Im Sog der Angst
Vaters.«
»Sein Vermieter stellt Leute mit Problemen ein, und er tut das ebenfalls«, sagte ich. »Vielleicht ist Mitgefühl ansteckend. Oder Sonny hat ihm auch Angela Paul geschickt.«
»Sonny der Schieber? Verschafft dir einen Arzt nach Wunsch, investiert deine Kohle?«
»Vielleicht hat Quick ihm mehr geschuldet als nur rückständige Miete.«
»Sein eigener Sohn, und er sagt kein Wort.«
»Vielleicht geht es über reine Mitwisserschaft hinaus«, sagte ich. »Und wenn er nun beteiligt ist?«
»Wäre das nicht nett?«
»Was hast du in Gavins Taschen gefunden?«
»Wer sagt, dass ich etwas gefunden habe?«
»Diese Fragen nach Gavins Kleidung. Du hast keine zehn Minuten dazu gebraucht, ein paar Bücher und Taschen durchzugehen.«
Er schlug mit seiner großen Hand einen langsamen Dreivierteltakt auf dem Armaturenbrett. »Der Mistkerl hat den Computer mitgenommen - soll ich mir überhaupt die Mühe machen, in der Beverly Vista School anzurufen, um nachzuprüfen, ob er ihn gespendet hat?«
Ohne auf eine Antwort zu warten, machte er den Anruf und beendete ihn vor Wut grinsend. »Das Erste, was sie davon hören. Willst du wissen, was ich glaube? Gavin hat rausgefunden, dass in diesem Gebäude irgendwas Übles abläuft - irgendwas, in das Koppel und Charitable Planning und Daddy verwickelt sind. Der Junge hält sich für einen investigativen Journalisten und glaubt, er hat sich einen hübschen kleinen Skandal an Land gezogen. Er hat einen Gehirnschaden, hat aber irgendwelche Aufzeichnungen gemacht. Und sein alter Herr hat sie vernichtet. Mein verdammter Fehler, ich hätte mir als Erstes dieses Zimmer ansehen sollen.«
»Was hast du in dem Schrank gefunden?«, fragte ich.
Er schlug seinen Notizblock in der Mitte auf und zeigte mir etwas, was er in einen Plastikbeutel für Beweismittel gesteckt hatte.
Ein zerknittertes Blatt Papier von der Größe einer Karteikarte. Mit winzigen Linien versehenes Papier von einem Block, der dem Milos nicht unähnlich war. Mit blauer Tinte geschriebene Nummern. Eng hingekritzelt, leicht verschmiert. Eine schiefe Spalte aus siebenstelligen Kombinationen von Ziffern und Buchstaben.
»Autokennzeichen?«
»Würde ich mal vermuten«, sagte Milo. »Der blöde Bengel hat das Haus observiert .«
30
»Lass mich am Revier raus«, sagte Milo. »Ich muss diese Kennzeichen durch den Computer jagen und dann rüber zum Grundbuchamt, um nachzusehen, ob ich irgendeine andere Verbindung zwischen Jerry Quick und Sonny Koppel finden kann, die über das Mietverhältnis hinausgeht. Wenn ich bald rauskomme, kann ich es rechtzeitig nach Downtown schaffen.«
»Soll ich dich direkt dorthin bringen?«
»Nein, das wird langweilig werden, das mach ich allein. Außerdem will ich mit Quicks Steuerberater sprechen. Glücklicherweise können sich geprüfte Steuerberater nicht auf einen Vertrauensschutz berufen. Hast du von der Times gehört, ob sie das Foto zeigen wollen?«
»Noch nicht.«
»Falls dein Freund Biondi das nicht hinkriegt, halte ich ein Schwätzchen mit meinem gewohnheitsmäßig wenig empfänglichen capitan . Er mag mein Gesicht nicht sehen, und deshalb kann ich ihm vielleicht versprechen, ein Jahr nicht wieder bei ihm aufzutauchen, wenn er sich über diese Loser in der Pressestelle hinwegsetzt und jemanden dazu bringt, den Medien Druck zu machen. Bei all den Täuschungsmanövern in diesem Fall kann ich nicht auch noch ein Opfer brauchen, das nicht zu identifizieren ist.«
»Ich versuch’s noch mal bei Ned.«
»Gut«, sagte er. »Danke. Und melde dich bei mir, egal wie’s ausgeht.«
Ich rief auf Coronado Island an.
»Niemand hat Sie angerufen?«, fragte Ned Biondi. »Herrgott. Tut mir Leid, Doc. Ich hab gedacht, es wäre alles abgesprochen. Okay, ich will mal nachsehen, was los ist, und melde mich dann so schnell wie möglich wieder bei Ihnen.«
Eine Stunde später klingelte das Telefon.
»Mr. Delaware?« Ein vornehm-sonorer, dramatischer Bariton. Jede Silbe ein Vorspiel.
»Am Apparat.«
»Hier spricht Jack Mc Tell . Von der Los Angeles Times . Sie haben ein Bild, das Sie gern von uns gebracht haben möchten.«
»Das Bild eines Mordopfers«, sagte ich. »Ein Detective vom LAPD hätte es gern von Ihnen gebracht, aber seine Vorgesetzten glauben, dass es für Sie nicht interessant genug ist.«
»Na ja«, sagte er, »ich kann Ihnen natürlich nichts versprechen .«
»Soll ich es vorbeibringen?«
»Falls Sie wollen .«
Die Zentrale der Times lag an der First Street in einem
Weitere Kostenlose Bücher