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Im Sog der Angst

Im Sog der Angst

Titel: Im Sog der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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einem anderen Grund«, sagte ich.
    »Aus welchem?«
    »Um Mary Lou glücklich zu machen.«
    »Sie war am Ende nicht allzu glücklich«, entgegnete er.
    »Vielleicht ist etwas schief gegangen.«
    »Also haben sie den Teppich sauber gemacht. Am Tag, nachdem wir mit Sonny gesprochen haben. Wer hat es gemacht, Schmutzbeutel wie Roland Kristof?«
    »Machte nicht den Eindruck«, sagte ich. Ich gab ihm den Namen der Firma, und er notierte ihn sich.
    »Ein Rehabilitationsschwindel«, sagte er. »Aber wir sind wieder bei derselben Frage: Wie passt Jerry Quick da hinein?«
    »Das Büro von ihm«, erwiderte ich. »Da passiert nicht viel in geschäftlicher Hinsicht.«
    »Eine Tarnung.«
    »Vielleicht besteht sein richtiger Job darin, für Sonny zu arbeiten.«
    Er runzelte die Stirn. »Dieses ganze Szenario macht aus Quick mehr als nur einen schäbigen Mistkerl. Es bedeutet, dass er weiß, warum sein Sohn ermordet wurde, und anstatt es uns zu erzählen, räumt er sein Zimmer aus.«
    »Das könnte Angst gewesen sein«, sagte ich. »Zuerst Gavin, dann Mary Lou Koppel. Das ist der Grund, warum Quick die Stadt verlassen hat. Als du in seinem Büro angerufen hast, ist niemand ans Telefon gegangen. Vielleicht hat er Angie gesagt, sie solle ein paar Tage freinehmen.«
    »Er kratzt die Kurve … lässt seine Frau zurück … weil sie sowieso nicht miteinander auskommen. Er schert sich einen Dreck um sie.«
    »Das würde auch erklären, warum die Tochter - Kelly - nach Gavins Tod nicht nach Hause gekommen ist. Quick will sie aus dem Weg haben.«
    »Der Schwindel gerät ins Wanken … falls er wirklich existiert.«
    »Ein Schwindel würde auch Flora Newsome erklären. Während sie bei der Bewährungshilfe arbeitete, hat sie etwas mitbekommen, was sie nicht hätte mitbekommen dürfen. Vielleicht ist Mary Lou gierig geworden und wollte einen größeren Anteil. Oder durch den Mord an Gavin hat sich ihre Perspektive geändert.«
    »Was, sie hat plötzlich Rückgrat entwickelt?«
    »Geldspiele sind eine Sache, Mord ist eine andere. Vielleicht hat sie Panik bekommen und wollte aussteigen. Oder sie hat versucht, Sonny unter Druck zu setzen.«
    Er stand erneut auf und ging in der Küche umher. »Es gibt noch eine andere mögliche Erklärung für den Mord an Flora, Alex. Sie könnte in den Schwindel eingeweiht gewesen sein, die Akten neu reinkommender, auf Bewährung Entlassener mit Reitern versehen und Namen weitergegeben haben.«
    »Könnte sein«, sagte ich und dachte an Evelyn Newsome, die von ihren Erinnerungen lebte und ihre Welt neu zu ordnen versuchte.
    Er starrte lange aus dem Küchenfenster. »Ein Berufsverbrecher, ein Bewährungshelfer, ein zwielichtiger Metallhändler. Und Professor Larsen, der Kämpfer für Menschenrechte. Wir haben uns auf Gull konzentriert und Larsen wenig Beachtung geschenkt.« Er trank den Fruchtsaft aus und stieß einen langen, geräuschvollen Seufzer aus. »Ich habe einen Termin mit Jerry Quicks Steuerberater in Brentwood. Danach mache ich mich besser an die Feinarbeit bei Degussa und Hacker und stelle fest, ob einer von ihnen mit Floras Filialbüro zu tun hatte.« Er zog sein Jackett wieder an und salutierte. »Und dann bleibt immer noch Crystal, die geheimnisvolle Blondine.«
    »Gavins Freundin«, sagte ich. »Er hat sich ihr anvertraut. Und falls nicht, war sie einfach zufällig am falschen Ort.«
    »Also hast du deine Meinung geändert, und sie war nicht das Primärziel.«
    »Flexibilität ist ein Zeichen von Reife.«
    Er grinste. »Angesichts deines leeren Terminkalenders würdest du vielleicht einen Auftrag akzeptieren …«
    »Was für einen?«
    »Eine wissenschaftliche Recherche. Du gräbst jede gottverdammte Information über Albin Larsen und die anderen aus, an die du drankommst. Halt nach den leicht erhältlichen Regierungszuschüssen Ausschau, von denen wir geredet haben. Vom Staat, von der Kommune, vom Bund, privat. Irgendwas mit unzureichender Überprüfung, wo man die Rechnungen leicht frisieren kann.«
    »Hört sich nach einer typischen Subvention an«, sagte ich.
    »So jung und schon so zynisch. Dann haben wir einen Deal?«
    »Ein Deal beruht auf Gegenseitigkeit«, sagte ich.
    »Die Tugend, mein Junge, ist ihr eigener Lohn.«

32
    Die Tugend ließ sich ganz schön Zeit, bis sie sich auszahlte.
    Jerome Quicks Name erzielte keine Treffer. Desgleichen Raymond Degussa und Bennett A. Hacker.
    Edward »Sonny« Koppel war ein vermögender Mann, aber öffentlich trat er kaum in Erscheinung: insgesamt

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