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Im Sog der Angst

Im Sog der Angst

Titel: Im Sog der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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nicht, ob ich das alles auf Ehre und Gewissen sagen konnte. Beth Gallegos war eine unserer besten Beschäftigungstherapeutinnen, ein wirklich tolles Mädchen, und ich fand schrecklich, was sie hatte durchmachen müssen. Ich musste mir die Frage stellen, ob es wirklich für alle das Beste war, wenn Gavin völlig ungeschoren davonkam. Der Junge hatte eindeutig ernsthafte Probleme, also musste er vielleicht eine Lektion erteilt bekommen. Auf der anderen Seite stand hier eine Gefängnisstrafe zur Debatte, und er hatte tatsächlich eine zerebrale Verletzung davongetragen, und er war mein Patient. Ich beschloss, die Bezirksstaatsanwältin anzurufen, die die Anklage vertrat, und sie sagte mir, weil es seine erste Straftat sei, würde er nicht die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommen. Sie sagte, wenn ich ihn an einen Psychiater oder einen Psychologen überweisen würde, wäre das für sie okay. Ich habe ein paar der Psychoburschen gefragt, die hier behandeln, aber sie meinten alle, da bestünde ein Interessenkonflikt, weil sie Beth kannten. Bevor ich weitere Telefonate in der Sache führen konnte, rief mich Mr. Quick an und sagte, er hätte jemanden gefunden, direkt in Beverly Hills, ganz in der Nähe seines Hauses. Er sagte, das wäre wichtig, weil er nicht wollte, dass Gavin zu große Strecken zurücklegen müsste.«
    »Mr. Quick bat darum, dass sein Sohn an Dr. Gull überwiesen wird?«, fragte ich.
    »Er bat darum, ihn an Dr. Koppel zu überweisen, aber sie gab den Ball weiter und schickte ihn zu Dr. Gull. Ich ließ meine Sekretärin Dr. Gulls Referenzen aufrufen und überprüfen, und alles war in Ordnung. Dann rief ich Dr. Gull an, und er machte einen netten Eindruck, und deshalb schrieb ich den Brief.« Er strich seine Krawatte glatt. Der Blick seiner bernsteinfarbenen Augen war eindringlich. »Nun sagen Sie schon, hat es damit ein Problem gegeben? Weil mein Name auf diesem Überweisungsschein steht, und falls es da Probleme geben sollte, würde ich es bestimmt gerne wissen.«
    »Ich kann mir nichts vorstellen, was auf Sie zurückfallen würde.«
    »Das klingt unangenehm mehrdeutig«, erwiderte Singh.
    »Tut mir Leid«, sagte ich, »aber es ist zu früh, um etwas Eindeutigeres zu sagen. Ich werde Sie ganz sicher darüber informieren, wenn sich das ändert.«
    Singh berührte seinen Turban. »Herzlichen Dank.«
    »Haben Sie gehört, dass Gavin nicht bei Gull geblieben ist?«
    »Tatsächlich?«, fragte Singh.
    »Hat Ihnen das niemand gesagt?«
    »Die einzige Mitteilung, die ich erhielt, kam von Gull. Nach einer Woche rief er an, bedankte sich und sagte, alles liefe prima. Danach habe ich nichts mehr von ihm gehört. Was ist passiert?«
    »Gavin kam nicht mit Gull zurecht und wurde an Dr. Koppel überwiesen.«
    »Vermutlich hat sie Zeit für ihn gefunden. Armer Gavin. Trotz allem, was er Beth angetan hat, der Junge hat wirklich Pech gehabt. Nun ja, wenn das alles war, ich habe furchtbar viel zu tun.«
    Er brachte mich zur Tür.
    Ich bedankte mich bei ihm dafür, dass er sich Zeit für mich genommen hatte, und sagte: »Dallas?«
    »Houston. Geboren und aufgewachsen; mein Daddy war Chirurg für Herztransplantationen in Denton Cooleys Team.« Er lächelte. »Cowboys und Indianer und all die guten Sachen.«

27
    Ich kam um kurz nach fünf nach Hause, versuchte es beim Personalbüro der Times und stellte fest, dass es geschlossen hatte. Ich versuchte mich an die Namen von Kollegen zu erinnern, die Ned Biondi erwähnt hatte, und kam auf einen, Don Zeltin, der wie Ned früher Reporter gewesen und jetzt Kolumnist war. Ich rief in der Zentrale des Blatts an, fragte nach ihm und wurde durchgestellt.
    »Zeltin«, sagte eine barsche Stimme.
    Ich begann zu erklären, wer ich war und dass ich mit Ned Kontakt aufnehmen wollte.
    »Klingt kompliziert«, sagte Zeltin. »Sie könnten ein Irrer sein.«
    »Das könnte ich, aber ich bin keiner. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Ned anzurufen...«<
    »Vielleicht hat Ned Ihnen seine neue Nummer nicht gegeben, weil er nichts mehr von Ihnen hören will.«
    »Wäre es eine große Zumutung für Sie, ihn anzurufen und zu fragen? Es ist wichtig.«
    »Psychologe, wie? Meine Exfrau hat beschlossen, Psychologin zu werden. Als sie noch meine Frau war. Ich habe drei Freunde, die in der gleichen Lage sind. Wenn deine Frau davon redet, zurück auf die Psychoschule zu gehen, rufst du besser schon mal deinen Scheidungsanwalt an.«
    Ich lachte.
    »Das ist nicht lustig«, sagte er. »Na ja, eigentlich doch.

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