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Im Sog der Gefahr

Im Sog der Gefahr

Titel: Im Sog der Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Anderson
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regte sich in ihm. Manche Männer hatten keine Ahnung, was für ein Privileg es war, eine Frau zu lieben. Absolut keine Ahnung.
    Er zog sie an sich. Weich und warm lag sie in seinen Armen, und zum ersten Mal in diesem Leben fühlte er sich stark genug, um Trost zu spenden. Kurz darauf entzog sie sich ihm und wischte sich die Tränen ab, die aus ihren Augen treten wollten. Er griff nach einer Haarsträhne, die sich aus ihrem wirren Haarknoten gelöst hatte.
    Sie verharrte in der Bewegung. Starrte ihn an. Sagte nichts.
    In ihrem Kopf ging so vieles vor, und plötzlich wollte Thom sie ergründen, sie verstehen. Statt der erwarteten Schuldgefühle spürte er nur, dass ihm ein kolossales Gewicht von den Schultern genommen wurde.
    »Wohin gehen wir jetzt?«, fragte er.
    Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, und schon war sie wieder die herrische Laura. »Wir gehen in den Supermarkt und kaufen das Nötigste ein. Dann essen wir schnell etwas zu Abend – nicht unser Date-Abendessen, einfach nur etwas zu essen –, und danach gehe ich zu den nächsten Verhören, während Sie uns ein Hotel suchen. Ich kann nicht absehen, wie lange das hier dauern wird.«
    Thom nickte nervös. Sie hatte ihm nicht gesagt, wie viele Zimmer er buchen sollte, und er traute sich nicht zu fragen. Er würde sich zusammenreißen müssen, seinen Kopf benutzen und es selbst herausfinden. ›Seinen Mann stehen‹, wie Finn es nannte. Er richtete sich etwas weiter auf.
    Vor der Wagentür zögerte Laura. Er hielt ihr die Tür auf, damit sie einsteigen konnte, doch sie blieb stehen. »Ich weiß nicht, warum er mir jetzt sympathischer ist, wo ich weiß, dass er ein berühmter Maler ist und nicht nur ein mürrischer Exknacki in meiner Nachbarschaft. An seinem sonnigen Gemüt liegt es sicher nicht.« Falten legten sich auf ihre Stirn. »Bin ich vielleicht so oberflächlich? Sein Reichtum ist es nicht, glaube ich«, sagte sie langsam. »Aber weil ich mich so intensiv von seiner Kunst angesprochen fühle, kann ich mir vielleicht nicht vorstellen, dass jemand, der mich so tief, auf einer so fundamentalen Ebene berühren kann, ein Mörder sein könnte. Noch dazu ein dämlicher Mörder.«
    »Er war es nicht«, sagte Thom.
    Ihr Blick drang tief in seine Seele. »Er könnte Ihre Frau und Kinder umgebracht haben. Alt genug war er damals.«
    Mit plötzlicher Gewissheit schüttelte Thom den Kopf. »Dieser Junge hat nur ein einziges Mal getötet, und zwar, um seinen kleinen Bruder zu beschützen. Er hatte den schlechtesten Anwalt der Welt und hat schließlich mehr Jahre abgesessen, als irgendjemand verdient hätte. Er hat ein gutes Herz.« Aber das war tief verschüttet, und es war zweifelhaft, ob es ihm in diesem Fall helfen würde.
    Laura nickte. »Darauf baue ich.« Dann grinste sie. »Und glauben Sie mir,
ich
bin nicht die schlechteste Anwältin der Welt.« Plötzlich merkte er, dass sein Blick an ihren Lippen hing. »Ich bin in
jeder
Hinsicht Weltklasse. Und wenn Sie Glück haben, finden Sie das auch noch selbst heraus.«
    Holly rumpelte den Weg zu Mike Tobens Haus hinunter. Gerade befragten sie noch einmal alle Einwohner zu dem Mord an Gina Swartz, und mit diesem Mann wollte sie persönlich sprechen. Sie hatten noch keinen hinreichenden Verdacht, um Einsicht in seine Kontobewegungen oder Telefonverbindungen zu bekommen, aber seit sie ihn an jenem Abend in der Bar gesehen hatte, war sie überzeugt, dass es irgendeine Verbindung zwischen ihm und Remy Dryzek gab. Es war eine erbärmlich schwache Spur, eine dieser Ahnungen von Polizisten, die oft genug reine Zeitverschwendung waren, sich aber trotzdem nicht ignorieren ließen.
    Der Wind fuhr in die obersten Zweige der Bäume und ließ sie wild hin und her schwingen. Die Tobens wohnten am Ende eines Wegs außerhalb von Bamfield. Als Holly aus dem Wald herausfuhr, sah sie einen schmalen Meeresarm vor sich. Auf der einen Seite stand ein Haus auf dem Hügel, und unten am Wasser gab es eine Anlegestelle, an der mehrere Boote festgemacht waren. Außerdem lag dort ein Wasserflugzeug, bei dessen Anblick Holly ein eigenartiges Prickeln in der Brust spürte. Mikes Transporter parkte am Wegesrand neben einer kleinen, silbernen Limousine. Windgeschützt auf der Veranda stand ein kleines Motorrad.
    Ein Hund bellte. Der schokoladenbraune Labrador kläffte sich heiser, während er zur Begrüßung so eifrig mit dem Schwanz wedelte, dass er beinahe umfiel.
    Mikes Mutter – die Krankenschwester aus der örtlichen Klinik – trat

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