Im Sog der Angst
zwei Burschen mit dem Drehbuch standen auf; sie machten einen verärgerten Eindruck und verließen das Lokal schweigend.
»Bei unserer letzten Unterhaltung erwähnten Sie, dass Ihre Exfrau das Erdgeschoss des Hauses, in dem sie ihre Praxis hatte, für gruppentherapeutische Sitzungen nutzen wollte.«
»Sie sollte mir eine verbindliche Antwort geben, bevor sie … vor ihrem Tod.«
»Hat sie Ihnen irgendwelche Einzelheiten über die Art der Therapie genannt?«
»Nein«, antwortete Koppel. »Wie kommen Sie darauf?«
»Aus keinem besonderen Grund«, sagte Milo. »Wir sammeln immer noch Fakten.«
»Haben Sie irgendwelche Fortschritte gemacht?«
Milo zuckte mit den Achseln.
»Was immer das für eine Gruppentherapie sein sollte«, erklärte Sonny Koppel, »es wird nicht dazu kommen. Albin Larsen rief mich gestern an und sagte, ich könne das Erdgeschoss ruhig anderweitig vermieten. Mary war der Klebstoff, der sie zusammengehalten hat. Jetzt, wo sie nicht mehr da ist, würde es mich nicht überraschen, wenn Larsen und Gull das Mietverhältnis auflösen.«
»Gefällt ihnen das Haus nicht?«
»Ich bin nicht sicher, ob sie bereit sind, die finanzielle Belastung zu übernehmen. Mary hat extrem günstige Bedingungen von mir eingeräumt bekommen. Es gibt keinen Vertrag, die Miete kann jeden Monat neu festgesetzt werden.«
»Werden Sie sie erhöhen?«
»Hey«, erwiderte Koppel, »Geschäft ist Geschäft.«
»Haben Sie Probleme mit ihnen?«
»Ich hatte sehr wenig mit ihnen zu tun. Wie gesagt, Mary hat das Ganze zusammengehalten. Immer wenn es etwas Geschäftliches zu besprechen gab - eine Reparatur, egal was -, war Mary diejenige, die anrief.« Koppel lächelte. »Ich hatte nichts dagegen. Es war eine Gelegenheit für uns, zu reden. Jetzt …« Er verstummte.
»Sie war die Geschäftsfrau«, sagte Milo, »aber es war Larsen, der ihr Interesse an Übergangshäusern geweckt hat.«
»Er machte auf mich den Eindruck eines Mannes mit Ideen«, sagte Koppel. »Aber wenn es um die einfachen Dinge des Lebens ging, dann war Mary gefragt.«
»Mary und Sie.«
»Mit den alltäglichen Vorgängen hatte ich nichts zu tun. Ich verstehe nur etwas von Immobilien.«
»Wie man an öffentliche Mittel kommt«, sagte Milo.
Koppel nickte. Kein Blinzeln, kein Zittern, kein einziger abtrünniger Muskel.
»Hat Ihre Exfrau Sie je um Hilfe gebeten, wenn es darum ging, eine Art staatlicher Beihilfe für die Gruppentherapie zu beantragen, die sie im Erdgeschoss geplant hatte?«
»Warum sollte sie das tun? Was sollte ich denn über Therapie wissen?«
»Sie sind ein Mann mit Köpfchen.«
»In meiner begrenzten Sphäre«, erwiderte Koppel. »Ich hab Ihnen doch gesagt, dass Mary mich nie in beruflichen Fragen konsultiert hat.« Er ließ seine Gabel kreisen. »Es setzt mir zu. Marys Tod. Ziemlich blöd, nicht? Wir waren seit Jahren nicht mehr zusammen, und wie oft haben wir miteinander gesprochen? Einmal im Monat, wenn’s hochkommt. Aber ich muss immer wieder daran denken. Dass jemand, den man kennt, so abtritt.« Er fuhr zärtlich über seinen gewaltigen Bauch. »Das hier ist mein zweites Abendessen. Wenn sich die Probleme häufen, mach ich das gern - mehr essen.«
Als wollte er das illustrieren, steckte er sich zwei Speckstreifen in den Mund.
»Mary war eine Powerfrau«, sagte er zwischen zwei Bissen. »Es ist ein großer Verlust.«
Milo tanzte um das Thema der Häftlingsrehabilitation herum, aber Koppel biss nicht an. Nachdem er bei dem Mann hinter der Theke eine doppelte Portion Roggentoast mit Gelee und Tee mit Honig bestellt hatte, verließen wir ihn, während er Marmeladenpackungen öffnete, und gingen zum Seville zurück.
»Was sollte das jetzt?«, fragte Milo.
»Er wollte dich aushorchen. Und dir mitteilen, dass er nichts über Mary Lous berufliche Vereinbarungen wusste.«
»Uns näher an die Blondine ranschubsen.«
»Näher an Jerry Quick«, sagte ich. »Aufmerksamkeit von sich ablenken.«
»Ein großer Mann, der schnell reagiert. Larsens Anruf hinsichtlich des nicht benötigten Raums im Erdgeschoss - glaubst du, sie brechen die Zelte ab?«
»Wahrscheinlich.«
»Die Blondine, die mit Angie rumgehangen haben soll. Ich frage mich, ob das wirklich passiert ist.«
»Es gibt eine Möglichkeit, das rauszufinden«, sagte ich.
Angela Pauls letzte bekannte Adresse war ein großer Apartmentkomplex mit fünfzig Wohneinheiten ein kurzes Stück westlich vom Laurel Canyon Boulevard und nördlich der Victoria in einem durchschnittlichen
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