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Im Sog der Gefahr

Im Sog der Gefahr

Titel: Im Sog der Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Anderson
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Kinderbilder war Holly den Tränen nahe gewesen. Sie hatte nie lange stillsitzen können. Vorsichtig berührte sie die rundliche Wange des Mädchens.
    »Was ist mit dir passiert, Leah? Wohin bist du verschwunden?«
    Sie rief den Autopsiebericht auf. Bianca war eine junge, gesunde Mutter von zwei Kindern gewesen und hatte noch gestillt. Sie war durch stumpfe Gewalteinwirkung auf den Kopf gestorben. Die Autopsie des Babys hatte kein eindeutiges Ergebnis geliefert. Allerdings enthüllte der zerschmetterte Schädel wirklich mehr, als jeder Ermittler brauchen konnte.
    Sie konnte keine DNA -Spuren finden. Dann fiel ihr ein, dass DNA -Profile damals noch gar nicht erfunden waren. Vielleicht hatte Edgefield recht, und der Fall sollte neu aufgerollt werden, auch wenn sich schwer sagen ließ, in welchem Zustand das Spurenmaterial nach so langer Zeit war. Sie nahm ihr Handy und rief Cassy an.
    »Hey.« Cassy klang elend.
    »Was ist los?«
    »Die Ergebnisse der DNA -Tests sind da.«
    Aufregung meldete sich. »Du hast sie schon fertig? Ehrlich?«
    »Was soll ich sagen, ich bin halt gut. Ich habe auf diesem Laken zwei DNA -Sätze gefunden. Den des Opfers und den eines Unbekannten.«
    »Im System?«, fragte Holly, bevor sie sich bremsen konnte.
    »Nicht direkt«, sagte Cassy langsam.
    »Ach verdammt! Du solltest nicht mit mir darüber sprechen. Ich arbeite nicht mehr an dem Fall.«
    »Was?«
    »Cassy.« Holly stützte den Kopf in die Hand. »Ich hab es versaut.«
    »Wie?«
    Holly schluckte. Sie würde ihre Fehler nicht leugnen. Nicht mehr. »Ich hatte Sex mit jemandem, der in die Ermittlungen verwickelt ist.«
    »Nie im Leben.«
    »Oh doch. Ich habe es wirklich getan. Zum Beweis hatte ich zwei, vielleicht auch drei Orgasmen. Und weißt du, was das Schlimmste ist? Ich will es wieder tun. Aber ich kann ihm nie wieder unter die Augen treten.«
Herrgott!
Sie schlang den Arm um ihre Knie. Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn.
    »Aber«, platzte Cassy heraus, »du bist doch sonst immer so seriös … so langweilig!«
    Holly stieß ein leises Lachen aus. »Na, vielen herzlichen Dank. Ich weiß das sehr zu schätzen. Seriös, langweilig, höchst unmoralisch und an der Grenze zur Kriminalität. Die optimale Kombination für eine Polizistin.«
    »Heilige Scheiße, Holly, das kann nicht dein Ernst sein!«
    »Es ist mein Ernst.« Innerlich wurde sie wieder kalt. Scham wallte auf. Das Gleiche würde sie ihrem Vater erzählen müssen, und der Gedanke daran brachte sie um.
    »Oh Gott …« Cassy klang, als würde sie gleich in Ohnmacht fallen.
    »Alles okay?«
    »Es ist nur … es ist …« Holly konnte hören, wie ihre Freundin tief durchatmete, wie um sich zu beruhigen. »Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll.«
    »Wenn es um die DNA geht, musst du Furlong anrufen und ihn ins Bild setzen.«
    »Du musst es zuerst erfahren.«
    »Ich bin raus aus dem Fall, Cass.« Sie ging im Zimmer auf und ab. Sie hätte nicht anfangen sollen, von Sex zu reden, denn jetzt fühlte sie sich verwundbar und kribbelig. Sie musste wieder in die Spur kommen. »Allerdings habe ich eine Frage zu älterer DNA …«
    »Holly …«
    »Was?«, fragte sie ungeduldig. Die Gedanken an Finn und dass sie ihn vermisste, brachten sie aus dem Konzept. Sie brauchte ihre Arbeit.
    »Die DNA von dem Unbekannten auf dem Laken, die du mir geschickt hast. Ich habe mir die mitochondriale DNA in den Hautzellen angesehen – mitochondirale DNA wird
nur
über die Mutter vererbt. Und in der mütterlichen Linie habe ich eine vollständige Übereinstimmung mit jemandem im System gefunden.«
    Gespannte Erwartung brannte in Hollys Nerven. »Das musst du Furlong erzählen, nicht mir«, beharrte sie.
    »Hör mir zu. Ich habe es durch die CODIS -Datenbank laufen lassen und mit jedem DNA -Profil abgeglichen, das ich im System habe, wie du gesagt hast. Dabei habe ich wahrscheinlich gegen mehr Datenschutzgesetzte verstoßen, als du zu wissen brauchst.«
    Holly wand sich.
    »Erinnerst du dich an unseren letzten Fall, als wir deine DNA nehmen mussten, um sie von dem Messer zu eliminieren, mit dem dieser Mistkerl dich angegriffen hatte?«
    Damit sie ihre DNA von der seiner Frau unterscheiden konnten, die er umgebracht hatte. »Ja.« Sie kamen gewaltig vom Kurs ab. »Was hat das alles mit …«
    »Die Übereinstimmung besteht mit
dir
, Holly. Eine volle Übereinstimmung in der mütterlichen Linie. Daher habe ich auch die Kern- DNA abgeglichen, was keine eindeutige Übereinstimmung ergeben hat.

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