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Im Sog der Angst

Im Sog der Angst

Titel: Im Sog der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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den Berg Rührei und leckte das Fett von seinen Fingerspitzen ab.
    »Wo haben Sie sie Ihrer Ansicht nach gesehen, Mr. Koppel?«, fragte Milo.
    »Sie könnte ein Mädchen sein, das ich in Jerry Quicks Büro gesehen habe. Sie hat Jerrys Sekretärin Gesellschaft geleistet.«
    »Jerrys Sekretärin...«<
    »Angie Paul.«
    »Kennen Sie Angie persönlich?«
    »Ich kenne sie von den Gelegenheiten, wo ich vorbeigekommen bin, um mit Jerry über die Miete zu reden.« Koppel kratzte sich seitlich an der Nase. »Sind Sie auch an ihr interessiert? Sie ist mir immer komisch vorgekommen.«
    »Inwiefern?«
    »Sie schien nicht viel zu tun. Ich hätte sie mir nicht als Sekretärin ausgesucht. Andererseits muss sie wahrscheinlich keinen großen Eindruck machen.«
    »Wieso?«
    »Es ist nicht viel Betrieb in Jerrys Büro. Ich hab nie jemanden außer den beiden dort gesehen.«
    »Und möglicherweise dieses Mädchen?«
    »Vielleicht«, antwortete Koppel. »Nur vielleicht.«
    »Sie kommen nicht sehr oft in Mr. Quicks Büro vorbei«, sagte Milo, »aber das Mädchen war zwei Mal da.«
    Koppel errötete. »Ich … ich will nur sagen - was weiß ich denn schon? Falls ich Ihre Zeit vergeudet habe, tut es mir Leid.«
    Milo legte den Zeigefinger auf eine Ecke des Fotos der Toten.
    »Das muss Ihnen seltsam vorkommen«, sagte Koppel. »Erst sage ich, ich kenne sie nicht, und dann rufe ich Sie an.«
    Milo lächelte.
    »Ich versuche nur zu tun, was richtig ist, Lieutenant.«
    »Das wissen wir zu schätzen, Sir. Was können Sie uns sonst noch über das Mädchen sagen?«
    »Nur das«, erwiderte Koppel und starrte noch ein paar Sekunden auf das Foto. »Sie könnte es sein.«
    »Ein Mädchen, das mit Angie in Mr. Quicks Büro rumgehangen hat.«
    »Das war das erste Mal. Vor zwei, drei Monaten. Das zweite Mal ist noch nicht so lange her - sechs Wochen. Ich sah die beiden - sie und Angie -, wie sie zusammen das Haus verließen. Es war um die Mittagszeit, ich nahm an, dass sie zum Mittagessen gingen.«
    »Wohin sind sie essen gegangen?«
    »Ich bin ihnen nicht gefolgt, Lieutenant. Ich war dort, um mit Jerry zu sprechen.«
    »Über die Miete.«
    »Ja.« Koppel kratzte sich hinterm Ohr. »Ich bekomme langsam das Gefühl, dass ich mein Leben dadurch komplizierter mache, dass ich zu tun versuche, was richtig ist.«
    »In welcher Beziehung, Sir?«
    »Wie gesagt, es muss Ihnen komisch vorkommen.« Koppel schob das Foto zu Milo hinüber. »Das ist jedenfalls alles, was ich weiß.«
    Milo ließ das Foto von einer Hand zur andern wandern, als wollte er es wegzaubern. »Wie sie mit Angie rumgehangen hat.«
    »Und geplaudert. Wie Mädchen es tun.«
    »Mädchen wollen nur ihren Spaß haben«, sagte Milo.
    »Sie schienen keinen Spaß zu haben«, erwiderte Koppel. »Ich meine, sie haben nicht gelacht oder gekichert. Als ich sie zusammen habe weggehen sehen, schienen sie sogar in ein ernstes Gespräch vertieft zu sein, weil sie sofort den Mund hielten, als sie mich sahen.«
    »Ein ernstes Gespräch auf dem Weg zum Mittagessen?«
    »Vielleicht wollten sie gar nicht essen gehen. Ich hab das vermutet, weil es um die Mittagszeit war.«
    »Hat Angie das andere Mädchen beim Namen genannt?«
    »Nein.«
    »Was können Sie mir noch über sie sagen? Was das Aussehen betrifft.«
    »Sie war nicht besonders groß - eher Durchschnitt. Schlank. Sie hatte eine gute Figur. Aber sie war ein bisschen … sie sah nicht aus wie jemand, der aus einer wohlhabenden Familie kommt.«
    »Neureich?«, fragte Milo.
    »Nein«, erwiderte Koppel. »Eher … Ihre Kleidung war gut, aber vielleicht ein bisschen zu … offensichtlich? Als ob sie auf sich aufmerksam machen wollte. Vielleicht hat sie etwas zu viel Make-up aufgetragen, ich kann mich wirklich nicht erinnern - ich möchte Ihnen nichts Falsches sagen.«
    »Ein bisschen auffällig.«
    Koppel schüttelte den Kopf. »Das war es nicht. Ich möchte nicht grausam sein … sie sah … ein bisschen billig aus. Ihre Haare zum Beispiel. Keine Haare sind von Natur aus so blond, es sei denn, man ist fünf Jahre alt, stimmt’s?«
    »Klingt so, als hätten Sie einen ziemlich genauen Blick auf sie geworfen.«
    »Sie ist mir aufgefallen«, erklärte Koppel. »Sie war hübsch. Und wohlproportioniert. Ich bin ein Mann, Sie wissen ja, wie das ist.«
    Milo lächelte schwach. »Sonst noch was?«
    »Nein, das war’s.« Koppel nahm die Gabel in die Hand. Die Eier waren inzwischen vermutlich kalt. Er spießte einen dicken Klumpen auf und schob ihn sich in den Mund. Die

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