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Im Sog der Gefahr

Im Sog der Gefahr

Titel: Im Sog der Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Anderson
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Daneben eine Art Radio. Bis auf die Einbauschränke gab es keine weiteren Möbel. Das Bett war ordentlich gemacht, die tiefschwarze Tagesdecke straff und glatt unter den Ecken festgesteckt. Und mitten auf dem Bett lag ein Messer, dessen schimmernde Klinge mit etwas Hässlichem, Dunklem verkrustet war.
    Vom Bürgersteig aus sah Mike, wie Brent Carver auf dem Rücksitz des RCMP -Streifenwagens vorbeifuhr.
    Heiliger Kuhmist!
Er grinste. Dann holte er sein anderes Telefon heraus. Das Einweghandy, das er für die Kommunikation mit Dryzek benutzte. Er wollte nicht mit dem Drecksack sprechen, aber lieber war er der Überbringer der guten Nachrichten, solange sie noch aktuell waren, als bei seinem Anruf überhaupt nichts vorweisen zu können.
    Jemand nahm ab, sprach aber nicht.
    »Rate mal, wen ich gerade auf dem Rücksitz eines Polizeiwagens gesehen habe.«
    Die Stille hielt an.
    »Brent Carver.« Mike ließ ihn glauben, er selbst hätte für Carvers Festnahme gesorgt. Vielleicht hielt ihm das den Drecksack ein paar Tage vom Hals.
    Ein Rascheln in der Luft verriet ihm, dass jemand zuhörte. »Hast du sein Haus durchsucht?«
    »Ja, klar.« Bei dem Gedanken, die Polizei könnte Dryzeks Sachen in Brents Haus gefunden haben, fuhr ihm die Panik in die Glieder. Seine Hände fingen an zu schwitzen. »Da war nichts. Aber da er jetzt von der Bildfläche verschwunden ist, gehe ich zurück und suche noch mal.«
    »Mach es gründlich, Mikey. Keine Fehler. Du weißt, was passiert, wenn du einen Fehler machst.«
    Ausgerechnet in diesem Moment kam seine Mutter mit einem vor Lebensmitteln überquellenden Einkaufswagen aus dem Supermarkt. Fröhlich umwehte ihr blondes Haar ihr Gesicht, als der Wind von Westen her auffrischte. Ein Sturm war im Anzug, und mit sattem Platschen trafen die ersten Regentropfen auf den Staub des Gehwegs. Ihre weichen, strahlenden Augen riefen ihm nur allzu deutlich in Erinnerung, was auf dem Spiel stand. Ebenso wie sein schmerzender Kiefer. »Es wird keine Probleme geben.«
    »Gut.« Die Verbindung wurde getrennt, und Mike wünschte, er hätte das Handy einfach ins Wasser schleudern können.
    Auf der Heimfahrt plapperte seine Mutter über alles Mögliche, von der Dekoration des Wohnzimmers bis zur Anschaffung eines neuen Hundes. Währenddessen überlegte Mike, wie schnell er sich davonstehlen und den Meeresarm überqueren konnte, um Brents Haus zu durchsuchen. Doch als sie zu Hause ankamen, saß sein Vater auf den Stufen vor ihrem Haus, den Kopf in die Hände gestützt. Er sah bleich und krank aus.
    »Grant?« Eilig sprang Mikes Mutter aus dem Transporter. Sie stolperte, fiel aber nicht hin.
    Er rannte zu seinem Vater. »Was ist los, Paps? Geht’s dir gut?«
    Zittrig kam sein Vater auf die Füße. »Es gibt schlechte Nachrichten, Sohn.« Er legte ihm die Hand auf die Schulter und drückte sie.
    Scheiße!
Die Polizei hatte herausgefunden, dass er Milbank von dem Wrack erzählt hatte. Oder jemand hatte die verdammten Drogen oder das Bargeld gefunden, das Dryzek abhandengekommen war, und den Verdacht auf ihn gelenkt. Und jetzt hatte die Polizei nach ihm gefragt. Er machte sich auf alles gefasst und setzte seine unschuldigste Miene auf. »Was?«
    »Gina Swartz.« Scharf sog sein Vater die Luft ein.
    Er zog die Brauen zusammen. »Gina?«
Verdammt!
»Was ist mit Gina?«
    Sein Vater packte ihn jetzt an beiden Schultern. »Sie ist tot, Sohn. Dieses Schwein Brent Carver hat sie umgebracht.«
    Verwirrt schüttelte Mike den Kopf. Dann gaben seine Knie nach, und im nächsten Augenblick lag er am Boden. Er hatte Gina gestern Abend noch gesehen. Da war es ihr gut gegangen. Mehr als gut. Sie konnte nicht tot sein.
    Seine Hände zitterten. »Oh Gott! Ich muss mit der Polizei reden und ihnen sagen, was ich weiß.«
Wer würde jemandem wie Gina etwas antun?
    »Wage es ja nicht!« Seine Mutter gab ihm eine Ohrfeige.
    Mit offenem Mund starrte er sie an.
    »Niemand weiß von euch beiden. Niemand!« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Wenn du der Polizei jetzt erzählst, dass ihr ein Verhältnis hattet, machst du dich nur verdächtig. Lass dich nicht in diese Sache hineinziehen, Mike. Ich will dich nicht verlieren.« Ihre Lippen zitterten. Mike fiel auf, dass ihr Lippenstift verwischt war. Obwohl sie mitten in der Pampa wohnten, war seine Mutter immer makellos geschminkt. Es brachte ihn aus der Fassung, sie so sichtlich erschüttert zu erleben.
    »Wann ist es passiert?«
    »Irgendwann letzte Nacht. Nach Mitternacht, glaube ich.«

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