Im sinnlichen Bann des Sizilianers
fertig war. Auf diese Weise konnten sie sich, wenn nötig, jederzeit aus dem Weg gehen und gleichzeitig vorgeben, ein neu verliebtes Pärchen zu sein.
Dank Anna Maria hatte sich dieses Arrangement jetzt zerschlagen. Louise würde warten müssen, bis sie mit Caesar in seiner Suite allein war, bevor sie das Thema mit ihm besprechen konnte.
Als es endlich so weit war, und sie beide sich zur Nacht zurückzogen, hatte sie ihre Übernachtungssorgen schlagartig vergessen. Wieder in Caesars ganz privaten Räumlichkeiten zu stehen, brachte eine Fülle von Erinnerungen an ihre gemeinsame Nacht zurück, und Louise musste tief durchatmen, um die Fassung zu wahren.
Zum ersten Mal hatte sie die Suite besucht, als ihre ganze Familie im Schloss empfangen wurde. Melinda, die Freundin ihres Vaters, war grenzenlos neugierig und bestand hartnäckig auf eine Führung. Sie schmollte und neckte Caesar so lange damit, dass sein Bett ganz sicher nur in glänzendem Schwarz gehalten wäre, dass er irgendwann einlenkte und seine Gemächer für den Besuch öffnete.
Louise fand seine Räume auf den ersten Blick ziemlich unspektakulär, eher langweilig. Vor allem, nachdem Melinda in Flirtlaune absichtlich diverse Anzüglichkeiten gemutmaßt hatte. Erst viel später entwickelte Louise einen Sinn für Stil und Eleganz, und jetzt verstand sie auch die subtile Absicht in der Farbwahl und der Aufteilung des Mobiliars.
Die holzverkleideten Wände waren in einem matten Graublau gestrichen, und weiche Teppiche in einem etwas dunkleren Farbton des gleichen Graublaus lagen auf dem glänzenden Marmorboden. Moderne Ledersessel, die bestimmt einmal an folgende Generationen vererbt wurden, lockerten die sterile Atmosphäre des Arbeitszimmers auf, das sich bis in den gedachten Wohnbereich erstreckte. Hohe Bücherregale waren rechts und links von einer offenen Kaminstelle arrangiert, und der eigentliche Schreibtisch stand relativ unauffällig direkt am Fenster.
Durch die doppelte Schiebetür konnte Louise bis ins Schlafzimmer sehen. Auf dem großen Doppelbett war die Tagesdecke zu beiden Seiten aufgeschlagen. Man erwartete unverkennbar das Brautpaar zur Hochzeitsnacht – duftende Blumen, Obst und Champagner standen auf einer Anrichte.
Ein Schauer jagte ihr durch den Körper. Schon einmal hatte sie sich in diesem Bett mit Caesar vergnügt. Um genau zu sein, sie hatte ihn regelrecht angefleht, sie zu nehmen.
Diese Laken – schneeweiß und sehr, sehr teuer – waren von edelster Qualität. Auch wenn sie damals keinen Sinn für derartige Feinheiten gehabt hatte. Heute half es ihr ungemein, sich auf die unmittelbare Umgebung zu konzentrieren, damit ihre erotische Fantasie sich im Hintergrund hielt.
Auf der einen Seite des Schlafzimmers führte eine Tür ins Luxusbad mit großer, freistehender Wanne, auf der anderen Seite gelangte man in Caesars Ankleidezimmer.
Ich sollte nicht hier sein, schoss es ihr durch den Kopf.
Es tat ihr nicht gut. Nicht jetzt, wo sie plötzlich so extrem mit den Folgen der Vergangenheit konfrontiert war. Die Sorge um Oliver, ihre gemischten Gefühle Caesar gegenüber, die Blitzhochzeit – all das hatte sie zutiefst verunsichert. Sie konnte sich momentan selbst nicht mehr über den Weg trauen.
In diesem Raum, in diesem Bett, war ihr Sohn gezeugt worden. Genau hier hatte sie sich auf den Gedanken verstiegen, Caesar würde sie lieben und sie aus ihrem trostlosen Leben befreien. Dabei gab es keinerlei Anzeichen dafür.
Sie hatte sich von ihren eigenen Sehnsüchten davontragen lassen, ohne jedes Verständnis für die Emotionen, die sie antrieben. Naiv und ohne jede Chance, den lockenden Versuchungen zu widerstehen.
Aus dem Augenwinkel beobachtete sie, wie Caesar seine Anzugjacke auszog und achtlos über einen Stuhl warf. Dabei spannte sich das weiße Hemd über seinen Muskeln, und Louise schoss ein heißer Impuls durch den Magen. Ihr Herz pochte wie wild, und sie schloss hastig die Augen.
Das stellte sich allerdings als Fehler heraus, denn sofort sah sie den zehn Jahre jüngeren Caesar vor sich … wie er über ihr kniete – nackt, im Feuerschein des Kamins.
Sie hatte beide Hände ausgestreckt, um ihn anzufassen, um mit den Fingerspitzen sachte über seinen festen Bauch zu gleiten, um seine Männlichkeit zu liebkosen. Das Gefühl seiner Haut unter ihren Fingern hatte sich für immer in ihr Gedächtnis gebrannt. Sie war glatt und zart, obwohl sie sich über einen sehnigen, muskulösen Männerkörper spannte. Ob sie sich
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