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Im Sog der Angst

Im Sog der Angst

Titel: Im Sog der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Newsome sei wegen ›Angstgefühlen‹ zu ihr gekommen. Ich beschloss, mit der Tür ins Haus zu fallen, und brachte die Möglichkeit zur Sprache, dass sie einen Knastbruder zum Freund gehabt hätte. Keine Reaktion. Falls sie mir etwas verheimlicht hat, hat sie einen Oscar verdient.«
    »Was hatte sie dazu zu sagen, dass zwei ihrer Patienten innerhalb von vierzehn Monaten ermordet worden sind.«
    »Sie sah ein bisschen geschockt aus, als ich es so formulierte, aber sie sagte, sie hätte es nie so gesehen, die Zahl ihrer Patienten sei derart hoch, dass es nicht wirklich was zu sagen hätte. Mein Eindruck ist, dass die Lady sehr viel zu tun hat, dass sie nicht viel Zeit damit verbringt, sich auf eine Sache zu konzentrieren, einschließlich ihrer Patienten. Das ganze Gespräch fand zwischen Tür und Angel statt. Ich erwischte sie gerade noch, als sie das Gebäude verließ, und brachte sie zu ihrem Mercedes. Sie hatte einen Termin zur Aufzeichnung einer Sendung, und ihr Mobiltelefon klingelte die ganze Zeit. Einer ihrer Partner, ein Typ namens Gull, hatte gerade seinen Mercedes auf dem Parkplatz abgestellt und kam herüber, um Hallo zu sagen. Sie ließ ihn abblitzen, und sein Gesichtsausdruck verriet, dass er das gewohnt war.«
    »Zwei Morde in einer Praxis sind Routinesache?« »Ich hab ihr zugesetzt, Alex. Sie wurde sauer und setzte ihrerseits mir mit der Frage zu, ob die Indizien auf eine Verbindung zwischen Gavin und Flora hinwiesen. Ich konnte nicht in die Details gehen, also musste ich Nein sagen. ›Da sehen Sie‹, sagte sie, ›bei der Größe meiner Praxis ist das ein statistischer Ausreißer.‹ Aber ich bin nicht sicher, ob sie daran glaubte. Ihre Hände lagen auf dem Lenkrad, und ihre Knöchel waren weiß. Sie wurden sogar noch weißer, als ich sie fragte, ob sie irgendwelche Straftäter behandele. Sie sagte, nein, natürlich nicht, ihre Patienten wären alles anständige Leute. Aber vielleicht habe ich ihr Du-weißt-schon-was angestachelt - ihr Bewusstsein -, und ihr fällt noch was ein. Ich werde sie mir in zwei Tagen noch mal vorknöpfen, und ich möchte, dass du dabei bist.«
    »Trotz Spannungen und allem?«
    »Je mehr Spannungen, desto besser in diesem Stadium. Ich will ihr die Hölle heiß machen. Vorher will ich allerdings mit den Bewährungsleuten reden, um zu sehen, woran sie sich noch im Zusammenhang mit Flora erinnern. Außerdem habe ich die Adresse und Telefonnummer von Floras Mutter, und ich würde es wirklich zu schätzen wissen, wenn du Zeit hättest, sie zu besuchen. Ich muss darauf achten, dass ich nicht völlig in den Fall Newsome abdrifte und Gavin und die Blondine sträflich vernachlässige.«
    »Ich versuche es morgen einzurichten.«
    »Danke vielmals.« Er las mir Evelyn Newsomes Telefonnummer und eine Adresse an der Ethel Street in Sherman Oaks vor. »Sie lebt nicht mehr in einem betreuten Wohnheim, sondern ist vor sechs Monaten ausgezogen und lebt jetzt in einem richtigen Haus. Vielleicht hat jemand ein Wundermittel gegen Arthritis entdeckt.«
    »Hast du irgendwas Besonderes, wonach ich fragen soll?«
    »Die dunklen Tiefen des Geisteszustands ihrer Tochter, bevor sie getötet wurde, und welche Freunde Flora vor Van Dyne hatte. Danach kannst du dich allem zuwenden, was dir geboten scheint.«
    »Klingt nach einem Plan.«
    »Oder nach einer ganz guten Kopie. Rat mal, was die Sendung, die Koppel aufzeichnen wollte, für ein Thema hatte.«
    »Kommunikation.«
    Schweigen. »Woher weißt du das?«
    »Reiner Zufall.«
    »Du erschreckst mich.«

11
    Ich rief Evelyn Newsome am nächsten Morgen um zehn Uhr an. Eine Frau mit einer wachsamen Stimme sagte: »Ja?« Als ich ihr erzählte, wer ich war, wurde die Stimme sanfter.
    »Die Polizei war sehr, sehr nett. Gibt es etwas Neues?«
    »Ich würde gern vorbeikommen, um mich mit Ihnen zu unterhalten, Mrs. Newsome. Wir werden noch einmal die gleichen Punkte besprechen, aber …«
    »Sie sind Psychologe?«
    »Wir wollen Floras Fall von allen Seiten betrachten.«
    »Oh. Das ist schon in Ordnung, Sir. Ich kann jederzeit über meine Flora reden.«
    Ethel Street unmittelbar südlich von der Magnolia bedeutete eine Autofahrt von zwanzig Minuten über den Glen, am Ventura Boulevard vorbei und in das Zentrum von Sherman Oaks. Auf dieser Seite der Berge war es zehn Grad heißer als in der Stadt und so trocken, dass es in meinen Nebenhöhlen kitzelte. Der Schleier feuchter Meeresluft war weggebrannt, und über dem Valley spannte sich ein blauer Himmel.
    Evelyn

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