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Im Sog der Angst

Im Sog der Angst

Titel: Im Sog der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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ich.
    »Ich mag ihren Swimmingpool nicht. Ich bekomme einen Juckreiz. Ich spiele kein Paddle-Tennis. Wenn sie und ihr Mann arbeiten gehen, sitze ich da allein mit all der … all der Stille . Was soll ich den ganzen Tag tun ? Aber Jerry … Als Eileen mich letzte Woche bat, zu ihr zu kommen, hat Jerry ihr gesagt, sie solle es vergessen. Dann hat er es sich anders überlegt. Was das wohl sollte? Ich sag Ihnen, was das sollte.«
    Aber das tat sie nicht.
    Milo fragte: »Wo hält sich Mr. Quick derzeit auf?«
    »Wer weiß? Wer weiß, wo er hingeht? Er ist wie ein Vogel.« Sie flatterte mit den Händen. »Wiedersehn, Vögelchen, hat sich aus dem Staub gemacht. Ich bleibe hier. Ich geh hier nie weg, das hier ist mein Haus. Jerry ruft nicht an. Er will von mir nichts hören.« Sie drückte meinen Arm. »Es ist … folgerichtend. An einem Tag ist sie eine eingebildete Schlampe, die denkt, ihre Scheiße riecht nach Veilchen. Zitatende. Am nächsten Tag bringt er mich hin und fährt zurück, um Gavins Zimmer aufzuräumen, und dann ist er weg. Zieht sein Ding durch. Sein Dingsbums.«
    »Er hat Gavins Zimmer aufgeräumt?«, fragte Milo.
    » Allerdings hat er das! Wissen Sie, was ich glaube? Ich glaube, das war’s.«
    »Was war’s?«
    »Er wusste, dass ich sauer werde, wenn er Gavins Zimmer aufräumt, also hat er es hinter meinem Rücken gemacht.«
    »Er hat das Zimmer aufgeräumt, während Sie bei Eileen waren.«
    »Es war ein Chaos«, sagte Sheila Quick. »Darin waren wir einer Meinung, keine Frage, dass es ein Chaos war. Ein großes. Dickes. Chaos. Gavin war früher ordentlicher, dann hatte er den Unfall.« Sie ließ meinen Ärmel los, schwankte, hielt sich an einem Stuhl fest. »Hab ich Ihnen davon erzählt?«
    »Warum hat Jerry Ihrer Ansicht nach beschlossen, das Chaos zu beseitigen?«, fragte ich.
    »Fragen Sie ihn doch.« Lächeln. »Was aber nicht möglich ist. Weil er nicht hier ist. Er ist nie hier. Ich bin immer hier.« Die Sehnen an ihrem Hals traten hervor. »Ich wollte nicht, dass er Gavins Zimmer aufräumt. Ich wäre sauer geworden, ich liebte das Chaos. Es war Gavs Chaos, warum die Eile ?«
    Sie vergrub das Gesicht in den Händen und begann zu schluchzen. Ich führte sie zu einem Sofa.
    Milo ging die Treppe hoch.
    Zehn Minuten später kam er wieder herunter. Ich war in die Küche gegangen, hatte eine Kaffeemaschine halb voll mit lauwarmem Kaffee gefunden, ihn in der Mikrowelle aufgewärmt, aufs Geratewohl mit Kondensmilch und Süßstoff angereichert und Sheila gebracht. Schmutziges Geschirr stapelte sich im Spülbecken. Die Arbeitsplatte war schmierig. In der Nähe der Kaffeemaschine standen eine fast leere Flasche Tanqueray und ein Binaca-Atemspray.
    Ich hielt den Becher fest, während sie trank. Ihr Mund zitterte noch, und ein paar Tropfen gingen daneben, die ich ihr vom Kinn wischte.
    Sie sah zu mir hoch. »Sie sind nett. Und gut aussehend.«
    Milo kam ins Wohnzimmer. »Ma’am, ich erinnere mich an einen Computer in Gavins Zimmer.«
    »Ja, das ist richtig.«
    »Wo ist er?«
    »Jerry hat ihn mitgenommen; er hat gesagt, er wollte ihn der Beverly Vista School schenken.«
    »Was ist mit Gavins Unterlagen passiert?«
    »Er hat alles in Kisten verpackt und es nach draußen zum Müll gestellt.«
    »Wann ist der Müll abgeholt worden?«
    »Morgen.«
    Er ging.
    » Der hat’s aber eilig«, sagte Sheila Quick.
    »Jerry war wirklich erpicht darauf, Gavins Zimmer aufzuräumen.«
    »Erpicht. Erpichter Wicht. Ein richtig erpichter Wicht.«
    Ich nickte.
    »Er hat gesagt, wir müssten den Tatsachen ins Auge sehen«, sagte Sheila Quick. »Das muss an mir gelegen haben. Weil ich zu viel geweint habe, ihm mit meinem dauernden Weinen auf die Nerven gegangen bin. Ich tue nichts für ihn.«
    Ich dachte, sie meinte, dass sie ihre Anziehungskraft verloren habe, aber sie fuhr fort: »Ich will nichts für ihn tun. Wenn er von der Arbeit nach Hause kommt und sein Abendessen will, mach ich vielleicht eine Dose auf. Er sagt:
    ›Gehen wir aus.‹ Ich sage: ›Nein.‹ Warum sollte ich ausgehen wollen ? Warum sollte ich das wollen ?«
    »Außerhalb dieses Hauses gibt es nichts von Interesse für Sie«, sagte ich.
    »Das stimmt . Sie verstehen.« An niemanden gewandt: »Er versteht .« Milo kam grimmig dreinblickend zurück.
    Sie klopfte mir auf die Schulter und sagte: »Er versteht.«
    »Er ist ein sehr verständnisvoller Bursche«, sagte Milo.
    Sheila Quick sagte: »Jerry hat aufgeräumt, damit ich den Tatsachen ins Auge sehe. Mein

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