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Im Sog der Angst

Im Sog der Angst

Titel: Im Sog der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Teil von North Hollywood. Der Freeway war eine Meile weiter im Süden in der Nähe des Riverside Drive, aber man konnte den Verkehr noch beharrlich dröhnen hören.
    Die Luft war fast zehn Grad wärmer als in der Innenstadt. Auf einem Schild vor dem Gebäude stand, dass man beim Abschluss eines Mietvertrags zwei Monate umsonst Satellitenfernsehen schauen könne und dass es sich um ein Gebäude mit Sicherheitsvorkehrungen handele. Die Sicherheitsvorkehrungen bestanden aus einer Tiefgarage mit Schlüsselkarte und einem Paar niedriger Eingangstore. All das konnte weder den Abfall im Rinnstein noch die unregelmäßigen Flecken auf der Fassade - übermalte Graffiti - verhindern.
    Keine Parkplätze. Milo sagte mir, ich solle den Wagen in einer Halteverbotszone an der Ecke abstellen, er würde den Strafzettel bezahlen.
    Neben den beiden Toren befanden sich jeweils Gruppen von Briefschlitzen. Der Klingelknopf A. Pauls war auf der Nordseite des Gebäudes. Apt. 43. Niemand öffnete. Keine Einheit mit der Bezeichnung »Hausverwalter«. Zurück zum Südtor.
    Apt. 1, kein Name, nur Hvw .
    Es war 23 Uhr 40. Milo drückte auf den Knopf.
    »Hoffen wir, dass es sich um eine Nachteule handelt«, sagte ich.
    »Was bedeutet schon ein bisschen Schlafentzug im Dienst der Gerechtigkeit?«
    Eine Männerstimme sagte: »Ja?«
    »Polizei.«
    »Einen Moment.«
    »Er klang nicht überrascht«, sagte ich. »Vielleicht sind die Mieter interessant.«
    Ein Summen erklang, und wir schoben das Tor auf und gingen hinein.
    Die fünfzig Einheiten waren in zwei Reihen angeordnet, die auf einen langen, rechteckigen Innenhof heruntersahen, in dem sich ein Swimmingpool hätte befinden sollen. Stattdessen gab es vertrocknetes Gras und Liegestühle und einen zusammengebrochenen Sonnenschirm. Zwei graue Metalltüren im Erdgeschoss waren mit der Aufschrift ZUR TIEFGARAGE versehen. Drei Satellitenschüsseln standen am Rand des Flachdachs. Geräusche aus Fernsehern spülten über den Innenhof hinweg. Dann: Musik, der Fetzen einer Stimme, splitterndes Glas.
    Das Apartment des Hausverwalters lag auf der rechten Seite, und ein Mann stand in der offenen Tür. Jung, klein, vielleicht dreißig, mit einem kahl geschorenen Kopf und einem Kinnbärtchen. Er trug eine kurze Turnhose, ein ausgebeultes T-Shirt, auf dem WOLF TRAP 2001 stand, und Gummilatschen.
    Als wir vor ihm standen, sagte er: »Ich hatte uniformierte Cops erwartet.«
    »Haben Sie viel mit Uniformierten zu tun?«
    »Sie wissen schon, Beschwerden wegen Ruhestörung und so.«
    Milo zeigte sein Abzeichen vor.
    »Lieutenant? Liegt was Ernstes vor oder was?«
    »Noch nicht, Mr. …«
    »Chad Ballou.« Er streckte die Hand zu einem Soul-Händedruck aus, überlegte es sich unterwegs anders und drehte sie in die konventionelle Position.
    »Viele Beschwerden wegen Ruhestörung?«, fragte Milo.
    Ballou ließ den Blick über den Apartmentkomplex wandern. »Nicht mehr, als man bei all diesen Leuten erwarten würde. Ich sage den Mietern, sie sollen sich zuerst an mich wenden, wenn es ein Problem gibt, aber manchmal tun sie das nicht. Was mir ganz lieb ist, weil ich wirklich nichts mit ihrem Kram zu schaffen haben will.«
    »Ist die Hausverwaltung ein Ganztagsjob für Sie?«, fragte Milo.
    Chad Ballou sagte: »Mehr oder weniger. Meinen Eltern gehört die Anlage. Ich bin an der California State und studiere klassische Gitarre. Sie sind der Ansicht, ich sollte Informatik studieren. Die Abmachung lautet, ich mache das hier, anstatt dass sie mir nur Geld geben.« Er lächelte fröhlich. »Was ist denn los?«
    »Wir suchen nach Angela Paul.«
    Ballou berührte sein Kinnbärtchen mit der rechten Hand. Seine Fingernägel waren lang und lackiert. Die an der linken Hand waren kurz geschnitten. »Paul … dreiundvierzig?«
    »Das ist sie.«
    »Die Stripperin.«
    »Wissen Sie das definitiv?«
    »Sie hat es auf ihrem Mietantrag angegeben«, sagte Ballou. »Sie hat die Abschnitte der Gehaltsschecks von einem Club mitgebracht, um es zu beweisen. Meine Eltern würden das nicht gutheißen, aber ich hab mir gesagt: Hey, warum eigentlich nicht? Ihr Einkommen ist besser als bei einer Menge dieser Verlierer, die versuchen, hier unterzukommen.« Ballou grinste. »Wenn sie mich den Laden schon schmeißen lassen, kann ich das wohl auch entscheiden. Jedenfalls macht sie keine Probleme, zahlt ihre Miete. Worum geht’s?«
    »Wir wollen ihr im Rahmen einer laufenden Ermittlung ein paar Fragen stellen.«
    »Haben Sie es in ihrem Apartment

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