Im Sog der Angst
meinte auf lange Sicht. Und wie kann ich Ihnen jetzt helfen?«
»Gibt es irgendetwas, das Ihnen eingefallen ist, seitdem die ersten Detectives -«
»Die waren nicht schlecht«, sagte sie. »Ein Er und eine Sie, und er war schwarz. Sie meinten es gut. Anfangs war ich voller Hoffnung, dann nicht mehr. Wenigstens waren sie ehrlich. Sie haben mir erzählt, dass sie nichts erreicht hätten. Der Grund dafür wäre, dass meine Flora so gut war, keinerlei schlechtem Einfluss ausgesetzt. Deshalb müsse es jemand gewesen sein, den sie nicht kannte, und das mache es schwerer. Zumindest haben sie mir das gesagt.«
»Sind Sie anderer Ansicht?«
»Nicht in dem Punkt, dass Flora gut war, aber es gab etwas, das mir Sorgen machte. Eine ganze Weile, bevor es passiert ist, hatte Flora bei der Bewährungshilfe gearbeitet. Sie hat es von Anfang an gehasst, und als ich sie fragte, warum, sagte sie, die Leute, mit denen sie zu tun hätte, gefielen ihr nicht. ›Dann kündige doch‹, hab ich gesagt. Und sie sagte: ›Mom, es ist nur für kurze Zeit, bis ich mein Diplom habe, und die Bezahlung ist gut. Gute Jobs sind schwer zu finden.‹ Ich hab den Detectives das erzählt, worauf sie sagten, sie würden es überprüfen, aber sie bezweifelten, dass es wichtig sei, weil Flora dort seit rund einem Jahr nicht mehr arbeitete.«
»Was hat Flora über die Leute gesagt, mit denen sie zu tun hatte?«
»Nicht mehr als das, und als ich nachfragte, wechselte sie das Thema. Sie wollte nicht, dass ich mir Sorgen machte, nehme ich an. Flora war immer sehr fürsorglich mir gegenüber. Ich hatte gute und schlechte Zeiten, gesundheitlich gesehen.« Der Blick ihrer blauen Augen wurde schärfer. »Glauben Sie etwa, es könnte eine Verbindung zu diesem Laden geben? Ist das der Grund, weshalb Sie hier sindu...«< Ihre Hand zitterte. »Die ersten Detectives schienen sicher zu sein, dass es nicht wichtig war, aber es hat mich trotzdem beunruhigt.«
»Es gibt keine Indizien für eine Verbindung, aber wir schauen uns die Leute näher an.«
»Also wissen Sie schon Bescheid.«
»Brian Van Dyne hat uns davon erzählt.«
»Brian.« Sie lächelte und fuhr mit dem Finger über das Logo von Harrah’s.
»Irgendwelche Probleme zwischen ihm und Flora?«
»Brian?« Sie lachte leise. »Die beiden schienen bereits verheiratet zu sein. Sie waren beide so konservativ, wissen Sie? Flora konnte ihn gut leiden, und er betete sie an.«
»In welcher Beziehung konservativ?«, fragte ich.
»Sie waren alt für ihr Alter. Flora war immer schon so, sie ist schnell erwachsen geworden. Und als sie dann Brian fand, hab ich gesagt: ›Sie hat ihr Pendant gefunden.‹ Floras Vater war ein richtiger Mann. Mr. McKitchen ebenfalls. Das ist mein Typ, aber Flora …« Sie zuckte mit den Achseln. »Ich tue Brian unrecht, Brian ist ein netter Junge. Ich glaube, dass Flora sich für ihn entschieden hat, weil er so anders war als ihr letzter Freund. Der war zwar männlich genug, aber er hatte andere Probleme. Aber darüber wissen Sie ja Bescheid.«
»Inwiefern?«
»Die ersten Detectives haben ihn sich vorgeknöpft, nachdem ich ihnen von seinen Launen erzählt hatte. Sie sagten, er sei über jeden Verdacht erhaben.«
In der Akte hatte nichts über einen ehemaligen Freund gestanden. »Ich habe noch nicht jede Seite gelesen, Mrs. Newsome«, sagte ich. »Über was für eine Art von Launen reden wir?«
»Roy kann ein netter junger Mann sein, aber manchmal geht ihm der Hut hoch. Flora sagte, dass sie manchmal wie auf rohen Eiern gehen müsse, wenn Roy eine seiner Launen habe. Nicht, dass er Flora wehgetan hätte, davon war nie auch nur in Andeutungen die Rede, er hat nicht mal seine Stimme erhoben. Es war seine Ruhe, die sie beunruhigte - sie erzählte mir, er würde in ein langes, kaltes Schweigen verfallen, wo sie ihn nicht erreichen konnte.«
»Er war launisch«, sagte ich.
»Ich glaube nicht, dass Roy irgendwas damit zu tun hatte, was Flora widerfahren ist«, erklärte sie. »Er hat seine Launen, sicher, aber er und Flora sind als Freunde auseinander gegangen, und ich kenne seine Familie schon ewig.« Sie zwinkerte. »Um die Wahrheit zu sagen, Roy hatte gar keinen Grund, Flora etwas zu verübeln. Er war derjenige, der die Beziehung beendet hat. Er hat sich schließlich eine andere Frau genommen, sie war ein bisschen billig, wenn Sie mich fragen. Jetzt lassen sie sich scheiden, und das ist doch wirklich eine unangenehme Sache.«
»Stehen Sie immer noch mit Roy in
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