ollie hat sich nur zuschulden kommen lassen, von mir geboren zu werden.“
Ihm wurde immer mehr bewusst, wie sehr Louise ihr Kind liebte. Und mit dem Stolz, den sie in sich trug, war es sicherlich eine Folter für sie gewesen, gesellschaftliche ausgestoßen zu werden. Er dagegen hatte für den gleichen Fehler überhaupt nicht leiden müssen. Einmal abgesehen von seinem eigenen schlechten Gewissen, das ihm all die Jahre keine Ruhe gelassen hatte.
„Wir sollten so schnell wie möglich heiraten. Ich kann meinen Einfluss geltend machen und den Papierkram bestimmt erheblich beschleunigen. Je zügiger wir das alles über die Bühne bringen, desto früher kann Oliver sich an seine neue Umgebung und Familie gewöhnen.“
Louise bekam Bauchschmerzen, so sehr nahm sie diese Entscheidung mit. Während sie darüber stritten, wann man Ollie denn einweihen wollte, war das Thema Hochzeit irgendwie in den Hintergrund gerückt. Jetzt sprach Caesar es aus, und ihr wurde schlecht bei dem Gedanken, ihm ihr Leben anzuvertrauen. Schließlich hatte sie keine Ahnung, worauf sie sich da einließ.
„Wir können nicht so mir nichts, dir nichts vor den Altar treten“, widersprach sie. „Ich habe einen Job, Verpflichtungen, Freunde. London ist meine Heimat, und Ollie geht dort zur Schule. Wir können ihm natürlich sagen, dass du sein Vater bist, und auch die Hochzeit können wir schon planen. Aber ich muss zurück nach England, und dann in ein paar Monaten …“
„Nein. Was immer du noch regeln willst, Ollie bleibt hier bei mir. Da lasse ich nicht mit mir handeln.“
Jetzt begann Louise zu zittern. Ihr war klar, wie rücksichtslos Caesar werden konnte, wenn es galt, den eigenen Willen durchzusetzen. Oh ja, das wusste sie nur allzu gut. Aber sie würde sich nicht kampflos geschlagen geben. Dieses Mal nicht!
„Ich sagte bereits, ich habe Verpflichtungen. Es ist unmöglich, mein ganzes Leben einfach hinzuschmeißen und dich zu heiraten. Wir leben doch nicht mehr im Mittelalter!“
„Aber Menschen machen das doch andauernd? Wir haben eine gemeinsame Nacht verbracht, und dabei ist ein Kind
Weitere Kostenlose Bücher